Image-Schaden für Media-Saturn-Tochter

Nun auch Preisfehler bei Redcoon



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Die Kette der Preisfehler reißt nicht ab: Zum Jahreswechsel hat Redcoon ein Nikon-Kameraset fälschlicherweise für 149 Euro statt für 549 Euro angeboten. Kurios ist, dass der Elektronikversender die Digitalkamera bei eBay aber inzwischen für 329 Euro verkauft.
Nikon-Kameraset: Erst Preisfehler, dann im Redcoon-Shop ausverkauft, jetzt bei eBay als Wow!-Angebot
Nikon-Kameraset: Erst Preisfehler, dann im Redcoon-Shop ausverkauft, jetzt bei eBay als Wow!-Angebot

Nach den Preisfehlern bei Notebooksbilliger.de und Amazon.co.uk hat es rund um den Jahreswechsel auch den zu Media-Saturn gehörenden Elektronikversender Redcoon erwischt: am 30. Dezember hatte der Online-Händler die Nikon-Digitalkamera D3200 in einem Set mit Tasche und 16GB-Speicherkarte für 349 Euro angeboten. Mit einem zugehörigen Gutscheincode im Wert von 200 Euro kostete das Kameraset aber nur noch 149 Euro - und damit gut 200 Euro weniger als bei anderen Online-Händlern. Auch im Fall von Redcoon machte das Schnäppchenportal MyDealz auf das unwahrscheinlich günstige Angebot aufmerksam und sorgte damit für ein beträchtliches Bestellaufkommen.

Erst am Morgen des Silvestertages kennzeichnete Redcoon mit einem Posting bei Facebook das Angebot als Preisfehler: "Entschuldigung! Wo Menschen arbeiten, passieren leider auch Fehler. Heute müssen wir uns für eine Verkettung von Missgeschicken entschuldigen. Wir haben Euch enttäuscht und das tut uns leid", heißt es in dem Statuspost. Bei einem Artikel, der eigentlich 549 Euro koste, sei der falsche Angebotspreis einfach nicht möglich. Redcoon habe das Gerät so günstig angeboten, dass dem Unternehmen durch den Verkauf ein sehr hoher finanzieller Schaden entstanden wäre. "Binnen kürzester Zeit wurde das günstige Angebot von Schnäppchenportalen verbreitet", heißt es auf der Facebook-Seite von Redcoon weiter, "daraufhin gingen fast gleichzeitig tausende Bestellungen ein. Hier konnte unser Shopsystem die eingehenden Bestellungen nicht schnell genug verarbeiten, so dass mehr Bestellungen eingingen, als wir Ware auf Lager hatten. Eine System-E-Mail informierte daraufhin über den Überverkauf."

Der zentrale Satz der Stellungnahme von Redcoon: "Wir müssen alle Bestellungen anfechten, auch bei bereits ausgelieferter Ware." Denn offensichtlich war ein Teil der bestellten Kamerasets bereits verschickt worden, bevor der Preisfehler von dem Online-Händler festgestellt wurde. Bei MyDealz posteten in den darauffolgenden Tagen einzelne Nutzer Bilder der zu dem fehlerhaften Schnäppchenpreis gelieferten Bestellungen. Wie schon im Fall des Notebooksbilliger-Preisfehlers kündigten einzelne MyDealz-Nutzer an, rechtlich um die Gültigkeit des Angebots kämpfen zu wollen.

Schlechtes Handling sorgt für Image-Schaden

Auch wenn sich die Entschuldigung von Redcoon bei Facebook recht sympathisch liest, wurde der Preisfehler durch offensichtlich mangelhafte Prozesse bei dem Elektronikversender verschlimmert. Nicht nur, dass ein Teil der Bestellungen verschickt wurde, auch beim Handling der Anfechtungsmails und der Payment-Prozesse machte der Online-Händler Fehler. So wurde Kunden per Mail angeboten, die Kamera zum ursprünglichen Preis von 549 Euro zu kaufen - von dem zum Angebot gehörigen Gutschein von 200 Euro war dagegen keine Rede mehr. Auch wurde bei einzelnen Bestellungen noch nach der Anfechtung der Bestellung die Kreditkarte um den fehlerhaften Betrag belastet.

Endgültig brachte Redcoon die Gemüter zum Kochen, als der Online-Händler das gleiche Nikon-Kameraset am Neujahrstag bei eBay als "Wow!-Angebot" zum Preis von 329 Euro anbot. Einen Tag zuvor hatte das Unternehmen bei Facebook sowie in Kunden-Mails dagegen noch von einem "Ausverkauf wegen Überverkauf" gesprochen. "Die Kommunikation zu der Geschichte ist einem Unternehmen dieser Größe nicht würdig", lautete einer der freundlichen Kommentare dazu auf Facebook. Andere Nutzereinschätzungen reichten von "unprofessionell und unseriös" bis hin zu "Kundenver**schung als Leitmotiv". Für die Media-Saturn Tochter dürfte der Preisfehler deshalb mit einem unschönen Image-Schaden verbunden sein. Und für die Verantwortlichen bei Redcoon wird gleich an ihren ersten Arbeitstagen die Frage im Mittelpunkt gestanden haben, wie es zu dem Fehler - und dem schlechten Handling - kommen konnte. (rw)

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