Pro & contra stationäre Anlagen
Eine virtuelle TK-Anlage ist (noch) nicht für jeden Kunden das Richtige. Oft ist es sinnvoller, doch eine stationäre Lösung zu installieren. "Bei der Telefonie kommt es immer noch sehr auf die Sprachqualität an. Somit sind gerade bei Kunden mit sehr vielen Endgeräten an einem Standort die zur Verfügung stehende Leistungsbreite und deren Kosten entscheidend. Hier sind stationäre TK-Lösungen meist die bessere Alternative", rät Stefan Wahlscheidt, Business Development Manager TD Cloud, bei Tech Data.
Mit den Stichworten "Qualität, Komfort und Ausfallsicherheit" bringt ENO-Manager Bütner die positiven Argumente für stationäre TK-Anlagen auf den Punkt. Ein weiterer Fall, in dem auf eine Cloud-Lösung geradezu verzichtet werden muss, sei natürlich "die bei einem Kunden nicht vorhandene Bandbreite".
Weitere Argumente für eine beim Kunden installierte Anlage liefert Andreas Bichlmeir, Senior Manager UCC bei der Micro Distribution GmbH: "Fest installierte Anlagen eignen sich für Kunden, die ihre Anlage selbst warten wollen und eventuell separiert vom IT-Netz einen Telefonzugang wünschen. Für diese Kunden spielt die (gefühlte) Sicherheit eine entscheidende Rolle."
Doch nicht nur diese gefühlte Sicherheit ist eines der Argumente für eine Festinstallation. Auch bei den Kunden intern bereits gewachsene Infrastrukturen in Verbindung mit der Telekommunikationslösung müssen unter Umständen berücksichtigt werden. "Langjährige Entwicklungen an Inhouse-Systemen haben eine Vielzahl von Schnittstellen, Applikationen und Einbindungsmöglichkeiten in vorhandene Kundensysteme geschaffen. Das ist nach wie vor eine Stärke dieser Systeme. Unternehmen, die eine Veränderung der eigenen Arbeitsprozesse erreichen wollen, setzen in der Regel auf Systeme, die eine Verbindung zwischen den Systemen zur Datenverarbeitung und den Kommunikationssystemen herstellen und somit voll integrativ sind", weiß Herweck-Manager Walch.
Pro & contra Cloud-TK
Im Gegensatz zu einer Festinstallation sieht Walch den Vorteil einer virtualisierten Anlage ganz klar in den Kosten. Dieser Faktor macht das Angebot vor allem für kleine Unternehmen interessant - auch wenn laut Walch Abstriche damit verbunden sind: "Mit einer TK-Anlage aus der Cloud erhält der Kunde einen professionellen Funktionsumfang, ohne eine große Investition in die Infrastruktur, und die Kosten sind transparent. Besonders bei weiträumig verteilten Mitarbeiterstrukturen und hoher Fluktuation im Teleworker-Bereich können Cloud-Lösungen ihre Stärke ausspielen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Inhouse-Systeme in absehbarer Zeit komplett von der Bildfläche verschwinden. Die Skepsis gegenüber Cloud-Computing ist groß. Datensicherheit und Datenhoheit spielen speziell bei deutschen Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung. Virtualisierte Anlagen räumen dem Anwender außerdem meist weniger Freiheit ein. Die Anlage kann nicht nach Belieben konfiguriert werden, und der Kunde ist auf den Funktionsumfang angewiesen, den der Provider bereitstellt."
Auch Also-Manager Schoo sieht den Vorteil einer Cloud-Anlage in erster Linie in der Kostenstruktur: "Für Unternehmen mit einer Filialstruktur und einer sehr dynamischen Anzahl von Telefonagenten sowie für Start-ups mit geringer Bereitschaft, in die TK-Anlage zu investieren, ist eine virtualisierte Lösung sinnvoller."
Pro & contra Softphone
IP-basierte Telekommunikationslösungen können bei manchen Unternehmen als zusätzliche Kommunikationsmöglichkeit sinnvoll sein. Unabhängig von der in der Zentrale vorhandenen Struktur bietet Softphone einen weiteren günstigen Kanal. Tech-Data-Manager Wahlscheidt nennt ein Beispiel: "Außendiensttechniker sind per Softphone ideal über ihr Notebook, Tablet oder Smartphone über das WLAN-Netz bei einem Kunden erreichbar. So können sie auch noch andere Services wie Online-Zeiterfassung oder Videokonferenz nutzen."
Da der Einsatz solcher Kommunikationstechniken unabhängig vom Grundsystem der Unternehmens-TK-Anlage ist, kann der Fachhandel im Kundengespräch diese Zusatzmöglichkeit durchaus ansprechen und möglicherweise zusätzlichen Verdienst durch den Verkauf von Endgeräten in der entsprechenden Kundengruppe generieren. "Das Softphone ist lediglich eine weitere moderne Schnittstelle zum Menschen - unabhängig vom System. Die Wahl des Endgeräts, unabhängig davon, ob es ein GSM-Gerät, ein Tischtelefon oder eben ein Softphone ist, darf für die Funktionalität der UCC-Lösung keine Rolle spielen. Hieraus ergibt sich eine weitere Möglichkeit der Beurteilung des Systems auf seine Tauglichkeit. Entscheidend ist die Flexibilität des jeweiligen Bereitstellungsmodells", erklärt Herweck-Manager Walch.