Man kann nun wirklich nicht sagen, dass es mittelständische IT-Hersteller in diesen Zeiten leicht haben. Täglich müssen sie sich neuen Herausforderungen stellen und unzählige Hindernisse bewältigen. Hindernisse, die ihnen die Politik, die Konkurrenten und die sich verändernde Gesellschaft (sprich: die Kunden) in den Weg stellen.
Wir haben mehrere Softwareanbieter, die im deutschen Markt eine wichtige Rolle spielen und verschiedene Segmente bedienen, nach ihren derzeit größten Herausforderungen gefragt. Nur wer die richtigen Antworten auf die Probleme hat, kann im harten Wettbewerb dauerhaft bestehen.
Am meisten Sorgen bereitet den mittelständischen IT-Unternehmen derzeit der Fachkräftemangel. "Aktuell erleben wir die Auswirkungen eines massiven Ingenieurmangels", sagt Martin Hubschneider, Vorstandsvorsitzender der CAS Software AG in Karlsruhe. Er weist darauf hin, dass "in den vergangenen Jahren viel zu wenig Ingenieure ausgebildet wurden".
Martin Kempf, Vorstandsvorsitzender der MKS Software Management AG in Friedrichshafen, stimmt ihm zu: "Es wird zunehmend schwieriger, qualifiziertes Fachpersonal zu gewinnen. Diese Situation erfordert im Mittelstand ein Umdenken. Dieser muss für den Nachwuchs attraktiver gemacht werden." Kempf will dieser Situation zum Beispiel mit einer verstärkten Zusammenarbeit mit Hochschulen begegnen und junge Talente gezielt fördern.
Der aktuelle Fachkräftemangel führt lauf CAS-Chef Hubschneider zu "Nebeneffekten wie Abwerbungen, Lohnsteigerungen und Kapazitätsengpässen in den Projekten". Der Spezialist für CRM-Software weiß aber, dass der Mittelstand bei Sozialleistungen und Gehaltsstrukturen mit Großunternehmen oft nicht mithalten kann.
Auch Peter Dewald, Geschäftsführer der Sage Software GmbH, weiß ein Lied davon zu singen. "Die Enge am Arbeitsmarkt erschwert eine zügige Stellenbesetzung. Derzeit rechnen wir mit vier bis sechs Monaten, bis wir qualifizierte Arbeitskräfte finden", erläutert er. Ein langer Zeitraum, in der die Konkurrenz nicht schläft und in der sich die IT-Welt weiter dreht.
IT-Gigant Microsoft scheint mit dem Recruiting dagegen kein so großes Problem zu haben. Denn für Martin Berchtenbreiter, General Manager Mittelstand & Partner und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Microsoft Deutschland GmbH, liegt die größte Herausforderung der Softwareanbieter derzeit "in der sich verändernden Arbeitskultur der Gesellschaft". Mehr Mobilität der Arbeitnehmer, flexible Arbeitsformen, der Einzug sozialer Netzwerke und privater IT-Geräte in den Unternehmensalltag – "die Anbieter sind gefordert, entsprechende Lösungen bereitzustellen, die den Sicherheitsstandards genügen". Nur dann könnten die Vorteile dieser neuen Arbeitskultur ("Consumerization of IT") genutzt werden.
Auf der nächsten Seite erfahren Sie, welche Herausforderungen den Softwareanbietern durch die Cloud entstehen.
- Oliver Grün, Grün Software, und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands IT-Mittelstand e.V. (BITMi):
"Das Gütesiegel "Software made in Germany" ist ein sehr großer Erfolg. Bei uns gehen fast täglich Anfragen auf Zertifizierung ein. Die große Resonanz zeigt, dass wir mit unserer Konzeption ein Kernanliegen der IT-KMUs getroffen haben. Für deutsche IT-Firmen ist es nicht nur wichtig, eine qualitativ hochwertige Lösung anbieten zu können. Vielmehr geht es darum, diese weltweit vermarkten zu können und dementsprechend wettbewerbsfähig zu sein. Denn der deutsche Mittelstand birgt dasselbe Potenzial wie eBay, Google, Twitter oder Facebook." - Martin Hubschneider, CAS Software:
"Das Gütesiegel ist ein riesiger Erfolg, ein eindeutiges Leistungsversprechen und ein Symbol, das von Kunden im In- und Ausland sofort verstanden wird. Es bestätigt unser permanentes Streben nach Spitzenqualität und die Fähigkeit, den höchsten Ansprüchen unserer Kunden gerecht zu werden." - Michael Kempf, MKS Software:
"Generell genießen Produkte "Made in Germany" weltweit einen hervorragenden Ruf. Davon wollen wir profitieren. Wir erhoffen uns durch das Gütesiegel einen Imagegewinn. Die Nähe zum Softwareanbieter ist für Nutzer ein entscheidender Faktor in der Geschäftsbeziehung. Diese Botschaft wird durch das Gütesiegel hervorragend transportiert." - Martin Pfisterer, ElectronicSales:
"Wir sehen das Gütesiegel des BITMi als eine externe Bestätigung unserer Fokussierung auf Qualität, Service und Zuverlässigkeit. Dazu gehört auch ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland: von der Konzeption, Entwicklung und Gestaltung bis hin zum Projektmanagement und Support. Das Qualitätssiegel kommt bei Interessenten und Kunden sehr gut an und hat sich als Bestandteil unserer Marketingstrategie bewährt. Wir haben bereits Neukunden gewonnen, die im ersten Schritt durch die "Software Made in Germany"-Zertifizierung auf uns aufmerksam wurden." - Max Ertl, DocuWare Europe:
"Zertifizierungen sind für viele Unternehmen ein Kriterium im Auswahlprozess. Wir haben uns von Anfang an auf unsere Fahnen geschrieben, Software von höchstmöglicher Produktqualität zu entwickeln. Durch das Gütesiegel haben unsere Anwender eine weitere Gewissheit, dass DocuWare höchsten Anforderungen gerecht wird." - Martin Berchtenbreiter, Microsoft:
"Das Ziel des BITMi, die Innovationskultur und den Wissenstransfer zu festigen, einen Überblick über IT-Lösungen zu schaffen und den Standort Deutschland zu stärken sehen wir sehr positiv. Ob allerdings ein Gütesiegel in der aktuellen Form hilfreich ist, muss der Bundesverband mit seinen Mitgliedern vereinbaren. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel in die Qualitätssicherung unserer Produkte investiert. Unsere Erfahrung zeigt, dass für den Kunden die Qualität im täglichen Einsatz das Entscheidende ist, weniger die Herkunft der Software." - Friedrich Neumeyer, SAP:
"SAP ist ein globales Unternehmen. Natürlich liegen unsere Wurzeln, auf die wir sehr stolz sind, in Deutschland. Und wir profitieren von einem positiven Image des IT-Standorts hierzulande. Gleichwohl generieren wir 80 Prozent unseres Umsatzes außerhalb Deutschlands. Auch die Software für unsere Mittelstandskunden entwickeln wir auf der ganzen Welt und nehmen landesspezifische Anpassungen im jeweiligen lokalen Markt vor." - Peter Dewald, Sage Software:
"Das Gütesiegel des BITMi haben wir zur Kenntnis genommen. Aber in Zeiten wachsender Globalisierung ist das Kriterium "Software Made in Germany" nicht mehr zeitgemäß. Das scheinen unsere Kunden und Fachhändler auch so zu sehen, denn bisher gab es keine spürbare Nachfrage nach diesem Siegel. Unsere Software ist zwar tatsächlich größtenteils "Made in Germany", aber wir vertreiben zunehmend auch Produkte für den internationalen Einsatz, die dann durchaus auch anderswo entwickelt werden."