Apple iPad Pro
Nachdem klar wurde, dass das nicht eben perfekte Surface Pro den Nerv etlicher Enterprise-Nutzer getroffen hatte - und wichtiger IT-Abteilungen, die hoff(t)en, Windows auf allen Geräten als Standards durchsetzen zu können - entwickelte Apple mit dem iPad Pro seine eigene Version. Das iPad Pro ist im Grunde ein iPad Air mit einem druckempfindlichen Stift als Option, einem schnelleren Prozessor, einer abnehmbare Tastatur als Option und einem besseren Bildschirm. Wenn man das Surface Pro als abgespeckten Laptop bezeichnen kann, dann ist das iPad Pro ein aufgebauschtes Tablet.
Das iPad Pro gibt es in zwei Versionen, eines mit 9,7-Zoll-Bildschirm und eines mit 12,9-Zoll-Display. Beide erlauben das Entriegeln via Fingerprint-Sensor, unterstützen WLAN sowie Bluetooth und besitzen einen Audio-Ausgang sowie den proprietären Smart Connector (für die abnehmbare Tastatur). Von beiden Versionen gibt es Modelle mit 32, 128 und 256 GB Speicher, außerdem gibt es eine Variante mit LTE.
Die kleinere Version wird in vier Farben angeboten, wiegt knapp 450 Gramm und kostet zwischen 686 und 1199 Euro. Die größere Version ist in drei Farben erhältlich, bringt knapp 750 Gramm auf die Waage und kostet zwischen 907 und 1419 Euro. Das optionale Smart Keyboard (nur mit Qwerty-Tastatur-Layout!) kostet 169 beziehungsweise 179 Euro (großes Modell), während der Pencil-Stylus auf 109 Euro kommt.
Im Gegensatz zum Surface Pro steht für das iPad Pro nicht die große Software-Bibliothek von Windows zur Verfügung, aber es kann auf die Office-Suite von Microsoft sowie Apples hauseigene iWork-Suite zurückgreifen, die sich beide hervorragend als Productivity-Tools eignen. Microsoft Outlook-Client für iOS ist nicht so gut wie die eigenen Exchange-Clients von Apple, aber beide sind verfügbar. Und iOS hat wirklich gute Business-Anwendungen: Goodreader, Grafio, iThoughts HD, OmniFocus und Scanner Pro, um nur einige zu nennen. Hinzu kommt, dass Unternehmen wie IBM und SAP für bestimmte Branchen entwickelte Anwendungen anbieten. Es ist also ein Fehler zu glauben, dass man mit dem iPad keine richtige Business-Tätigkeit verrichten könne.
Das kleine iPad Pro lässt sich bequem als Tablet nutzen - im Gegensatz zu seinem größeren Bruder. Dieses ist zu groß, um mit einer Hand gehalten zu werden und mit der anderen Hand zu tippen. Man kann das Gerät in zwei Händen halten und dank des Split-Keyboard-Features von iOS im Blackberry-Stil mit den Daumen tippen, aber bei 750 Gramm Kampfgewicht geht die Lust an längerer Betätigung schnell verloren. Bei iOS sind die Tastatur-Teile gut positioniert, so dass man auch an die unteren Tasten herankommt, die Tasten sind allerdings schrecklich klein.
Als Hybrid-Gerät sind beide iPad Pro für die Nutzung auf dem Schoß nur bedingt geeignet, weil das Smart Keyboard auf unebenen, nicht durchgehenden Flächen wie den Beinen nicht stabil steht. Das Gerät passt auch nicht auf jeden Schoß und der Blickwinkel - der nicht einstellbar ist - könnte zu steil für Menschen mit kurzem Torso sein. Das iPad Pro mag zwar für diese Art von Nutzung besser geeignet sein als das Surface Pro, es leidet letztendlich aber unter demselben Konstruktionsfehler: Der Annahme, dass man es nur auf einem Schreibtisch oder Tisch zum Tippen nutzt.
In einer anderen ergonomischen Hinsicht ist das iPad Pro sogar schlimmer als das Surface Pro, sowohl, was die Nutzung als 2-in-1-Gerät wie auch die Verwendung als Laptop angeht: Das Fehlen eines Trackpad auf dem Smart Keyboard bedeutet, dass Sie sich zwischen einer ziemlich horizontalen Tastatur-Position und einer relativ vertikalen Touchscreen-Position für Gesten arrangieren müssen. Das kann die Arbeit wirklich verlangsamen.
Als Laptop ist das iPad Pro lediglich ausreichend. Das Smart Keyboard ist eine mittelmäßige Tastatur: Sie hat wenig Tastenhub, so dass es sehr geringen Feedback bietet - außer, Sie tippen sehr bewusst und mit mehr Nachdruck als üblich. Es neigt auch dazu, sich bei der Texteingabe zu biegen, wodurch der angeschlossene Bildschirm wackelt. Das Fehlen eines Trackpad bedeutet, dass Sie ständig Ihre Hand von der Tastatur auf den vertikalen Bildschirm und zurück bewegen. Der Rasterwinkel ist bei Gebrauch des Smart Keyboard nicht einstellbar, wenngleich er für die meisten Menschen passt.
Es gibt mit dem Logitech Create für das iPad Pro mindestens ein Keyboard-Cover von Drittanbietern, aber dieses hat eigene Abstriche.
Der schöne Bildschirm des größeren iPad Pro bietet Ihnen nicht nur mehr Platz, sondern - wie das kleinere iPad Pro und seine ebenso schöner Bildschirm - zeigt den Text auch groß genug an, wenn Sie das Gerät als Laptop verwenden (wo der Bildschirm weiter entfernt ist als bei der Nutzung als Tablet). Viele Laptops - Windows und OS X Modelle - packen zu viel auf ihren Bildschirmen, um lesbar zu sein und zwingen Nutzer mittleren Alters und ältere Erwachsene, die Auflösung nach unten anzupassen oder eine Brille zu tragen.
Der Split-Screen-Modus von iOS 9 ist schön gestaltet und erlaubt es, dass Sie bei den meisten Apps in den zwei Fenstern simultan arbeiten können. Sie können die Aufteilung aber auch auf ein Drittel oder die Hälfte der Bildschirmbreite verändern. Auf der rechten Seite eine neue App zu öffnen, ist einfach, nicht so leicht ist es, die App auf der linken Seite zu wechseln. Dazu müssen Sie den Home-Screen verlassen, eine neue App öffnen und dann den Split-Screen-Modus erneut starten. Die gute Nachricht: Die letzte rechte Split-Screen-App wird automatisch auf der rechten Seite neu geladen!
Das größere iPad Pro ist definitiv die bessere Wahl, wenn Sie es mehr als Laptop auf einer Arbeitsunterlage nutzen. Ist die Verwendung primär mobil, als Tablet, ist wiederum das kleinere iPad Pro ist sicher die bessere Wahl.
Der Apple Pencil ist ein großartiger Stift, mit einer sehr natürlichen Anmutung. Künstler und Architekten, die ich kenne, lieben ihn und sagen, es sei der erste Stylus, den sie jemals verwendet haben (einschließlich der Wacom-Stifte, die in diesen Branchen lange Standard gewesen sind), der sich so flüssig und reaktionsschnell wie ein echter Stift oder Bleistift anfühlt. Der Grund: Der Apple Bleistift hat die gleiche Größe, das gleiche Gewicht und die gleichen Abmessungen wie ein echter Stift, so dass Ihre Finger bereits wissen, wie sie es benutzen müssen, selbst für feine Bewegungen. Die meisten Styli unterscheiden sich deutlich in Größe, Gewicht und dem Gefühl von echten Kugelschreiber und Bleistifte, so dass Sie erst lernen müssen, sie zu benutzen. Der Apple Pencil brilliert insbesondere dann, wenn die genutzte App Druckempfindlichkeit und Schraffieren unterstützt (wenn Sie den Pencil neigen, wird der Pinselstrich wie bei einem echten Pinsel größer).
Schade nur, dass man den Apple Pencil nicht magnetisch am iPad Pro (wie bei Surface Pro) befestigen kann, so dass die Chance es bei Nichtverwendung zu verlegen, sinkt. Beachten Sie, dass Sie zuerst den Apple Pencil mit Ihrem iPad Pro pairen müssen - Sie tun dies, indem Sie die Kappe abnehmen und den Lightning-Connector in den Lightning-Port des iPad stecken.
Der Split-Screen-Modus des iPad Pro ist nützlich in jedem Modus, egal ob als Tablet, Laptop oder Hybrid-Gerät, aber nicht so flexibel wie die stufenlos verschiebbaren Fenster des Surface Pro, wenn es mit einem Keyboard genutzt wird. Verglichen mit dem Surface Pro im Tablet-Modus, das keine Bildschirm-Aufteilung zulässt, werden Sie den Split-Screen-Modus des iPad Pro aber lieben. Zusammengefasst schlägt das Surface Pro das iPad Pro also besser beim Multi-Window-Support wenn es als Laptop oder 2-in-1-Gerät genutzt wird, unterliegt ihm aber im Tablet-Modus.
Wie das Surface Pro bekommt auch das iPad Pro die Ergonomie nicht richtig hin. Es schneidet zwar in dieser Hinsicht etwas besser ab, die meisten Apple-Nutzer hätten aber gerne dazu noch ein MacBook Air.
Die Bewertung für das/die iPad Pro
Als Hybrid-Gerät: Note 4
Als Laptop: Note 5 (9,7-Zoll-Version), Note 4 (12,7-Zoll-Version)
Als Tablet: Note 1- (9,7-Zoll-Version), Note 4 (a2,7-Zoll-Version)