Welche Lösung für welchen Kunden?
Zum Thema Cloud-TK machen die Großhändler weitauss weniger Angaben als zur stationären TK-Anlage. ChannelPartner wollte von den Distributoren daher wissen, welche Funktionen moderne TK-Anlagen auf jeden Fall haben sollten - unabhängig davon, ob sie sich in der Cloud oder vor Ort beim Kunden befinden. "Auf welche Leistungsmerkmale der Business-Kunde besonderen Wert legt, ist von Kunde zu Kunde sehr unterschiedlich und lässt sich deshalb kaum standardisieren. Der Leistungsumfang aus der Cloud ist aktuell noch eingeschränkt im Vergleich zu einer vor Ort eingesetzten TK-Anlage. UCC-Funktionen wie Voice, Presence, Chat, E-Mail oder Video leistet aktuell keine Cloud-Lösung allein", führt Also-Manager Schoo aus.
Eine optimal auf den Kunden zugeschnittene Kommunikationslösung kann also durchaus aus einem Zusammenspiel von stationären und virtualisierten Geräten bestehen. Eine umfassende Analyse der Infrastruktur sowie sämtlicher Arbeitsabläufe der Mitarbeiter in allen Abteilungen kann dabei noch die eine oder andere Idee zum Vorschein bringen.
Beispiele dazu nennt Tech-Data-Manager Wahlscheidt: "Die ideale Lösung ist sicherlich eine Kombination aus allen Funktionen, am besten mit Integration der verschiedenen Audio- und Videosysteme. Auch das Teilen von Dokumenten zur eventuell gemeinsamen Bearbeitung ist wichtig. Interessant ist zudem die Darstellung, ob jemand überhaupt telefonisch erreichbar ist oder sein will und wo sein Standort gerade ist. Dies lässt sich durch eine Anbindung an einen Kalender wie Outlook oder Google ermöglichen. Je nach Ausbaustufe und natürlich auch abhängig von den Kundenanforderungen ist zum Beispiel auch Microsoft Lync eine Alternative, weil hier schon eine gute Kombination aus Audio- und Video-Integration gegeben ist."
Neben den Unified-Communication-Angeboten geht ENO-Manager Büter noch einen Schritt weiter: "Eine moderne TK-Anlage sollte auf jeden Fall für den B2B-Bereich die Möglichkeit von Auswertungen sowie ACD-Funktionalität (Automatic Call Distribution) bieten, um interne Kostenaufteilung und Prozesse sauber zu steuern. Reine Skype-Google-Talk-Lösungen sind für den Business-Kunden sicherlich nicht genug. Sie haben nicht genügend Leistungsmerkmale und sind mit Qualitätsschwankungen verbunden. Als Ergänzung zur bestehenden Anlage ist das aber in Ordnung."
Der Auswahl sind, wie man sieht, also fast keine Grenzen gesetzt. Rolf Mittag, Geschäftsführer bei der Komsa Systems GmbH, sieht noch weitere Anwendungsmöglichkeiten - jedoch mit teilweise erhobenem Zeigefinger: "Eine Unterstützung von einzelnen SIP-Teilnehmern (Session Initiation Protocol) wie auch SIP-Trunks stellt quasi eine Basis an Zukunftssicherheit dar. Darüber hinaus ist eine UC-Integration Stand der Technik. Und Präsenzmanagement sowie CTI-Integration (Computer Telephony Integration) sind mittlerweile quasi Standard. Ein Connector in die Skype- oder Googletalk-Welt wird eher die nächste Evolutionsstufe im TK-System sein. Audio- und Videokommunikation nehmen definitiv an Bedeutung zu. Bei Nutzung von internetbasierten Diensten ist man jedoch gut beraten, das Thema Datenschutz kritisch zu hinterfragen."
Der Job des Fachhandels
Hat sich ein Kunde für den Umstieg auf eine TK-Anlage in der Cloud entschieden, kommen auf den Fachhändler die üblichen Arbeiten zu. Welche Servicetätigkeiten das sind, haben wir in der Distribution nachgefragt. "Wie immer steht natürlich die Beratung an erster Stelle. Dann folgt die Prüfung der vorhandenen Gegebenheiten vor Ort beim Kunden, wie zum Beispiel Bandbreite, Leistungsqualität und die bestehende Verkabelung. Daraufhin entwickelt der Fachhändler ein Produkt- und Lösungskonzept, in das zum Beispiel die Anbindung von mobilen Anwendern einfließt. Selbstverständlich übernimmt der Vertriebspartner dann auch die notwendige Einrichtung und Pflege - wie bei einer stationären Anlage. Außerdem ergeben sich hier ebenfalls Zusatzangebote durch Integration wie zum Beispiel SharePoint", umreißt Tech-Data-Manager Wahlscheidt den Ablauf.
Zum Thema Zusatzangebote hat Also-Manager Schoo noch weitere Ideen: "Wir sehen natürlich Dienstleistungen, die mit dem Vertrieb von Cloud-basierten TK-Anlagen verbunden sind. Dazu zählen zum Beispiel die Vermarktung von breitbandigen Anschlüssen in das Netz (xDSL, Internet Access, SIP-Trunk etc.). Bei der Cloud-Lösung werden Infrastrukturen benötigt, die IP-ready ausgestattet, gewartet und administriert werden müssen. Zudem benötigt der Kunde in vielen Fällen neue Endgeräte wie IP-Telefone."
Der Fachhandel kann aus einem umfangreichen Angebot schöpfen, um für seinen Kunden die passende Lösung zu finden. Da es sich nicht mehr nur um das simple Abheben eines Telefonhörers zur Gesprächsaufnahme handelt, ist vor allem bei Cloud-basierten Lösungen das nötige Netzwerkwissen Grundvoraussetzung. Diese Tatsache gibt Herweck-Manager Walch abschließend mit auf den Weg: "Die Formel für ein erfolgreiches Geschäft mit der Cloud lautet: Dienstleistung durch Anwendungsintegration. Das entsprechende Know-how zu den Standards ist heute unabdingbar. Durch die 'Übernahme' der Telefonie durch die IT sind tief gehende Kenntnisse in den Bereichen Netzwerk und Protokolle, Koppelkomponenten, Betriebssysteme, Anwendungen, Sicherheit und insbesondere Geschäftsprozesse notwendig." (bw)