Core i9, i7, Skylake-X oder Kaby-Lake-X? Hier die Erklärung
Während der Computermesse Computex 2017 im fernöstlichen Taipei stellte Intel die Skylake-X-Architektur (Codename „Basin Falls“) vor, unter anderem die die 10- bis 16-Kerner der neuen i9-Generation umfasst. Der Marktstart umfasst nicht nur neue CPUs, sondern auch einen neuen Chipsatz in Form des X299 und einen neuen Sockel mit der Bezeichnung LGA2066 - eine komplette Plattform eben. Im Übrigen ist der Sockel nicht kompatibel zu Vorgängermodellen.
Neben einer höheren Core-i-Nummerierung gibt es eine weitere Besonderheit bei dieser Plattform: Sie umfasst auch Prozessoren, die lediglich über vier Kerne verfügen. Das wären der Intel Core i7-7740X und 7640X, bei denen es sich im Prinzip um Chips aus der Kaby-Lake-Generation handelt. Da sie aber ebenfalls mit dem X299-Chipsatz kommunizieren können, führen sie die Bezeichnung Kaby-Lake-X. Hinzu kommen noch zwei Modelle, die zwar nicht die Modellbezeichnung Core-i9 erhalten haben, aber doch wieder zu Skylake-X zählen: Der Intel Core i7-7800X mit sechs Kernen und der 7820X mit acht Kernen. Ja, die Namensgebung ist tatsächlich so kompliziert.
Weiterhin fällt auf, dass alle Chips der neuen Core-X-Familie über keine integrierte Grafiklösung verfügen. Das dürfte vor allem Overclocker freuen, weil sich dadurch die CPUs noch höher übertakten lassen.
Das bietet der neue X299-Chipsatz von Intel
Die wohl größte Neuerung beim X299-Chipsatz ist der optimierte „Turbo Boost Max Technology 3.0“: Diese Technik ist bereits von Broadwell-E-Modellen bekannt. Sie wählt den „besten“, übertaktbaren Rechenkern aus und sorgt für dessen vollautomatische Übertaktung, wenn die Leistung vom System gefordert wird. Bei Skylake-X erfolgt nun aber die Identifizierung der zwei OC-tauglichsten (Overclocking) Kerne sowie die dynamische Übertaktung. Die Kaby-Lake-X-CPUs müssen auf diese Optimierung verzichten.
Weiterhin stellt der Chipsatz insgesamt 44 PCI-Express-Lanes bereit, um entweder zwei Grafikkarten mit voller x16-Geschwindigkeit anzubinden oder alternativ vier Pixelbeschleuniger mit x8-Geschwindigkeit. Zwei Ausnahmen gibt es hier aber: Die Modelle 7800X und 7820X dürfen über lediglich 28 Lanes verfügen.
Die nächste Neuerung betrifft den RAM: Mit X299 und den Skylake-X-Modellen lässt sich mit DDR4-2666-Arbeitsspeicher im Quad-Channel-Modus ansprechen - offiziell. Die OC-Boards mit X299-Chipsatz erlauben hingegen Frequenzen deutlich über 4 GHz. Die TDP steigt auf eine TDP von bis zu 140 Watt. Hinzu kommt noch der native Support für bis zu acht SATA-3.0-Anschlüsse und zehn USB-3.0-Ports.
Aufpreis für virtuellen RAID-Verbund: Intel VROC
Neu ist auch die Technik Intel VROC, was „Virtual RAID on CPU“ bedeutet: Hier erhalten Nutzer die Möglichkeit, bis zu 20 NVMe-PCIe-SSDs in einem RAID-Verbund zusammenzuschließen und diesen als eine einzelne, bootbare Partition zu nutzen – sofern Sie ausschließlich auf Intel-SSDs setzen, denn mit Flash-Speicher anderer Hersteller funktioniert VROC nicht.
Ein weiterer Nachteil ist folgender: Das Feature ist nur gegen Aufpreis nutzbar. Wer seinen Speicher in ein RAID 0 schalten möchte, der kann das ohne Zusatzkosten tun. Wer allerdings ein RAID 1 zusammenschalten möchte, der muss einmalig um die 99 US-Dollar zahlen - offizielle Preise sind bisher nicht bekannt. Die Preise für höhere RAID-Verbünde steigen entsprechend. Sobald der Nutzer den Preis an Intel entrichtet hat, verschickt der Hersteller einen Hardware-Dongle, der ins Mainboard gesteckt werden muss, damit er seinen gewünschten RAID-Verbund schalten kann. Eine Methodik, die im Server-Bereich durchaus gängig ist. Das Intel jetzt auch beim Endkonsumenten die Hand aufhält und keine Konkurrenzprodukte unterstützt, ist aus unserer Sicht eine schlechte Entscheidung und auch ein falsches Signal an den Kunden.
Spieleleistung in Full- und Ultra-HD
Wie sich von den Bildratenmessungen in Full-HD allerdings ableiten lässt, beherbergen die neuen Architektur-Features in Skylake-X wie der überarbeitete Cache und die Mesh-Interconnects ein Problem: Wenn die Software nicht auf die neue Plattform optimiert ist, dann sind die Messergebnisse sogar etwas geringer als beim Vorgänger. Mit einem ähnlichen Problem hatte auch Ryzen zu kämpfen, doch dank Bios-, Microcode- und Software-Updates sind nun viele Probleme behoben. Auch der AMD Ryzen 1800X befindet sich auf einem vergleichbaren Niveau. Kurzum: Die High-End-Prozessoren nehmen sich kaum etwas bei der Gaming-Leistung in Full-HD. Selbes gilt im Übrigen für das Zocken in Ultra-HD, auch wenn der 1800X dann doch einen Ticken langsamer ist.
Synthetik- und Computing-Tests
Das Balkendiagramm macht sehr deutlich, welche unglaubliche Multi-Core-Performance der Intel Core i9-7900X an den Tag legt - er wischt in fast jedem Test mit der Konkurrenz den Boden. Beispielsweise kann die CPU im Multimedia-Benchmark von SiSoftware Sandra satte 1,44 Gigapixel in der Sekunde verarbeiten - der nächstbeste Wert kommt vom 6950X, der „nur“ auf rund 752 Megapixel pro Sekunde kommt. Zu guter Letzt ist da noch der Multi-Core-Wert in Cinebench R15, der sich auf satte 2165 Punkte beläuft. Der ehemalige König in Form des 1800X muss sich mit seinen 1875 Punkten auf den zweiten Platz setzen.