65 Prozent Umsatzsteigerung

Media-Saturn wächst online 2013 auf 1,25 Mrd. Euro



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Deutlicher als erwartet hat Media-Saturn 2013 im Online-Geschäft die Umsatzhürde von einer Milliarde Euro übersprungen und erzielte in dem Bereich eine Steigerung von ganzen 65 Prozent. Stationär stagnierte der Retailer dagegen und blieb im Weihnachtsgeschäft sogar hinter den Vorjahreswerten zurück.
Nach dem Spätstart hat die Media-Saturn-Holding im Online-Geschäft mächtig aufgeholt
Nach dem Spätstart hat die Media-Saturn-Holding im Online-Geschäft mächtig aufgeholt
Foto: Media-Saturn

Seit vergangenem Jahr lässt der Handelskonzern Metro sein Geschäftsjahr bereits Anfang Oktober beginnen - und erschwert damit den Vergleich mit den zurückliegenden Kalenderjahren. Das gilt auch für die Konzerntochter Media-Saturn. Wer sich die Mühe macht, die unterschiedlichen Bilanzierungsmethoden miteinander vergleichbar zu machen, erhält auf Basis der heute veröffentlichten Zahlen für das Weihnachtsquartal 2013 das Bild einer durchwachsenen Geschäftsentwicklung bei Europas größtem Elektronik-Retailer Media-Saturn.

Als Schmuckstück innerhalb der Konzernbilanz präsentiert sich inzwischen das Online-Geschäft. Der E-Commerce-Spätstarter Media-Saturn hat es geschafft, seine Online-Umsätze 2013 um ganze 65 Prozent von 755 Millionen Euro auf 1,251 Millionen Euro zu steigern. Das bereits Ende vergangenen Jahres absehbare Überspringen der Umsatzhürde von einer Milliarde Euro im Online-Segment, ist dem Elektronikhändler damit noch deutlicher gelungen als erwartet. Der Anteil des Online-Geschäfts am Gesamtumsatz von Media-Saturn liegt inzwischen bei exakt 6 Prozent. Metro-Chef Olaf Koch bekräftigte in einer Telefonkonferenz, diesen Wert mittelfristig auf 10 Prozent steigern zu wollen. Dazu solle u.a. das Online-Produktsortiment von aktuell zwischen 25.000 und 30.000 Artikeln auf 150.000 Artikel ausgebaut werden.

Wie entwickelt sich Redcoon?

HOH-Gründer Martin Wild hat Redcoon auf den Wachstumspfad zurückgeführt.
HOH-Gründer Martin Wild hat Redcoon auf den Wachstumspfad zurückgeführt.
Foto: Media-Saturn

Im Unterschied zum Vorjahr weist Media-Saturn die Umsatzzahlen für die Pure-Online-Tochter Redcoon nicht mehr gesondert aus, sondern spricht lediglich von einer "erfreulichen Entwicklung" im Jahresendquartal. Nach Aussage von Olaf Koch lag der Umsatz von Redcoon Ende September 2013 "fast 40 Prozent" über den in den ersten neun Monaten des Jahres 2012 erzielten 289 Millionen Euro, was einem Wert von rund 400 Millionen Euro entsprochen haben dürfte. Im Jahresendquartal 2012 kam Redcoon auf einen Umsatz von 143 Millionen Euro. Geht man davon aus, dass der Elektronikversender dieses Volumen auch im Weihnachtsquartal 2013 erreicht, bzw. gesteigert hat, müsste die Media-Saturn-Tochter inzwischen - ähnlich wie Cyberport, Alternate/Wave und Notebooksbilliger.de - deutlich über der Marke von 500 Millionen Euro liegen.

2012 stagnierte Redcoon auf dem Vorjahresniveau von 432 Millionen Euro. In der Folge musste Unternehmensgründer und Geschäftsführer Reiner Heckel Redcoon verlassen und wurde als CEO von Martin Wild abgelöst, dem E-Commerce-Chef von Media-Saturn und früheren Gründer des Elektronikversenders Home of Hardware. Mit Hilfe einer so reichweitenstarken wie umstrittenen TV-Kampagne sowie verschiedenen zusätzlichen Angeboten - u.a. dem Verkauf von B-Ware sowie dem Ankauf von Altgeräten - gelang Redcoon 2013 offensichtlich wieder die Rückkehr zum Wachstums.

Stationäres Geschäft ist rückläufig

Weniger dynamisch als das Online-Geschäft stellt sich die spartenübergreifende Entwicklung des Media-Saturn-Konzerns dar. Insgesamt kam der Retailer 2013 auf einen Umsatz von 21 Milliarden Euro und bestätigte damit den Vorjahreswert. In Deutschland gelang der Handelskette im vergangenen Jahr immerhin ein Wachstum in Höhe von 2 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Schwach verlief für Media-Saturn das Weihnachtsgeschäft: Konzernweit kam das Unternehmen in den Monaten Oktober bis Dezember auf einen Umsatzrückgang von 0,7 Prozent, der nicht nur in den anhaltenden Strukturproblemen in Südeuropa begründet ist. Auch auf dem deutschen Markt stagnierte Media-Saturn zum Jahresende und musste flächenbereinigt sogar einen Umsatzrückgang von 1,2 Prozent hinnehmen.

Rechnet man die Wachstumslokomotive E-Commerce aus der Geschäftsentwicklung von Media-Saturn heraus, ergibt sich ein noch enttäuschenderes Bild: Ohne Redcoon sowie die Saturn- und Media-Markt-Onlineshops hätte der Elektronik-Retailer 2013 einen Umsatzrückgang von 3 Prozent erwirtschaftet. Bedenkt man, dass der Handelskonzern im zurückliegenden Jahr netto rund 30 neue Märkte eröffnet hat, dürfte der flächenbereinigte stationäre Umsatzrückgang noch deutlich höher ausfallen.

Schafft Media-Saturn den Wandel?

In der Geschäftsbilanz spiegelt sich damit das Dilemma von Media-Saturn wider: Echtes Wachstum erzielt der Retailer nur noch im Online-Geschäft. Im stationären Handel wächst das Unternehmen dagegen vor allem auf Kosten der Fläche, verzeichnet auf Grund der Anpassung der Verkaufspreise an das Online-Niveau aber rückläufige Margen. Die Folgen dieses strukturellen Wandels lassen sich am Vorsteuergewinn (EBIT) von Media-Saturn erkennen. Dieser lag Ende des Kalenderjahres 2013 mit 259 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 326 Millionen Euro.

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