Open Source klaut, Wettberwerbshüter sind ungerecht
Doch damit nicht genug: Microsoft ist laut dem Bericht auch bereit, gegen Open Source-Anbieter gerichtlich vorzugehen. Der Grund: vermeintliche Patentverletzungen. Microsoft drückt das so aus: "Diese (Open Source-)Firmen erbringen nicht die vollen Kosten der Forschung und Entwicklung der Software. Einige dieser Firmen könnten auf Ideen von Microsoft aufbauen, die wir ihnen in Zusammenhang mit unseren Interoperabilitäts-Initiativen kostenlos oder zu niedrigen Gebühren offerieren." Welche Ideen konkret gemeint sind, lässt der SEC-Bericht nur ahnen. Beispielsweise spricht Microsoft von nachgemachter Software im Zusammenhang mit Office - wer hier an Googles Offerte Apps denkt, liegt wahrscheinlich richtig.
In diesem Zusammenhang beklagt Microsoft, dass es keine weltweiten Standards für Patente und deren Verletzungen gibt. "Das Fehlen von harmonisierten Patentgesetzen macht es schwieriger, durchgehend Respekt vor Patentschutz sicherzustellen", schreibt der Konzern.
Umgekehrt gesagt: Nachdem Microsoft bedauert, nicht jede seiner Softwareofferten mit weltweit gültigen Patenten umgeben zu können, ist es geneigt, so viele Patente wie möglich anzumelden - ein Vorgehen, dass kleineren Entwicklern wegen der immensen Kosten für Patente sowieso versperrt ist.
Auch die jüngste Notebook-Entwicklung, die Netbooks mit kleinen Prozessoren, nimmt es missgünstig auf. Bekanntlich sind Netbooks nicht in der Lage, mit ressourcenhungrigen Betriebssystemen wie Windows Vista zu arbeiten - folglich muss Microsoft wenigstens eine Netbook-fähige Windows 7-Version entwickeln, um die weitere Abwanderung der OEMs auf geeigneter Betriebssysteme zu stoppen.
Schließlich beklagt Microsoft die vielen Sanktionen, die es gegen sich etwa durch die EU, amerikanische Wettbewerbsbehörden, Gesetzgeber etwa in Kalifornien, New York und anderswo, erfährt. Nach wie vor zeigt sich das Unternehmen überzeugt, ungerecht behandelt zu werden.
Und selbstverständlich wenig bereit, sein Quasi-Monopol bei PC-Betriebssystemen aufzugeben. Noch heute laufen auf fast 88 Prozent aller PCs Betriebssysteme aus Redmond. Zum Vergleich: Apple kann für sein Betriebssystem Mac OS (rund zehn Prozent Marktanteile reklamieren, die Linux-Anbieter müssen sich ein Prozent teilen. (wl)