Faltbares Smartphone zum erschwinglichen Preis

Motorola Razr 50 im Test

17.10.2024
Von  und Jon Mundy
Denise Bergert ist Fotografin und IT-Journalistin aus Chemnitz.
Ein größeres Cover-Display und ein intelligentes Design bringen Motorolas faltbaren Einsteiger näher an die Spitze der Clamshell-Smartphones. Welche Kompromisse Kunden beim Kauf eingehen müssen, klären wir im Test der PC-Welt.

Pro

Erschwinglicher Preis für ein faltbares Smartphone

Cover-Display nützlicher als beim Vorgänger-Modell

Veganes Lederdesign ist attraktiv und praktisch

Kontra

Schlechte Leistung

Mittelmäßige Kameras

Fazit

Das Motorola Razr 50 bietet ein weitgehend vergleichbares Erlebnis wie das High-End-Modell mit “Ultra”-Namenszusatz, jedoch in einem viel günstigeren Paket und mit einem größeren Cover-Display. Die Leistung und die Kameraqualität sind nicht so gut, wie wir gehofft hatten. Im Vergleich zum Galaxy Z Flip 6 von Samsung ist das Razr 50 jedoch ein Schnäppchen.

Faltbare Smartphones sind noch immer sehr teuer. Die Ausnahme macht das Motorola Razr 40. Das Smartphone unterbot zum Launch im vergangenen Jahr den Preis des Samsung Galaxy Z Flip 5 dank einiger gut durchdachter Kompromisse um mehrere hundert Euro.

Auch in diesem Jahr kann das Motorola Edge 50 das Galaxy Z Flip 6 mit einer UVP in Höhe von 899 Euro unterbieten. Noch günstiger geht es mit dem Nubia Flip 5G. Hier müssen Sie jedoch noch mehr Kompromisse in Kauf nehmen.

Das Motorola Edge 50 verfügt nicht über die bahnbrechenden Funktionen des Flaggschiffs Motorola Edge 50 Ultra, das unserer Meinung nach eines der aktuell besten faltbaren Smartphone ist. Aber das Edge 50 bietet ein weitgehend gleichwertiges Erlebnis zu einem weitaus günstigeren Preis. Wir haben das Edge 50 ausgiebig getestet. Wie gut das Smartphone dabei abgeschnitten hat, erfahren Sie in den folgenden Zeilen.

Design & Verarbeitung

  • Rückseite aus veganem Leder in drei Farben erhältlich

  • Größerer Cover-Screen

  • IPX8-zertifiziert

Motorola hat mit dem Razr 40 ein ansprechendes, faltbares Klappdesign entwickelt und ist beim Razr 50 dem gleichen Konzept treu geblieben. Es mutet weicher und wärmer an, als das Samsung Galaxy Z Flip 6 mit seinem industriellen Design.

Der Aluminiumrahmen ist runder als beim Vorgänger-Modell und verschmilzt mit den Rändern des mit Corning Gorilla Glass Victus beschichteten Displays. Die Rückseite und ein kleiner Streifen der gegenüberliegenden Hälfte sind mit veganem Leder überzogen.

Dieses Material besteht im Wesentlichen aus Kunststoff, weist aber eine griffige Textur auf, die der von echtem Leder ähnelt. Damit liegt das Razr 50 sehr gut in der Hand, vor allem, wenn Sie es häufig auf- und zuklappen. Ich fand, dass sich das Scharnier des Razr 50 leichter bedienen lässt als das des Galaxy Z Flip 6, obwohl es nur etwa ab der viertelgeöffneten Position hält. Die Rückseite aus veganem Leder ist zudem nicht so anfällig für Kratzer wie die Glasrückseite des Z Flip 6.

Motorola hat beim Razr 50 ein größeres Cover-Display verbaut. Damit fühlt sich das Smartphone nicht mehr so sehr wie ein Spielzeug. Das Razr 50 ist nicht so dünn wie das Flip 6, aber 7,25 Millimeter im geöffneten Zustand sind auch nicht sonderlich dick. Im geschlossenen Zustand fühlt es sich etwas massiver an, obwohl die Dicke von 15,9 Millimetern durch die abgerundeten Kanten und die kleine, quadratische Grundfläche ausgeglichen wird. Mit 188 Gramm ist es zudem relativ leicht.

Das Edge 50 ist nun nach IPX8 wasserdicht. Wirklich staubresistent ist es jedoch noch immer nicht. Aber auch Samsung hat es nicht geschafft, die Lücken im Scharnier vollständig zu schließen. Das Ergebnis: Sie werden sich mit dem Razr 50 auch weiterhin am Strand oder im Schwimmbad nicht wirklich sicher fühlen.

Das Edge 50 ist in drei Farbversionen erhältlich. Koala Grey und Beach Sand bieten gedecktere Töne. Mein Testgerät leuchtete in der Farbe Spritz Orange. Unter der flachen Einschalttaste an der rechten Kante befindet sich ein reaktionsschneller Fingerabdrucksensor. Er bietet ein gutes haptisches Feedback. Wenn Sie das Smartphone jedoch nicht in der Hand halten, ist der Sensor nur schwer zu bedienen.

  • Bildschirm & Lautsprecher

  • 6,9-Zoll-Innendisplay

  • 3,4-Zoll-Cover-Display

  • Innen-Display mit 120-Hertz-Bildwiederholfrequenz

Das Wichtigste am Razr 50 ist nicht sein 6,9-Zoll großes AMOLED-Klapp-Display, sondern sein neues Cover-Display. Das Razr 40 aus dem letzten Jahr hatte ein winziges 1,5-Zoll-Display, das etwas veraltet wirkte. Die diesjährige Version wurde auf 3,9 Zoll vergrößert. Sie bietet eine Auflösung von 1.056 x 1.066 Pixeln und eine Bildwiederholfrequenz von 90 Hertz.

Das Cover-Display ist damit größer und schärfer als beim Galaxy Z Flip 6. Es umschließt auch die beiden Kameramodule, anstatt sie wie beim Flip in einem ungünstigen Winkel abzuschneiden. Es ist erwähnenswert, dass das Samsung Galaxy Z Flip 6 mit 1.199 Euro ein deutlich teureres Smartphone ist.

Obwohl es kleiner ist als beim Razr 50 Ultra, bietet das Cover-Display die gleichen Funktionalitäten. Sie können bestimmte Apps auf diesem Bildschirm ausführen oder ihn für Widgets wie bei der Galaxy-Z-Flip-Serie nutzen.

Bei der Bedienung des Cover-Displays schneidet das Edge 50 meiner Meinung nach besser ab als die Samsung-Konkurrenz. Am nützlichsten fand ich die Widgets Wetter und Kalender. Mit dem Youtube-Musik-Widget können Sie Musik überspringen und pausieren, ohne dafür das Smartphone aufklappen zu müssen.

Die meiste Interaktion findet jedoch auf dem Innen-Bildschirm statt. Es handelt sich um ein 6,9 Zoll großes LTPO-AMOLED-Display mit einer Bildwiederholfrequenz von 120 Hertz. Letzteres ist zwar eine Verschlechterung gegenüber den 144 Hertz des Razr 40, aber es ist ein guter Kompromiss in Hinblick auf die Akkulaufzeit.

Der Hauptbildschirm erreicht dem Hersteller zufolge eine Spitzenhelligkeit von 3.000 Nits. Dieser Wert gilt jedoch nur für HDR-Inhalte. Bei ausgeschalteter automatischer Helligkeit habe ich eine Helligkeit von 492 Nits für den gesamten Bildschirm gemessen. Das ist anständig, kann jedoch nicht mit den klappbaren Flaggschiffen mithalten.

Das Cover-Display des Razr 50 ist viel angenehmer zu bedienen als das des Galaxy Z Flip 6.

Die Motorola-Designer haben es fast geschafft, dass auf dem Innen-Display im aufgeklappten Zustand keine Falte entsteht. Sie können zwar immer noch den Knick auf halber Höhe des Bildschirms sehen und fühlen, aber er ist nicht mehr so stark ausgeprägt. Das Display wird von zwei Stereolautsprechern flankiert. Besonders gut sind die jedoch nicht. Der Sound ist dünn und schwammig, zumindest im Vergleich zu den Flaggschiffen der Konkurrenz.

Specs & Leistung

  • Schwacher Mediatek Dimensity 7300X-Prozessor

  • 8 GB RAM

  • 256 GB interner Speicher

Motorola hat offensichtlich einige Einsparungen vorgenommen, indem es den Mittelklasse-Chip Snapdragon 7 Gen 1 des Razr 40 durch den Mediatek Dimensity 7300X ersetzt hat. Dabei handelt es sich um einen gleichwertigen Mittelklasse-Prozessor. Daraus ergibt sich im Vergleich zum Vorgänger eine sehr ähnliche CPU- und GPU-Leistung. Der fehlende Fortschritt ist schade, vor allem, weil das Razr 40 zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung schon nicht als Top-Performer galt.

Bei meinem Test habe ich in Alltagssituationen immer wieder Verzögerungen und Stottern bemerkt. Es lässt sich zum Beispiel nicht so schnell entsperren wie ein echtes Flaggschiff, und bei der Navigation oder beim Wechsel zwischen geöffneten Apps kam es zu gelegentlichen Mikropausen.

Es fühlt sich nicht wirklich langsam, aber auch nicht wirklich reaktionsschnell an. Die 8 Gigabyte Arbeitsspeicher sind durchschnittlich und sollten ausreichen, um alltägliche Aufgaben flüssig zu erledigen. Der interne Speicher ist mit 256 Gigabyte relativ groß bemessen. Es gibt jedoch keinen Micro-SD-Steckplatz, um den Speicher zu erweitern.

Was das Spielen angeht, so ist “Genshin Impact” auf die niedrigsten Grafikeinstellungen voreingestellt und bleibt auch auf mittleren Einstellungen spielbar. Mit dieser mittleren Konfiguration läuft der Titel aber alles andere als flüssig. Wenn Sie ein Gaming-Kraftpaket zu diesem Preis erwarten, sollten Sie sich nach einem Modell ohne Falt-Feature umsehen.

Kameras

  • 50-Megapixel-Hauptkamera

  • 13-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera

  • 32-Megapixel-Frontkamera (Hauptkamera funktioniert aber viel besser für Selfies)

Das Razr 50 bietet die gleiche Hauptkamera wie das teurere Razr 50 Ultra – ein 1/1,95-Zoll-Sensor mit 50 Megapixeln, einer maximalen Offenblende von f/1,7 sowie mit Phasenerkennungsautofokus (PDAF) und optischer Bildstabilisierung (OIS). Durch den langsamen Prozessor und dem Fehlen der Photo Enhancement Engine von Motorola werden die Fotos jedoch nicht so gut wie beim Razr 50 Ultra. Das Razr 50 hat außerdem die Angewohnheit, die Farben unnatürlich aufzupumpen.

Motorola-Razr-50-3
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Egal, ob ich Menschen, Sushi oder Blumen fotografiert habe, die Schnappschüsse sahen für mich allesamt zu stark bearbeitet aus. Bei hellen Lichtbedingungen gab es viele Details und eine vernünftige HDR-Implementierung, aber ich bemerkte auch einige überstrahlte Highlights. Bei Aufnahmen in Gebäuden konnte ich einige ausgewogene Ergebnisse erzielen.

Auf gute Nachtaufnahmen sollten Sie jedoch nicht hoffen. Sie wirken recht flach und die Highlights brennen bei künstlichen Lichtquellen oft aus. Auch hier gilt: Gute Fotos sind möglich, aber wir hätten vom Razr 50 mehr erwartet.

Motorola hat sich für ein traditionelles 13-Megapixel-Ultraweitwinkelobjektiv entschieden, anstatt dem Ultra zu folgen und auf ein Teleobjektiv mit 2-fach-Zoom umzusteigen. Meiner Meinung nach sind die Fotos der Ultraweitwinkelkamera nicht besonders gut. Die Aufnahmen haben nicht die Klarheit und Schärfe des Hauptsensors. Sie sind ausreichend, aber ich hatte mir mehr erhofft. Mit den Ultraweitwinkelkameras des Google Pixel 9 und des Galaxy S24 erzielen Sie bessere Ergebnisse.

Die einzigen Fotos, die beim Razr 50 beeindrucken können, sind Selfies. Das hat jedoch nichts mit der 32-Megapixel-Frontkamera zu tun. Sie ist ausreichend, aber dank der faltbaren Natur des Razr 50 weitgehend auf Videoanrufe beschränkt. Das Cover-Display zeigt standardmäßig eine Kamera-Vorschau an, was bedeutet, dass Sie die Hauptkamera für Selfies verwenden können.

Die Qualität dieser Bilder ist im Vergleich zu denen der Frontkamera um Längen besser. Sehen Sie sich diese beiden Aufnahmen an, bei denen Sie links die Selfie-Kamera und rechts die Kombination aus Hauptkamera und Cover-Display sehen.

Motorola hat für Selfies auch einige nette kleine UI-Funktionen eingebaut. Sie können ein animiertes Smiley-Gesicht erscheinen lassen, um Ihre Motive zum Lächeln zu bringen. Sie können das Handy auch halb geöffnet auf eine flache Oberfläche legen und Ihre Handfläche an die Kamera halten, um einen Countdown-Timer zu starten. Das funktioniert sehr gut.

Egal, ob Sie Menschen, Sushi oder Blumen fotografieren, ich fand die Schnappschüsse zu stark bearbeitet.

Halten Sie das Smartphone halb zusammengeklappt und auf die Seite geneigt, während die Kamera-App geöffnet ist, wechselt es in den Camcorder-Modus. Nach einem kurzen Countdown beginnt eine Videoaufnahme. Videos können mit dem Razr 50 in 4K bei 30 Bildern pro Sekunde oder in 1080p mit 60 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden.

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