Das Aus von ProMarkt, Umstrukturierungen bei EP und Euronics, Gerüchte um Cyberport und Getgoods – in der Elektronikbranche brodelt es. Auch in Österreich gab es mit der Insolvenz von Niedermeyer im Frühjahr 2013 einen vielbeachteten Ausfall. So verwundert es nicht, dass nun Berichte über einen Liquiditätsengpass bei der Elektronik-Kette DiTech in der Alpenrepublik für große Aufmerksamkeit sorgten.
DiTech wurde vor 14 Jahren gegründet und beschäftigt aktuell 320 Mitarbeiter an 22 Standorten in ganz Österreich. Neben einem klassischen Mischangebot aus IT und CE bietet DiTech auch die Computer-Eigenmarke dimotion an. 2012 erwirtschaftete das Unternehmen insgesamt einen Umsatz von 120 Millionen Euro, davon 33 Millionen (28 Prozent) über seinen Onlineshop unter Ditech.at. Laut dem jährlichen Umsatz-Ranking des EHI Retail Institute ist das Unternehmen damit in Österreich der umsatzstärkste Onlineshop im Produktsegment „Computer, Unterhaltungselektronik, Handys, Zubehör“.
„Liquiditätsengpässe sind branchenüblich“
Nachdem das Online-Magazin Futurezone vergangene Woche unter dem Titel „Rasches Wachstum fordert Tribut – DiTech sucht Geldgeber“ darüber mutmaßte, ob sich das Unternehmen mit seiner Filialexpansion übernommen habe, sorgte nun DiTech-Gründer und Geschäftsführer Damian Izdebski mit einer Stellungnahme für Klarheit: „Nach einem starken Investitionsjahr ist es zu kurzzeitigen Liquiditätsengpässen gekommen, die aber weder substanziell gefährdend, noch branchenunüblich sind.“ Im Gespräch mit den Partnerbanken habe man daraufhin die Investitionsfinanzierung sicherstellen können und somit eine gute Grundlage für das weitere Wachstum gelegt: Investitionen von 6,9 Millionen Euro in den letzten 5 Jahren sollen nun gemeinsam mit neuer Liquidität den Weg zu der Umsatzschwelle von 200 Millionen Euro ebnen – aber auch höhere Gewinne möglich machen:
„Nach der Finanzierungszusage unserer Partnerbanken ist unser working capital stärker als je zuvor und wir freuen uns auf ein gutes Weihnachtsgeschäft“, erklärt Izdebski. Darüber hinaus würden sich nun die Investitionen der letzen Jahre zu rechnen beginnen und werde sich damit auch die Gewinnsituation der Zukunft ins Positive drehen: „Aufgrund unseres Alleinstellungsmerkmals was Beratung, Service und Reparatur im Computerhandel angeht, werden wir weiter schnell wachsen und unseren großen Mitbewerbern weiter Marktanteile wegnehmen. Je größer wir werden, umso besser werden unsere Konditionen. Unsere Kunden profitieren von attraktiven Preisen und unser Unternehmen von einer besseren Margenstruktur.“
Flächen werden immer weniger rentabel
Interessant für den deutschen Wettbewerb ist die Situation in Österreich nicht zuletzt deshalb, weil sich hier in kleinerem Maßstab ganz ähnliche Probleme beobachten lassen wie hierzulande. So berichtete der österreichische Elektronik-Retailer Hannes Majdic kürzlich gegenüber dem Branchenblatt Elektrojournal über eine „Branche vor der Zerreißprobe“: „Mit der Fläche hat der gesamte Elektrohandel zunehmend Probleme“, so der Unternehmer, der neben zwei Retail Stores auch den Online-Händler Electronic4You betreibt. Im Online-Handel erlöse man im Vergleich zur Fläche mit dem gleichen Einsatz das Fünffache an Umsatz, berichtet Majdic. Gute Erfahrungen hat der Unternehmer zudem mit österreichweit verteilten Abholshops für Electronic4You. „Unsere Pickup-Stores machen mehr Umsatz, als jeder Einzelhändler“, so Majdic gegenüber Elektrojournal.
Vor diesem Hintergrund bleibt die Frage offen, inwiefern es sich bei den überwundenen Liquiditätsproblem von DiTech nur um eine vorübergehende Schwäche handelt, oder nicht doch grundsätzliche Fragestellungen dahinterstehen: Eine Online-Quote von 30 Prozent dürfte kaum reichen, um ein defizitäres Store-Netzwerk mittelfristig zu finanzieren. Und das Urteil der österreichischen Tageszeitung Die Presse über Niedermeyer könnte auch für DiTech – und ähnliche mittelgroße deutsche Elektronikhändler – zutreffen: „Niedermeyer wurde zu einem Händler, der eigentlich alles hatte, aber doch nie das, was man gerade brauchte.“ (mh)