Eine Woche CeBIT – wir ziehen Bilanz

Kleiner, ruhiger und mehr Zeit für Gespräche

20.03.2015

Was CeBIT dem Channel und gewerblichen Endkunden bot

Ronald Wiltscheck, Chefredakteur ChannelPartner: "Weniger Ausstellungsfläche, mehr Meeting-Räume".
Ronald Wiltscheck, Chefredakteur ChannelPartner: "Weniger Ausstellungsfläche, mehr Meeting-Räume".
Foto: ChannelPartner

Dr. Ronald Wiltscheck, Chefredakteur ChannelPartner:

Nicht nur im Planet Reseller (Hallen 14 und 15) fanden Reseller interessante Lösungen und Ansprechpartner aus der Industrie, sondern auch in den Hallen 2 bis 6, ferner in der Netzwerkhalle 13 und sogar bei den start-ups in Halle 11. Zugegebenermaßen glich diese Halle eher einem ausgeräumten Möbelhaus (Zitat eines Ausstellers), aber auch dahin verwirrten sich einige Interessenten. Und dass es 2015 nicht mehr so viele CeBIT-Besucher gab wie anno dazumal (Jahrtausendwende), tat der Messer spürbar gut.

Überhaupt sollte die Messegesellschaft endlich aufhören, stets auf die absoluten Besucherzahlen zu schielen. Das bringt nichts. Die Zahl der potentiellen Fachbesucher ist nun mal begrenzt und wird auch in den kommenden Jahren nicht steigen. Irgendwelche von der Messegesellschaft kommunizierten "gestiegenen Besucherzahlen" sind einzig und allein auf Privatanwender, vor allem auf Schüler, Studenten und Rentner zurück zu führen. Kaufkräftige Privatkunden müssen nun mal von Montag bis Freitag ihr Geld hart verdienen, und wenn sie sich neue Consumer-Produkte ansehen wollen, da fahren sie eher an einem Wochenende im September zur IFA nach Berlin oder zu der HiFi-Messe "High End" im Mai nach München.

CIOs, IT-Leiter, Systemadministratoren und ITK-Systemhäuser können aber mit dem auf der CeBIT aufgefahrenen Angebot am B2B-Lösungen schon einiges anfangen. Ob es es um Unternehmenssoftware (ERP; CRM, eCommerce), um Storage- und Netzwerklösungen, um on-Premise- und Cloud-Systeme geht, in Hannover findet sich schon eine breite (wenn auch keine komplette) Auswahl an ITK-Equipment.

Und die wenigen in die niedersächsische Landeshauptstadt eingeflogenen Repräsentanten von US-amerikanischen Anbieter kommen manchmal aus dem Staunen nicht heraus: "Wo sonst find ich Software-Lösungen für mehrere hunderttausende Dollar neben Kassensystemen, USB-basierten Ladegeräten und PC-Komponenten im einstelligen-Euro-Segment?", fragte zum Beispiel Larry Augustin, CEO von SugarCRM, der sich die Zeit für einen längeren Messerundgang nahm. Er bedauerte es fast ein wenig, dass mit dem Niedergang der Comdex eine derartige CeBIT-ähnliche Messe in den USA nicht mehr statt findet.

Andere Aussteller sprachen mal wieder mal von der guten bzw. gestigenen Qualität der Gespräche. Laut Markus Baumann, Vertriebsleiter EMEA beim deutschen Softwarehersteller Matrix42 ist das aber auf die gute Vorbereitung der Fachbesucher zurück zu führen. "Sie informieren sich im Vorfeld der Messe im Internet ganz gezielt über die ausstellenden Unternehmen und ihre Lösungen und kommen zu uns mit ganz konkreten Frage, diesen Trend beobachten wir seit drei Jahren", so Baumann weiter.

Es lohnt sich denn auch immer, die am Stand vorbeischlendernden Flaneure gezielt anzusprechen und auf die eigenen Produkte und Services aufmerksam zu machen. Vorbildlich tun dies die Mitarbeiter der Symantec- und NetApp-Partners PMCS. Da kann sich schon mal ein in Räuberzivil gekleideter Mann mittleren Alters als der IT-Leiter eines mittelständischen Unternehmens entpuppen. Diese Erfahrung machte zum Beispiel Jörg Lösche, Geschäftsführer beim Netzwerkanbieter Netgear.

Mein persönliches Fazit der CeBIT 2015: Es gibt weniger Besucher, und das ist gut so. So kommt man entspannter zu den vorher vereinbarten Terminen und erhält auf diese Weise unter Umständen öfter die Gelegenheit, neue Anbieter zu entdecken, neue Menschen kennen zu lernen und damit neue Business-Kontakte zu knüpfen. Denn seien wir nun mal ehrlich: Wirklich neue Produkte findet man auf der CeBIT schon seit 20 Jahren nicht mehr. Man nutzt die Messe fast nur noch zum Networken, da braucht es keine großen Stände mehr, die bilden oft nur ein schmückendes Beiwerk.

Auf diesen Trend muss sich die Messegesellschaft einstellen: Die Netto-Ausstellungsfläche wird weiter zurück gehen. 2016 sollten wir mehr (ruhige) Meeting-Räume bekommen.

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