Was das Business von der IT erwartet
Die Optimierung von Geschäftsprozessen beschäftigt offenbar derzeit vor allem die Fachabteilungen. Auf der Liste ihrer Anforderungen an die Adresse der IT steht dieses Thema ganz oben - mit einem "Wichtigkeitsindex" von 1,5. Für die IT bedeute das, näher an das Kerngeschäft heranzurücken und einen größeren Beitrag zur Wertschöpfung zu leisten, sagt Schulte: "So kann sie sich von einer Kostenstelle zum Business-Partner entwickeln." Konkret sollte die IT den Geschäftsbereichen helfen, ihre Betriebsprozesse transparenter zu gestalten, die Durchlaufzeiten zu verkürzen und die Produktivität der Mitarbeiter zu verbessern.
"In diesem Zusammenhang ist auch die Forderung der Fachbereichs-Verantwortlichen zu sehen, dass die IT mobiles Arbeiten ermöglichen soll", führt der Marktbeobachter aus. Sie landete mit einem Index von 2,0 unter den Top Five der Fachbereichswünsche.
Eine andere Forderung mit hoher Priorität betrifft IT-Lösungen für die Unternehmenssteuerung (1,9): "Die wachsenden Datenmengen erfordern eine systematische Erfassung, Analyse und Aufbereitung der Informationen", aus denen die Fachbereichs-Entscheider dann Handlungsempfehlungen ableiten könnten, so Schulte.
Darüber hinaus erwartet das Business von der IT, dass sie sich möglichst schnell an neue Anforderungen anpasse (2,0). Dabei könnten ihr Cloud-Services helfen, schlägt Schulte vor: "Sie ermöglichen es der IT-Organisation, agiler auf neue Anforderungen des Managements und der Fachbereiche zu reagieren."
Weit oben auf der Anforderungsliste des Business stehen auch Compliance-Anforderungen etwa nach dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG), Basel II und III oder Sarbanes-Oxley (2.0). Die Unterstützung bei der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen, die Vernetzung mit Geschäftspartnern sowie Marketing- und Vertriebsunterstützung werden als fast ebenso wichtig erachtet (mit Werten zwischen 2,1 bis 2,3), genauso wie die Senkung der Unternehmenskosten (2,2). Auch hier gilt, was Schultes Kollegin Stadler feststellte: Es gibt viel zu tun für die IT - und alles gleichzeitig.
Auf der To-do-Liste der IT selbst hat die Gewährleistung von IT-Sicherheit den Spitzenwert (1,6). Und den behauptet das Thema schon seit vier Jahren. "Noch einmal aufgeschreckt" worden seien die IT-Verantwortlichen durch die NSA-Affäre, so Schulte. Neue Bedrohungsszenarien, beispielsweise durch Cloud Computing oder Enterprise Mobility, ließen die Aufgabe, umfassende IT-Sicherheitskonzepte aufzustellen, noch dringlicher erscheinen. Mit 1,8 folgen Standardisieren und Konsolidieren der IT-Landschaft, Verbessern der IT-Performance sowie stärkere Ausrichtung an den Geschäftsprozessen und Unternehmenskosten.
Wo die Innovationen herkommen
Offenbar erlebt die Konsolidierung eine Wiedergeburt. Wie IDC-Untersuchungen belegen, herrscht in vielen IT-Bereichen nach wie vor starker Kostendruck. Von daher sei es nicht verwunderlich, dass die IT-Entscheider diesen Themen solch hohe Priorität einräumten. Schulte geht ins Detail:"Dabei verwenden Betriebe Virtualisierungstechniken nicht mehr nur im Server-Bereich, sondern in zunehmendem Maße auch für Netz, Storage und im Desktop-Umfeld." Überdies sei die Konsolidierung auch für die IT-Verfügbarkeit und -Performance von hoher Bedeutung.
Das Alignment-Thema erlebt ebenfalls eine Art Renaissance. Laut IDC zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die IT-Verantwortlichen die Notwendigkeit sehen, "ihre Tätigkeiten stärker an den Geschäftsprozessen und Unternehmenszielen auszurichten".
Die von den Fachbereichen hoch priorisierten Themen sind aus Sicht der IT nicht ganz so dringlich: Compliance bekommt eine 2,1 zugeordnet, die Unterstützung mobiler Arbeitsplätze eine 2,5. Schlusslichter des Aufgaben-Rankings sind - jeweils mit dem Wert 3,3 - die Einbindung sozialer Medien und das Auslagern von Teilen der IT.
Wer treibt die Innovation in der IT voran? Die Antworten divergieren stark, je nachdem, ob sie von den IT- oder den Business-Entscheidern kommen. Die IT-Verantwortlichen vertreten zu 75 Prozent die Ansicht, Innovationen in ihrem Bereich gingen von ihnen selbst aus. Von den Fachbereichsleitern sehen das nur 37 Prozent so. Ein Drittel der Business-Manager reklamiert den Anstoß von Innovationen für die eigenen Abteilungen.
Tatsächlich, so Schulte, komme den Fachabteilungen "eine wachsende Bedeutung bei der Initiierung und Auswahl innovativer IT-Lösungen" zu. Doch fehle den Business-Bereichen meist der "volle Überblick über die IT-Landschaft in ihrem Unternehmen", weshalb ihnen "manche Innovation im Rechenzentrum" verborgen bleibe. Insgesamt sehen 60 Prozent der Befragten den CIO oder IT-Leiter als die Quelle der IT-Innovation. Das sind drei Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Und damals hatten deutlich weniger Business-Manager an der Umfrage teilgenommen.
Hinsichtlich ihrer Budgets sind die IT-Entscheider in diesem Jahr etwas weniger optimistisch als im vergangenen. 18 Prozent (im Vorjahr 16 Prozent) gingen zum Jahreswechsel davon aus, dass sie 2014 weniger Geld zur Verfügung haben würden als im Vorjahr. Bei 30 Prozent lag die Zahl derjenigen, die ein steigendes Budget erwarteten. Im "IT-Kompass 2013" hatte dieser Wert 32 Prozent betragen. Wie IDC zudem herausfand, verteilen sich die verfügbaren Mittel der IT-Entscheider zu jeweils zwei Fünfteln auf Hardware und Infrastruktur sowie Unternehmens-Applikationen und andere Software. Bleiben rund 20 Prozent für extern erbrachte Services.
Eine Maßzahl für die Effizienz des IT-Bereichs ist der Budgetanteil, der nach Abzug der operativen Tätigkeiten übrig bleibt. Er ist zuletzt leicht angestiegen - auf 62 Prozent. Damit bleiben nur 38 Prozent für Projekte, die das Unternehmen tatsächlich weiterbringen können. "Aus der Innovationssicht ist das eine bedenkliche Entwicklung", sagt IDC-Analystin Stadler.
Deutlich mehr Unternehmen als im vergangenen Jahr (51 gegenüber 41 Prozent) wollen im laufenden Jahr neue IT-Fachkräfte einstellen. Zumindest, wenn es nach dem Willen ihrer IT-Verantwortlichen geht. IDC rät den Anwenderunternehmen ausdrücklich, in Fachkräfte zu investieren - und zugleich die Fertigungstiefe in der IT zu verringern. Damit verändere sich das Personalprofil: Der Bedarf für "einfache IT-administrative Tätigkeiten" gehe längerfristig zurück. Gebraucht würden entweder hochqualifizierte IT-Spezialisten oder aber Mitarbeiter, die als Schnittstelle zwischen IT und Fachabteillungen agieren könnten.