Was kann HP mit Palm anfangen?
Doch was handelt HP sich mit Palm ein?
Neben dem ausbaufähigen WebOS, das sich in den USA, nicht aber in Europa oder Asien, trotz der konkurrierenden Betriebssysteme Symbian, MacOS/iPhone, Google Android, Microsoft Windows Mobile sowie Windows Phone und Blackberry/RIM, ein gewisser Beliebtheit erfreut und dort derzeit knapp sechs Prozent Marktanteile im Smartphone-Markt aus sich vereinigen kann, eine Reihe hochspezialisierter Entwickler und, wie gesagt, ein umfangreiches Patentportfolio. Dazu kommt, dass der junge Markt für Smartphones und Tablet-PCs erst am Anfang steht und Analysten zufolge mit jährlichen Wachstumsraten von gut 20 Prozent Milliardengeschäfte verspricht.
Vorallem das mag HP unter der Federführung von PSG-Chef Todd Bradley, übrigens von 2002 bis 2005 Palm-Chef, dazu bewegt haben, den nahezu in die Knie gezwungenen Anbieter zu kaufen. In der Telefonkonferenz am Mittwoch dieser Woche legte sich Bradley für den Kauf mächtig ins Zeug: Anders als Palm sei der IT-Riese in der Lage, eine zentrale Rolle bei Smartphones und Tablet-PCs besetzen zu können. "Die Kombination aus HPs globaler Größe und Finanzstärke und Palms einzigartiger Softwareplattform" ermögliche dem IT-Riesen, "viel aggressiver" in diesem Markt "anzugreifen".
Nicht weniger habe HP vor, und es werde sich mit den derzeit weltweit 1,2 Prozent Marktanteilen, die Palm hat, kaum begnügen.
Genau dies erwarten zahlreiche Analysten. Sie erachten HP als durchaus in der Lage, das Thema Smartphone so zu behandeln, dass sich die Akquisition lohnen könnte - und es dem IT-Riesen gelingt, binnen Kürze unternehmenstaugliche Smartphones zu entwickeln, die funktionsmächtiger als es derzeit der IT-Darling "iPhone" oder RIMs Blackberry sind.
Zudem, so ließen sich Analysten vernehmen, könnte es HP gelingen, durch eine rasche Integration des WebOS inklusive Applikationen in seine "Convergend Infrastructure"-Strategie ein einheitliche Unternehmens-Infrastruktur für nahezu alle Applikationsbelange anzubieten. Gelänge es ferner HP, eine ähnlich attraktives Gerät wie das iPhone zu bauen, wozu der jetzige Palm-Chef Jon Rubinstein, immerhin einer der "Vater des iPod", Einiges beitragen könnte, stünde einem Erfolg nichts im Erfolg.
Genau in dieses Horn versuchte HP zu stoßen. Man werde weitaus mehr als Palm mit jährlich rund 190 Millionen Dollar in die Entwicklung solcher Geräte investieren. Man habe vor, sagte Bradley "eine integrierte Plattform" auf Basis von WebOS anzubieten. Sie solle HP die Möglichkeit geben, Geschäfts- und Endkunden Kunden "eine durchgängige Erfahrung" anbieten zu können. Dabei setze HP auf die nach wie vor existierende Entwicklergemeinschaft Palms und ebenso auf sein System aus Vertrieb, indirekten Kanal und ISV-Partner, denen es gelingen müsste, mit Applikationsanpassungen das WebOS in die vorderste Reihe der Betriebsplattformen für geschäftsrelevante Anwendungen zu katapultieren.