Die Sicherheit von Produktionsanlagen, Forschungseinrichtungen und Bürogebäuden ist seit jeher eine Angelegenheit, der in Unternehmen und Verwaltungen selbstverständliche Aufmerksamkeit widerfährt. Für den Schutz der eingesetzten IT-Infrastruktur und -Systeme gilt das seltener. Die Gründe dafür variieren von Organisation zu Organisation: Bestehende Risiken werden unterschätzt, Kosten gescheut, Erfordernisse fragwürdig priorisiert, Mahner in der IT nicht gehört.
Dass in vielen Vorstandsetagen nach wie vor solide IT-Kompetenz fehlt, verschärft die Situation regelmäßig. Auch verlassen sich immer mehr Unternehmen auf externe Dienstleister, etwa mittels Outsourcing und Cloud Computing. Diese reklamieren für sich, über die für den Betrieb von IT-Systemen im Vergleich zuverlässigeren und sichereren Rechenzentrumsumgebungen zu verfügen. Dabei ist die physische Rechenzentrumssicherheit nur eine von zahlreichen sicherheitskritischen Komponenten an dieser Stelle, die logische Sicherheit der Daten eine weitere und komplexere zudem.
Externe IT-Dienstleister sollten über Rechenzentrums-Know-how verfügen
Rechenzentrumssicherheit erscheint vordergründig langweilig und kommod. Beim näheren Hinsehen - was stets empfehlenswert ist - erweist sie sich überraschend als ein häufig ungenügend bewältigtes, jedenfalls immer wieder aufs Neue zu bewältigendes Thema für Unternehmen, Verwaltungen und selbst für IT-Dienstleister.
Hierzu zwei Beispiele aus der Praxis:
Wenn ein Bach unter dem Rechenzentrum durchfließt
Ein europäisches Bankhaus hatte einen seiner geschäftlichen Schwerpunkte im Wertpapierhandel. Dafür verfügte es über zwei Rechenzentrumszellen, unter anderem zum redundanten Betrieb seiner wichtigsten Handelssysteme und Kundendatenbanken. Eine der Zellen, das Backup-Rechenzentrum, befand sich im Hauptgebäude der Bank selbst, während die Zwischenetage in einem gemischtgewerblichen Gebäudekomplex als Primärrechenzentrum diente. Unter diesem Hauptrechenzentrum lag ein Parkdeck, darüber befanden sich Einkaufsetagen sowie Wohnungen. Eine der Hauptverkehrsadern der Stadt führte unmittelbar an dem in einen Steilhang hineingebauten Komplex vorbei.
Im Hauptrechenzentrum bot eine Stahltür Zugang zu einem Zwischenraum mit einem Rohr von rund zwei Meter Durchmesser. Darin wurde durch den Felsabhang ein Bach talwärts geführt direkt am Doppelboden vorbei. Der Bank war das latente Risiko bekannt, der Entscheidungsprozess, Neubau oder Anmietung von Rechenzentrumsfläche, zog sich indes über Jahre hin. Das Risiko wurde derweil täglich hingenommen.