Ansprüche auf Schadensersatz

Jetzt geht es im Media-Saturn-Eignerstreit ums Geld



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Im Streit der Media-Saturn-Eigner geht es um Einflussrechte und inhaltliche Weichenstellungen – aber auch um den Wert der Anteile an dem Elektronik-Retailer. Nun führte Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals erstmals die Möglichkeit von Schadenersatzansprüchen ins Feld.

Die "unendliche Geschichte" des Media-Saturn-Eignerstreits zwischen Erich Kellerhals und der Metro AG stellt Beobachter vor eine schwierige Frage: Wie rationell ist das, was die Kontrahenten – und hier vor allem Unternehmensgründer Kellerhals auf seiner Webseite – von sich geben? Mit gutem Grund kann man zu der Einschätzung gelangen, dass es hier nur noch um persönliche Animositäten und eine öffentliche Demontage von Media-Saturn geht. Doch ist es auch vorstellbar, dass beide Seiten die jeweils nächste Eskalationsstufe ganz bewusst zur Verfolgung eigener Interessen einleiten.

Deutliche Worte auf seiner eigenen Homepage http://ex2.kellerhals.eu/: Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals führt neuerdings auch Entschädigungsansprüche gegen die Metro ins Feld.
Deutliche Worte auf seiner eigenen Homepage http://ex2.kellerhals.eu/: Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals führt neuerdings auch Entschädigungsansprüche gegen die Metro ins Feld.

Versucht man den Media-Saturn-Eignerstreit rational zu begreifen, lässt die neue Wortwahl aufhorchen, die Kellerhals in seiner jüngsten, am zurückliegenden Wochenende veröffentlichen Stellungnahme wählt. Der Media-Markt-Gründer spricht darin von einer "absichtlichen Gesellschafter-Schädigung". Mit ihrem Agieren im Vorstand der Media-Saturn Holding (MSH) habe die Metro eine mögliche Wertsteigerung "durch eine bisher nicht funktionierende, aber lautstark angekündigte ‚Neuausrichtung‘ verspielt".

Als Konsequenz führt Kellerhals die Möglichkeit von Schadensersatzansprüchen gegen den Mitgesellschafter ins Feld: "Werden die alleinigen Interessen der Metro AG ohne Abstimmung, wie es in der Vergangenheit vor 2011 normal war, in der Media Saturn durch Herrn Pieter Haas durchgedrückt, müssen die schon entstanden Schäden von der Metro AG ausgeglichen werden." Wer in der Absicht etwas Gutes zu tun, einen Schaden auslöse, verhindere nicht einen Ausgleichsanspruch. Demgegenüber hält Kellerhals fest: "Ein Ausgleich erfolgte noch nicht. Alle Vorstände sind verpflichtet, die Schäden festzustellen und anzumelden."

Auch Metro-Chef Koch spricht vom Unternehmenswert

Es kann gut sein, dass Kellerhals mit seinem Homepage-Update auf Äußerungen von Metro-Chef Olaf Koch aus der zurückliegenden Woche reagiert. Dieser hatte noch einmal Medienbericht dementiert, wonach der Handelskonzern zum Verkauf von Media-Saturn bereit sei. Das Festhalten an dem Elektronik-Retailer begründete Koch mit einem Verweis auf dem Unternehmenswert der MSH: "Wir sehen bei Media-Saturn großes Wertsteigerungspotenzial. Wir alle im Vorstand sind der Meinung, wir sollten uns nicht davon trennen"

Sowohl Kellerhals wie auch der Metro-Chef haben den Unternehmenswert von Media-Saturn sicherlich aus eigenem Interesse im Visier. Allerdings geht es bei dieser Variable auch noch um eine weitergehende Dimension: Als Zünglein an der Wage könnte sich im Hinblick auf die Zukunft der MSH die Unternehmerfamilie Haniel mit ihrer 30-prozentigen Beteiligung an der Metro AG erweisen. Anders als bei Kellerhals und Koch dürfte es bei den Haniels im Hinblick auf Media-Saturn wenig persönliche Emotionen geben, dafür aber umso handfestere finanzielle Interessen. An diese scheinen nun beide Seiten im MSH-Eignerstreit mit ihrer Bezugnahme auf den Unternehmenswert zu appellieren.

Bevor es zu möglichen juristischen Verfahren um Schadensersatzansprüche zwischen den Media-Saturn-Eigner kommt, treffen sich beide Seiten allerdings bereits am 22. Juli wieder vor dem Landgericht Ingolstadt. Dann geht es um einen Antrag von Kellerhals auf eine einstweilige Verfügung, um dem Media-Saturn-Vorstand Pieter Haas wegen Interessenkonflikten mit der Metro AG seine Tätigkeit als amtierenden Unternehmenschef zu verbieten - dem bereits neunten laufenden Gerichtsverfahren zwischen den Streitparteien. (rw)

Zur Startseite