Bei Digital Signage ist von Krisenstimmung nichts zu spüren. Zwar haben sich manche allzu euphorische Wachstumsprognosen der vergangenen Jahre nur bedingt bewahrheitet, doch so ist im Markt der großen Displays noch jede Menge Luft nach oben. "Die von Analysten sehr optimistischen Prognosen wurden nicht ganz erfüllt, ein sehr deutliches Wachstum des Digital-Signage-Marktes im zweistelligen Prozentbereich ist aber ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis", meint daher auch Frank Sander, Head of Marketing Information System Products bei LG.
"Derzeit stehen die Zeichen im Markt für 2013 und die nächsten Jahre weiter auf Wachstum", verspricht Oliver Seeger, Business Development Manager LFD bei Iiyama. Ob sich jedoch hohe zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz weiterhin erzielen lassen, müsse man aufgrund des starken Preisverfalls bei Large Format Displays (LFD) abwarten.
Reinhold Egenter, Chef der Tech-Data-AV-Sparte Maverick sieht im Preisverfall aber auch eine Marktchance: "Die Aussichten sind sehr positiv, da LFDs aufgrund der ständig steigenden Displaygrößen bei gleichzeitig sinkenden Preisen immer attraktiver werden", erklärt er. "Wir erwarten weiterhin ein Marktwachstum von zehn bis 15 Prozent", ergänzt Wilfred de Man, General Manager Philips Signage Solutions EMEA bei MMD. Das "nahezu explosionsartige Wachstum" der zurückliegenden Jahre in Westeuropa werde sich aber abflachen.
Retail-Lösungen auch für kleinere Händler
Die LFD-Experten haben Signage-Lösungen für den Retail als einen der wichtigsten Absatzmärkte ausgemacht. "Der Lebensmittel- und Einzelhandel hat noch Nachholbedarf", berichtet Michael Wittel, Senior Manager Verticals & Digital Signage bei Ingram Micro. Die Projekte seien aber noch häufig von den großen Handelskonzernen im Hintergrund getrieben. Gerade Einzellösungen für kleinere Händler sind willkommene Projekte für IT-Händler. Der Kundenzugang ist häufig bereits vorhanden, und der Aufwand für Installation und Administration hält sich in Grenzen.
Stephan Peters, General Manager D-A-CH bei NEC Display Solutions, sieht eine zunehmende Segmentierung des Marktes: "Während Digital Signage vor ein paar Jahren vor allem Thema in größeren Ladenketten und öffentlichen Einrichtungen war, rücken mittlerweile immer mehr einzelne Installationen in den Fokus", berichtet er.
"Das größte Wachstum gibt es derzeit bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen, und zwar branchenübergreifend", stellt Markus Korn, Head of Sales IT Display bei Samsung, fest. Die Kunden kommen laut Korn aus ganz unterschiedlichen Bereichen wie Einzelhandel, Banken, Reisebüros, Friseure oder Apotheken. Auch die Einsatzgebiete seien vielfältig: "Die Displays werden je noch Kontext als Werbeflächen, als Alternative für Projektoren oder als digitale Informationstafeln eingesetzt", weiß Korn.
Neben Signage- und Public-Display-Lösungen gewinnen LFDs auch im Konferenz- und Bildungssektor an Bedeutung: "In den Zielmärkten Business und Education verzeichnen wir eine positive Marktentwicklung", bestätigt Thomas Müller, General Manager D-A-CH & Benelux, bei BenQ. Auch Stefan Krüger, Sales-Mitarbeiter bei Viewsonic, sieht im gesamten Bildungsbereich "enormes" Wachstumspotenzial: "In Ländern wie Großbritannien und den USA sind vor allem große Touch-Displays und interaktive Whiteboards verbreitet. Der deutsche Bildungssektor hat hier immensen Nachholbedarf", betont Krüger. "Branchenübergreifend verzeichnen wir über unsere Fachhändler eine erhöhte Nachfrage nach Ausstattung von Meeting- und Konferenzräumen", berichtet Tobias Nagel, Head of BU Digital Signage bei Also.
Diesen Trend hat man auch bei Tech Data festgestellt: "Interessant sind aus unserer Sicht insbesondere Konferenzräume bei mittelständischen und großen Endkunden", meint Reinhold Egenter. Man müsse bedenken, dass es etwa doppelt so viele Konferenzräume wie Klassenzimmer gebe.