Falsche Ortswahl
Der Auftrag an die IT eines Chemiekonzerns war es, in Asien Möglichkeiten für einen extern in Auftrag gegebenen Betrieb der weltweit genutzten SAP-Landschaft zu prüfen. Während das Management - Gesellschafter war ein Private Equity Fond - unbesehen den global ausgerichteten IT-Anbietern vertraute, entschied sich die IT-Führung angesichts der geschäftskritischen Systeme für eine Inaugenscheinnahme der Gegebenheiten vor Ort.
Geprüft wurden letztlich sieben Rechenzentren in Singapur und Malaysia. Nur zwei Anbieter erfüllten die Anforderungen für einen Betrieb geschäftskritischer SAP-Systeme, wobei neben den Einrichtungen des Rechenzentrums unter anderem die Fähigkeiten des operativen Personals hinterfragt wurden.
Drei der Rechenzentren wiesen erhebliche Defizite sowohl in bautechnischer (unter anderem Gebäudesicherheit, Standortbedingungen) als auch in sicherheitstechnischer (ungenügende oder fehlende Ausstattungsmerkmale, unter anderem Kühlung, Brandschutz, Verkabelung, Personenführung) Hinsicht auf. So befand sich ein Rechenzentrum im Parkhaus einer Mall mit eigener Tankstellenzufahrt, ein zweites in einer der oberen Etagen eines Bürohochhauses (eine in Asien durchaus häufig anzutreffende Praxis), wo in einem Großraumbüro per Leichtbauweise ein Kubus zur Nutzung als Server-Raum abgetrennt war.
Keine SAP-Kenntnisse vor Ort
Das vorgeblich eigene SAP-Personal erwies sich zudem als ein offenbar frisch subkontrahierter Partner in Indien. Eine ebenerdig gebaute Holzbaracke schließlich, die hinsichtlich Brandschutz und Gebäudesicherheit schon geringen Ansprüchen nicht zu genügen vermochte, stellte sich als das dritte mangelhafte Rechenzentrum heraus. Bei zwei weiteren Anbietern waren die vorgefundenen Gegebenheiten mit bestimmten bau- und ausstattungstechnischen Einschränkungen behaftet. Die damit verbundenen Risiken wurden transparent gemacht und bewertet.
Eine Tragbarkeit der Risiken hätte im Zusammenspiel mit einem entsprechenden Risikoabschlag beim Preis zu einer Nutzung der angebotenen Rechenzentrumszellen führen können. Nicht zu überzeugen indes vermochten diese beiden Anbieter in fachlicher Hinsicht. Das als langjährig erfahrene SAP-Operatoren jeweils präsentierte Personal (angeblich mit über sieben Jahren Berufserfahrung) konnte bereits Standardfragen zur SAP-Basis nicht unmittelbar beantworten.