Hohes Alter der Inhaber

Immer mehr Unternehmer wollen ihr Geschäft aufgeben

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Eine ganze Unternehmergeneration geht in den Ruhestand. Häufig kommt es dabei zu Problemen bei der Nachfolgeregelung. Insbesondere im Mittelstand wollen viele Inhaber ihr Unternehmen stilllegen.

Fehlende Nachfolgeregelungen sind nicht nur in der IT-Branche ein Problem. Laut einer aktuellen Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels hegen rund 231.000 Inhabende von mittelständischen Unternehmen, die bereits konkret ihren persönlichen Rückzug planen, Stilllegungspläne. Das sind 67.500 mehr als ein Jahr zuvor. Die Daten dazu wurden wischen Mitte Februar und Mitte Juni 2024 erhoben.

Die Suche nach einer geeigneten Nachfolgeregelung gestaltet sich für viele Mittelständler schwierig. Manch einer erwägt daher die Stilllegung des Betriebs.
Die Suche nach einer geeigneten Nachfolgeregelung gestaltet sich für viele Mittelständler schwierig. Manch einer erwägt daher die Stilllegung des Betriebs.
Foto: maroke - shutterstock.com

Hauptgrund für die Pläne zur Stilllegung ist sehr oft das Alter. Das Durchschnittsalter der mittelständischen Unternehmerschaft liegt bei 54 Jahren. 39 Prozent der Unternehmerschaft ist sogar 60 Jahre oder älter - in der deutschen Gesamtbevölkerung sind das nur rund 30 Prozent. "Die demografische Entwicklung bei den Inhaberinnen und Inhabern im Mittelstand schreitet noch schneller voran als in der Gesamtbevölkerung Deutschlands. Es zeichnen sich massive Lücken in den Führungsetagen mittelständischer Unternehmen ab", befürchtet Michael Schwartz, Mittelstandsexperte bei KfW Research.

Problem wird sich verschärfen

Schwartz rechnet mit einer weiteren Verschärfung des Problems: "Wir benötigen in Deutschland nachhaltig mehr Gründungsbereitschaft. Eine unternehmerische Tätigkeit oder der Karrierepfad in der Leitung eines mittelständischen Unternehmens muss eine selbstverständliche Alternative zum Angestelltenverhältnis sein", fordert der Mittelstandsexperte. Er schlägt vor, dass Selbstständigkeit "sichtbarer werden" muss: "Dazu gehören beispielsweise Ansätze, bereits in Schulen ein unternehmerisches Mindset zu vermitteln. Auch sollte bei Berufsberatungen der Blick geweitet werden", so Schwartz.

Niemals zuvor seit Start des Nachfolge-Monitorings von KfW Research haben so viele mittelständische Unternehmen die Aufgabe ihres Betriebs in Erwägung gezogen. Mittelfristig, binnen drei bis fünf Jahren, ziehen noch einmal rund 310.000 Unternehmerinnen und Unternehmer, die bereits wissen, dass sie aus ihrer Firma ausscheiden, die Schließung in Betracht.

Demgegenüber streben 532.000 der insgesamt 3,84 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland bis Ende 2028 die Übergabe an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin an. Damit halten sich die angestrebten Nachfolgen und die geplanten oder für möglich gehaltenen Stilllegungen bis Ende 2028 in etwa die Waage.

Zeit könnte knapp werden

Das Problem ist aber oft hausgemacht: Diejenigen 215.000 Unternehmerinnen und Unternehmer, die kurzfristige Nachfolgepläne bis Ende 2025 haben, sind im Durchschnitt bereits 65,4 Jahre alt. Viele von ihnen haben allerdings noch nicht mit einer Nachfolgesuche begonnen oder sind erst in einem sehr frühen Stadium. Für einige dürfte die Zeit daher zu knapp werden. Es ist davon auszugehen, dass etwa 43.000 Unternehmen ihren Wunsch nach einer kurzfristigen Nachfolgeregelung aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr umsetzen können.

Mehr zum Thema:

IT-Systemhausverkauf und Nachfolge: Warum Beteiligungsgesellschaften IT-Systemhäuser attraktiv finden

Stefanie Hoydem, Matthias Mitlacher und Miriam Hirschi: Generationswechsel bei Systeam

Gute Aussichten für 2025 Digitalbranche soll um 4,6 Prozent wachsen

Zur Startseite