Systemhaus-Chef Sven Wulf im Interview

„Migration auf Office 365 kurbelt Folgeprojekte an“

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.

ITQ, das Institut für Technologie-Qualität

channelpartner.de: Neben Schneider & Wulf sind Sie auch am Auf- und Ausbau von drei weiteren Firmen beteiligt…

Sven Wulf: Die vier Gesellschafter von Schneider & Wulf haben mit der Passion for Business GmbH ein Dachunternehmen gegründet, zu der unter anderem die vor rund drei Jahren gestartete ITQ, das Institut für Technologie-Qualität, gehört. Der ITQ angeschlossen ist ein ganzes Netzwerk von Kompetenzpartnern, dazu zählt auch Schneider & Wulf. Das entwickelt sich sehr gut.

channelpartner.de: Was macht ITQ konkret?

Sven Wulf: Bei ITQ haben wir einen BSI-27001-konformen Prüfkatalog für eine Software entwickelt, mit der sich Audits beim Kunden durchführen und anschließend automatisch Audit-Berichte erstellen lassen. Diese Lösung nutzen inzwischen über 50 Systemhauspartner, um Audit-Berichte für ihre Kunden zu erstellen. In diesem Jahr haben wir dafür eine neue Version entwickelt und eine zweite ist ebenfalls noch für 2021 geplant. Schneider & Wulf ist ebenfalls Partner von ITQ im Sinne einer ganz klassischen Hersteller-Partner-Beziehung.

Die Beschäftigung mit ITQ wirkt sich auch auf das Kerngeschäft der Schneider & Wulf aus bzw. auf die Herangehensweise. Wir klären immer ganz genau: "Was verkaufe ich? Und was zieht dieser Verkauf nach sich?" Über diese Frage machen sich viele oft zu wenig Gedanken, wenn sie eine Lösung verkaufen.

channelpartner.de: Wie funktioniert das konkret am Beispiel der ITQ-Basisprüfung?

Sven Wulf: Wir führen jährlich bei unseren Kunden diese ITQ-Prüfung als Managed Service durch, besprechen mit ihnen den Auditbericht und definieren, was als nächstes umgesetzt werden soll, um die IT-Sicherheit zu verbessern. Diese Basisprüfung kann aber auch Infrastrukturprojekte nach sich ziehen.

Analog funktioniert das mit Office 365: Ein Office-365-Workshop stößt zunächst eine Migration an, im nächsten Schritt aber beispielsweise eine Prozessoptimierung usw. Selbst wenn der Kunde diese Basisprüfung nicht bezahlt, machen wir sie trotzdem. Wir werden diese Prüfung noch in diesem Jahr zum Standard machen.

channelpartner.de: Warum?

Sven Wulf: Weil ich anhand dieses Berichts dem Kunden jedes Jahr vor Augen führen kann, welche konkreten Sicherheitsrisiken er hat. Und er bestätigt mit seiner Unterschrift, dass er den Bericht verstanden hat. Wenn er über Jahre hinweg an dieser Situation trotzdem nichts ändern will und es später doch an irgendeiner Stelle zu einem Problem kommt - beispielsweise durch einen Verschlüsslungstrojaner, dann kann ich ihm darlegen, wie lange er dieses Thema schon ignoriert hat, und dass es nun dringend an der Zeit wäre, etwas zu unternehmen.

Daneben gibt es die Archimedes Software GmbH, die früher vor allem Schnittstellen für Super-Office-Software entwickelt hat. Die zwei neuen Cloud-basierten Softwareplattformen, die wir, wie vorhin erwähnt, gerade entwickeln, werden wir, insbesondere aus Haftungsgründen, in der Archimedes verorten.

Unter dem Dach der Passion for Business haben wir im Oktober 2019 außerdem die Solid Concept als eigenständiges Unternehmen mit neuen - aktuell vier - Mitarbeitern gegründet. Hier ist das gesamte Thema Medientechnik verortet. Ob für einen Neubau oder in bestehenden Infrastrukturen statten wir Unternehmen jeder Größe mit kompletten Videokonferenz-Lösungen, Kamerasystemen etc. aus - bis hin zur Vermessung der Akustik. Wir arbeiten hier nur mit A-Brand-Herstellern wie Sennheiser, Bose, Samsung, LG, Barco, Epson.

Corona-bedingt ist Solid Concept extrem schnell gewachsen, sowohl hinsichtlich neuer Kunden als auch Projekten. So konnten wir bereits im ersten Jahr über 160 Konferenzräume ausstatten und fast eine Million Umsatz generieren. Das werden wir 2021 natürlich weiter ausbauen, es gibt extrem großes Potenzial und einen riesigen Nachholbedarf bei den Firmen. Deshalb planen wir 2021 das Team und den Umsatz zu verdoppeln.

Natürlich ergeben sich aus diesem Geschäft wieder Verzahnungen zum Geschäft der anderen Firmen. Denn Kunden von Schneider & Wulf, die beispielsweise Microsoft Teams einsetzen, brauchen auch Medientechnik. Und umgekehrt.

channelpartner.de: Mit ihrer eigenen Firmengruppe und deren Erweiterungen über die Partnerunternehmen aus den Kooperations-Netzwerken können Sie für Ihre Kunden fast das komplette IT-Spektrum abdecken. Gleichzeitig bleiben Sie gegenüber kleinen und mittelständischen Kunden ein flexibler Dienstleister auf Augenhöhe…

Sven Wulf: Diese Dynamik wollen wir auch so beibehalten. Wir können schnell wachsen, weil wir alles in Teams organisiert haben. Als herausfordernd erlebe ich aber das Wissensmanagement: Wie schaffen wir es, alle Mitarbeiter über all das informiert zu halten, was wir machen und was wir beim Kunden schon umgesetzt haben.

channelpartner.de: Wie gehen Sie damit um?

Sven Wulf: Ich mache gerade einen Test: Dieses Jahr ist jeden Monat eine Online-Pflichtveranstaltung für alle Mitarbeiter angesetzt - von der Technik bis zur Buchhaltung. Dauer: jeweils eine Stunde und 10 Minuten. Wer nicht teilnehmen kann, sieht sich die Aufzeichnung an. In dieser Veranstaltung wird in jeweils sechs Slots à 10 Minuten vorgestellt, was wir aktuell bei Kunden machen.
Neue Mitarbeiter müssen sich im Zuge des Onboardings die jeweils letzten 10 Meetings ansehen. Und natürlich nutzen wir alle Lösungen, die über Solid Concept, Schneider & Wulf und ITQ angeboten werden, auch im eigenen Haus. Dann können wir nicht nur dem Kunden zeigen, wie es funktioniert, sondern auch neuen Mitarbeitern.

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