Jahrelang war das Top-100-Shop-Ranking des EHI für die Elektronikbranche eine recht vorhersehbare Angelegenheit: Die Online-Umsätze der Marktteilnehmer wuchsen kontinuierlich, nur wurde der frühere Branchenführer Notebooksbilliger.de durch die stetig wachsende E-Commerce-Aktivität der Media-Saturn-Gruppe langsam nach hinten geschoben. Doch das Teilnehmerfeld blieb über Jahre im wesentlichen unverändert.
In der 2023er-Ausgabe des Onlineshop-Rankings gibt es nun auch für die Elektronikbranche so deutliche Veränderungen wie man sie bisher nicht gekannt hat. Das betrifft zum einen den generellen Umsattrend: Auch im Online-Elektronikhandel schlägt nun das schlechte Konsumklima durch. So liegt der kombinierte Umsatz, der unter den Top 100 vertretenen Elekktronikversender um acht Prozent unter dem Vorjahreswert. Und auch das Teilnehmerfeld hat sich verändert: drei Shops sind seit dem letzten Jahr aus den Top 100 gefallen und gleich fünf Neuzugänge hinzugekommen - das zeigt die Sonderauswertung von ChannelPartner auf Basis der EHI-Studie:
Platz (Vorjahr) | Onlineshop | Umsatz 2022 in Mio. Euro (Vorjahr) |
1 (1) | Mediamarkt.de | 2.200,1 (2.544,0) |
2 (3) | Apple.com/de | 1.360,7 (1.190,0) |
3 (2) | Saturn.de | 897,0 (1.340,0) |
4 (5) | Notebooksbilliger.de | 702,0 (731,3) |
5 (6) | Cyberport | 678,1 (699,3) |
6 (4) | Alternate | 615,7 (734,9) |
7 (8) | Mindfactory | 367,7 (362,0) |
8 (9) | Euronics.de | 283,8 (241,4) |
9 (11) | Jacob.de | 238,0 (224,9) |
10 (-) | Expert.de | 232,0 (-) |
11 (12) | Rebuy.de | 177,7 (159,5) |
12 (-) | Galaxus.de | 173,1 (-) |
13 (-) | Coolblue.de | 162,5 (-) |
14 (13) | Computeruniverse.de | 144,4 (148,7) |
15 (16) | Voelkner.de | 141,6 (133,6) |
16 (14) | Medion.de | 136,9 (147,8) |
17 (-) | Samsung.com/de | 135,8 (-) |
18 (15) | Office-Partner.de | 127,5 (136,1) |
19 (17) | Teufel.de | 125,1 (127,0) |
20 (-) | Reichelt.de | 118,1 (-) |
Gewinner, Verlierer und neue Gesichter
Einige der Veränderungen in dem Ranking der umsatzstärksten Onlineshops dürften auf die weiterhin verbesserungswürdige Berechnungsmethode des EHI zurückzuführen sein. Nicht nur, dass öffentlich zugängliche Umsatzzahlen mit internen Schätzungen der Studienautoren kombiniert werden, auch wurden in diesem Jahr erstmals Plattformumsätze getrennt berechnet. Das führt dazu, dass das zur B2B-Plattform gewandelte Conrad nicht mehr in dem Ranking mitaufgeführt wird, außerdem wird nur von Mediamarkt.de und nicht von Saturn der Plattformgesamtumsatz (GMV) aufgeführt.
Dennoch dürften die in dem Umsatzranking abgebildeten Trends und Größenverhältnisse in ihrem Kern zutreffend sein. Und hier sind folgende Aspekte besonders hervorzuheben:
der Negativtrend gilt nicht für alle Elektronikversender: D2C-Shops von Herstellern wie Apple und Samsung konnten weiter zulegen, aber ebenso auch Spezialversender wie Mindfactory, Jacob.de oder Voelkner.
besonders stark vom Umsatzrückgang ist neben Mediamarkt.de und Saturn.de das zur Wave-Gruppe gehörende Alternate betroffen
die Marktschwergewichte Notebooksbilliger.de und Cyberport (mit Computeruniverse) konnten den Marktrückgang recht gut abfedern
die Verbundgruppen spielen eine zunehmend größere Rolle im E-Commerce: Euronics legt weiter zu und Expert wird vom EHI erstmals in das Ranking aufgenommen. Nur EP bleibt mangels E-Commerce-Umsatzstrategie außen vor.
schließlich sorgen Marktneueinsteiger aus dem Ausland für neue Spannung im deutschen Elektronik-Onlinehandel: die Schweizer von Galaxus werden in Deutschland zur festen Größe und auch Coolblue gelingt aus dem Stand ein beeindruckender Einstand. Der Marktausstieg von AO ist damit mehr als kompensiert.
Der Blick auf die anderen Branchen
Blickt man über die Elektronikbranche hinaus, zeigt die EHI-Studie dass der Negativtrend zwar den gesamten E-Commerce betrifft, jedoch in anderen Branchen weniger deutlich ist als in der Elektronik. So verzeichneten die 1.000 umsatzstärksten B2C-Onlineshops, die den Großteil des gesamten B2C-Onlinehandels ausmachen, in Deutschland 2022 einen Umsatzrückgang von 2,8 Prozent (netto, nicht preisbereinigt). Dies entspricht einem Rückgang von 2,2 Milliarden Euro auf insgesamt 77,7 Milliarden Euro im Vergleich zu 2021, wie die Ergebnisse der Studie "E-Commerce-Markt Deutschland 2023" von EHI und ecommerceDB zeigen. Damit ist das kontinuierliche Wachstum des Onlinehandels in der 15-jährigen Studiengeschichte erstmalig gestoppt.
Im Rennen um die Spitzenpositionen steigt aboutyou.de mit einem Wachstum von 8,8 Prozent in die Top-10 auf. Angeführt wird das Ranking wie in den letzten 15 Jahren von amazon.de (mit 14,4 Milliarden Euro) und otto.de (mit 4,5 Milliarden Euro). Der Vorjahresvierte zalando.de (2,6 Milliarden Euro) schafft es diesmal auf das Siegertreppchen und verdrängt Mediamarkt.de von Platz drei. Mit shop.rewe.de und bestsecret.com gibt es zudem zwei Newcomer in den Top-20. Die größten Wachstumstreiber sind hier apple.com (+18,2 Prozent), breuninger.com (+16,1 Prozent) und shop-apotheke.com (+15,9 Prozent).
Die kleineren B2C-Onlineshops auf den hinteren 500 Plätzen des diesjährigen Rankings sind mit 7,3 Prozent im Vergleich zu den hinteren 500 Plätzen des Vorjahres relativ am stärksten gewachsen. Der deutsche E-Commerce-Markt ist nach wie vor stark konzentriert, schließlich erwirtschaften die Top-100 über 70 Prozent des Umsatzes der Top-1.000. Da insbesondere die großen Onlineshops Umsatzrückgänge verkraften müssen, ist die Marktkonzentration leicht gesunken: Der Netto-E-Commerce-Umsatz der diesjährigen Top-10 ist im Vergleich zu dem der letztjährigen Top-10 um 9,7 Prozent gesunken, sodass der Anteil mit 38,2 Prozent unter dem Vorjahr (-2,9 Prozentpunkte) liegt.