Vier Monate nach der Akquisition des B2B-Händlers Xgsm.com folgt bei Getgoods die nächste Übernahme: Der Elektronikversender hat heute den Erwerb sämtlicher Anteile an dem ShoppingClub der Pauldirekt bekanntgegeben. Über den gezahlten Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Mit einer Schwerpunktsetzung auf den Bereich Unterhaltungselektronik sowie verwandte Lifestyle-Segmente nimmt Pauldirekt unter den deutschen Shopping-Clubs eine Sonderstellung ein. Das von der Münchner Ecommerce Alliance gegründete Unternehmen verfügt über einen Kundenstamm von mehr als 1,2 Millionen Onlineshoppern, was auch bei der Akquisition durch Getgoods eines der wichtigsten Assets dargestellt haben dürfte. Gesonderte Umsatzzahlen für Pauldirekt hat die börsennotierte Ecommerce Alliance bislang nicht ausgewiesen, doch dürfte sich der Shopping-Club rund um die Umsatzmarke von 10 Millionen Euro bewegen.
"Deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben"
Bereits seit einigen Jahren hatte Ecommerce Alliance-CEO Daniel Wild Pauldirekt als Verkaufskandidat präsentiert und führte dabei vor zwei Jahren sogar einen Kaufpreis von rund 20 Millionen Euro ins Spiel. Das tatsächliche Volumen der Übernahme durch Getgoods dürfte allerdings davon meilenweit entfernt liegen – nicht zuletzt aufgrund der enttäuschenden Geschäftsentwicklung von Pauldirekt in den letzten Jahren: Ursprünglich hatte die Ecommerce Alliance für den 2008 gestarteten Shopping-Club für den Lauf des Jahres 2012 den Break-Even angesteuert und für 2013 erstmals schwarze Zahlen in Aussicht gestellt.
Ein Relaunch als "Shopping-Club für Männer" sollte das Profil von Pauldirekt schärfen und die Abhängigkeit vom CE-Geschäft verringern. Im Geschäftsbericht für das zurückliegende Jahr musste die Ecommerce Alliance allerdings einräumen, dass Pauldirekt "deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben" sei und man sich dazu gezwungene sehe, den Firmenwert auf "null" abzuschreiben. Dabei ist davon auszugehen, dass der Shopping-Club das Konzernergebnis der Ecommerce Alliance 2012 mit einem siebenstelligen Fehlbetrag belastete.
Die Vorteile für Getgoods
Getgoods-Chef Markus Rockstädt-Mies betont dennoch die Vorteile, die dem Online-Händler durch die Übernahme von Pauldirekt entstehen: "Wir erschließen uns eine Zielgruppe E-Commerce-affiner Kunden, für die wir im Eigenmarketing einen hohen Millionenbetrag aufwenden müssten. Durch die Verbindung mit dem Stammhaus getgoods.de sind wir in der Lage, gerade vor dem Hintergrund der aktuell stattfindenden Erweiterung des Produktspektrums hin zum Vollsortiment, diesen Kunden noch bessere Angebote machen zu können." Außerdem könne Getgoods durch Pauldirekt auch den Handels- und Industriepartnern die Möglichkeit bieten, effizient und gesteuert Überhangs- und Sonderposten zu vermarkten. "Durch die schnelle und unkomplizierte Integration der Vermarktungsplattform Pauldirekt in die etablierten Standardprozesse und Strukturen von getgoods.de sind wir darüber hinaus auch in der Lage, von Beginn an entsprechende Skaleneffekte nutzen zu können", so Rockstädt-Mies.
Die Übernahme der Ecommerce-Alliance-Tochter Pauldirekt durch den Elektronikversender Getgoods entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie: Das Münchner E-Commerce-Unternehmer hat seine Wurzeln im Handy-Online-Händler Getmobile und versuchte sich in den vergangenen Jahren immer stärker vom Elektronikgeschäft hin zu Segmenten wie Bekleidung, Weine und Kinder zu entwickeln. Angesichts des Smartphone-Booms hat die Ecommerce Alliance aber inzwischen einen Kurswechsel vollzogen, sich von den Beteiligungen an 52Weine sowie Netmoms getrennt und stattdessen den Wiedereinstieg bei Getmobile vollzogen. Pauldirekt würde an sich gut zu dieser Strategie passen, doch scheint man inzwischen den Glauben daran verloren zu haben, den Shopping-Club in überschaubarer Zeit in die Profitabilität führen zu können. (mh)
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