Bei der Vorstellung des Ceconomy-Jahresberichts gab sich CEO Bernhard Düttmann, der im August auf den glücklosen Ex-Conrad-Chef Jörn Werner folgte, optimistisch: "2018/19 war ein Jahr der Stabilisierung. Wir haben Grundlagen in Ordnung gebracht und erste Weichen für die Zukunft gestellt. Jetzt gilt es, unseren Strategieprozess erfolgreich abzuschließen und die Strategie umzusetzen." Die Zahlen für das Gesamtjahr scheinen diese Sichtweise zu untermauern: Ceconomy hat mit einem Wachstum von 0,8 Prozent auf 21,45 Milliarden Euro seine Umsatzziele erreicht und seine Ergebnisprognose mit einem EBIT von 402 Millionen Euro (nach 399 Millionen Euro) leicht übertroffen. Zudem läuft das Kosten- und Effizienzprogramm zur Reorganisation der Zentral- und Verwaltungsfunktionen in Deutschland nach Plan. So wurde auch ein Rückgang der Margen um 0,8 Prozent durch rückläufige Investitionen in gleicher Höhe aufgefangen.
Mit dem Sparkurs konnte Ceconomy die Krisenstimmung um Media-Saturn wieder eindämmen, doch lässt das Sanierungsprogramm auch wenig Platz für zukunftsgerichtetes Handeln. So setzte sich auch im letzten Quartal des Ende September beendeten Ceconomy-Geschäftsjahres die Schwäche der wichtigen Zukunftsfelder Online und Service fort: Im E-Commerce wuchs der Handelskonzern nur noch um 4,9 Prozent auf 635 Millionen Euro, im Servicegeschäft sogar nur noch um 1,2 Prozent auf 401 Millionen Euro. Gleichzeitig erklärten Düttmann und Media-Saturn-CEO Ferran Reverter bei der Präsentation des Geschäftsberichts, 2020 beim Umsatzwachstum schwerpunktmäßig genau auf diesen beiden Bereiche setzen zu wollen. Wie das bei fortgesetztem Sparkurs gehen soll, ließen die beiden allerdings offen. Ein Strategie-Update will Ceconomy erst am 26. März 2020 vorstellen.
Die Zahlen für das Gesamtjahr
Insgesamt erzielte Ceconomy im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 21,45 Milliarden Euro und damit währungs- und portfoliobereinigt ein Plus von 0,8 Prozent. Hintergrund sind vor allem erfolgreiche Aktivitäten rund um den Black Friday 2018 sowie weitere starke Marketingkampagnen. Dabei haben die Regionen DACH, West- und Südeuropa sowie Osteuropa zum Umsatzanstieg beigetragen. Besonders stark ist dabei der Absatz in der wichtigen Region DACH mit 1,1 Prozent gewachsen. Der Online-Umsatz ist im Gesamtjahr um 13,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, beziehungsweise 13,7 Prozent des Gesamtumsatzes gestiegen (nach 12,1 Prozent im Vorjahr). Auch die Pick-Up-Quote - das heißt der Anteil der Online-Bestellungen, die im Store abgeholt wurden - lag mit 47 Prozent deutlich über Vorjahr (Geschäftsjahr 2017/18: 42 Prozent).
Der Umsatz mit Services & Solutions hat sich im gesamten Geschäftsjahr um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Der Anteil von Services & Solutions am Gesamtumsatz liegt damit bei 7,0 Prozent (Vorjahr: 6,9 Prozent). Während Garantieverlängerungen und Reparaturdienstleistungen zunehmend nachgefragt werden, war das Mobilfunkgeschäft von einer hohen Vergleichsbasis aufgrund der GSM-Kampagne "Tarifsensation" im Vorjahr geprägt. Diese Kampagne wurde 2018/19 nicht wiederholt.
Wenig Neues - und keine Dividendenausschüttung
Media-Saturn-CEO sieht in den Geschäftszahlen Anlass zu Optimismus: "Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr einiges erreicht, wir sind heute ein anderes, effizienteres Unternehmen als vor einem Jahr. Vor allem in wichtigen Ländern wie Deutschland, Spanien und Italien hat sich unser Geschäft gut entwickelt. Zugleich haben wir wesentliche Weichenstellungen für die Weiterentwicklung unserer strategischen Initiativen vorgenommen.". So habe das Unternehmen zum weiteren Ausbau seines Online-Geschäfts eine neue, deutlich verbesserte Webshop-Oberfläche in Deutschland eingeführt. Der Roll-out in weitere Länder sei für das kommende Jahr vorgesehen. Im Zuge der Digitalisierung der Stores würden die Mitarbeiter in den Märkten von MediaMarktSaturn mit Smartphones und einer eigens entwickelten App ausgestattet. Sie hätten dann alle Informationen zur Verfügung, um Kunden besser und individueller beraten zu können. Zudem habe das Unternehmen den Hochlauf eines neuen Logistikzentrums in Deutschland sowie in den Niederlanden gestartet.
Ob die Anleger den Optimismus von Düttmann und Reverter teilen, bleibt abzuwarten: Vorstand und Aufsichtsrat haben nämlich beschlossen, auf der nächsten Hauptversammlung keine Dividendenausschüttung vorzunehmen - "zur Stärkung des Eigenkapitals und vor dem Hintergrund des Kosten- und Effizienzprogramms sowie mit Blick auf anstehende Investitionen, um das Geschäftsmodell von Ceconomy konsequent an den Kundenbedürfnissen auszurichten und die damit verbundenen zentralen Strukturen zu schaffen".