Die Vielzahl an neuen Produkten, Lizenz- und Nutzungsmodellen überfordert einen Großteil der professionellen Anwender, das ist ein zentrales Ergebnis der Studie. So sieht eine Mehrheit der Unternehmen Microsoft zwar grundsätzlich auf dem richtigen Weg, um als Anbieter zukünftig relevant zu sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Ausrichtung auf mobile Plattformen und Cloud Computing auch den Anforderungen der Kunden entspricht. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer verneint dies. Schlimmer noch: Zwei Drittel der Befragten gehen nicht davon aus, dass die neue Strategie der Konzernführung um CEO Satya Nadella ihre Investitionen in Microsoft-Lösungen sichert (siehe Grafik).
Im Rahmen des "Microsoft Business Checkup 2014" wollte die TecChannel-Redaktion herausfinden, was die neue Strategie für Unternehmen bedeutet und wie sie mit dem immer komplexeren Thema Lizenzierung und Software-Nutzungsverträge umgehen. Gemeinsam mit Techconsult und Avispador, die den herstellerunabhängigen Service MSFTbriefing herausgeben, entwickelte die Redaktion dazu eine Online-Erhebung. Unter den 478 Umfrageteilnehmern aus Unternehmen verschiedener Größenklassen finden sich IT-Entscheider und Administratoren ebenso wie Business-Entscheider, Geschäftsführer und Spezialisten aus Fachabteilungen.
Schon seit längerem entwickelt sich Microsoft weg vom klassischen Softwareanbieter und hin zum breiter aufgestellten IT-Konzern, der auch mobile Endgeräte, integrierte Systeme aus Hardware und Software und eine ganze Palette an Cloud-Diensten offeriert. Dafür steht der Leitgedanke "Mobile First - Cloud First". Insbesondere bezüglich der Cloud-Initiativen der Windows-Company geben sich indes viele Kunden skeptisch. Nur 49 Prozent der befragten Microsoft-Kunden stimmen der Aussage zu: "Die Fokussierung auf Cloud Computing Services ist aus unserer Sicht richtig und wichtig." Besser sieht es beim Thema Mobile aus. 67 Prozent der Befragten halten die Ausrichtung von Microsoft-Lösungen auf mobile Plattformen für richtig.
Unternehmen gehen den Microsoft-Weg nicht mit
Die Analyse zeige, "dass viele Unternehmen in Deutschland momentan diesen Weg nicht mitgehen wollen - oder können", kommentiert Avispador-Geschäftsführer Axel Oppermann. "Gleichzeitig können - oder wollen - die Unternehmen Microsoft nicht den Rücken kehren." Zu groß sei noch die Abhängigkeit im Bereich Office-Produktivitätslösungen oder Client-Betriebssysteme.
Die Zurückhaltung beim Thema Cloud ist auch an den Ausgaben für Software- und Serviceprodukte ablesbar. Zwar liegt der Microsoft-Anteil an den gesamten Ausgaben für Software den Befragten zufolge bei gut einem Drittel. Der Ausgabenanteil für Cloud-Services fällt hingegen mit 8,5 Prozent mager aus. Allerdings soll der Wert in 12 bis 18 Monaten auf 12 Prozent steigen. Oppermann sieht darin denn auch eine gute Nachricht für den Softwarekonzern: "Microsoft gewinnt in einem wachsenden Segment Marktanteile." (Weitere Einschätzungen des Anlaysten sehen Sie im Video.)
In diesem Kontext ist die immer engere Verzahnung der Microsoft-Produkte für die Nutzer ein zweischneidiges Schwert. Gemeint ist damit, dass sich bestimmte Funktionen nur in Kombination mit anderen Produkten und insbesondere mit anderen Cloud-Services nutzen lassen. Einerseits glauben 70 Prozent der Befragten, dass sich damit die Produktivität verbessert. Andererseits fürchten 90 Prozent eine größere Abhängigkeit von Microsoft-Produkten und Services. Der Aussage, die Verzahnung sei vorteilhaft, weil sie der eigenen Strategie entspreche, verstärkt auf Cloud-Services zu setzen, mag nicht einmal ein Drittel der Umfrageteilnehmer zustimmen.