Nach der Übernahme durch Freenet

Gelingt Gravis die Neuausrichtung?

08.08.2013
Neue Wettbewerber, starke Marktschwankungen – auch Apple-Händler Gravis kämpft mit den Herausforderungen im Elektronik-Retail. Nach der Übernahme durch den Mobilfunkkonzern Freenet sieht sich Gravis jedoch gestärkt und plant die Neuausrichtung als „Home of Digital Lifestyle“.
Für Gravis-Gründer Archibald Horlitz stellte ein Verkauf der Ladenkette die beste Zukunftssicherung dar.
Für Gravis-Gründer Archibald Horlitz stellte ein Verkauf der Ladenkette die beste Zukunftssicherung dar.
Foto: Gravis

Der Apple-Handel gilt als Welt für sich und so wurde auch das Wachstum der Retail-Kette Gravis lange Zeit als von allgemeinen Markttrends losgelöste Entwicklung betrachtet. Das Ende der 80er Jahre vom langjährigen Geschäftsführer Archibald Horlitz gegründete Unternehmen hatte zudem mit seinen auf Hochglanz getrimmten Filialen wenig mit dem übrigen IT-Fachhandel gemeinsam.

Doch betrachtet man die Geschäftsentwicklung von Gravis, zeigt sich, dass auch der Apple-Reseller mit den Herausforderungen im stationären Elektronikhandel zu kämpfen hat. Zwar erzielte das Unternehmen 2011 mit 160 Millionen Euro eine beachtliche Umsatzgröße – fünf Jahre zuvor lag Gravis noch unter der Schwelle von 100 Millionen Euro –, doch lässt sich fast jeder Umsatzsprung auf eine der in den 2000er-Jahren eingeführten Apple-Innovationen zurückführen: 2007 das iPhone, im Jahr darauf das MacBook Air und schließlich 2010 das iPad. Im ereignisarmeren Apple-Jahr 2011 musste Gravis dagegen einen leichten Umsatzrückgang um knapp ein Prozent hinnehmen.

Neben dieser starken Abhängigkeit von übergeordneten Markttrends bekam Gravis auch die zweite große Neuerung im Elektronik-Retail zu spüren: das Auftauchen neuer Wettbewerber. Zu finden sind diese einerseits im preisattraktiven und wachstumsstarken E-Commerce-Segment, im Falle von Gravis aber auch ganz klar herstellerseitig: So hat Apple mit seinen Apple Stores – sowie dem eigenen Onlinestore – das Direktgeschäft in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut. Die heute 28 Gravis-Filialen stehen inzwischen einem Netz von 11 Apple Stores gegenüber.

Verkauf als Befreiungsschlag

Es verwundert daher nicht, dass Gravis-Gründer Archibald Horlitz bereits seit einigen Jahren den Einstieg eines Investors als probate Lösung für die Fortsetzung des Wachstumskurses seines Unternehmens propagierte. Mit der Ende 2012 besiegelten und Anfang 2013 vollzogenen Übernahme durch den Mobilfunkkonzern Freenet wurde dieses Szenario schließlich konsequent umgesetzt.

Zwar sorgte die Zweckehe zwischen dem designbewussten, hochpreisigen Apple-Reseller und dem auf Kampfpreise sowie ein ausgedehntes Franchise-Netz setzenden Mobilfunkhändler für einige Überraschung. Doch klangen die von den beiden Partnern in Aussicht gestellten Synergieeffekte durchaus schlüssig: Während Gravis den Mobilcom-Debitel Shops den Ausbau ihres Digital-Lifestyle-Angebots mit hochwertigen Apple-Produkten ermöglichen sollte, versprach Freenet, für eine Stärkung des Geschäfts in den Bereichen Mobilfunk und mobiles Internet in den Gravis-Filialen zu sorgen.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie u.a., wie sich Gravis von der Fixierung auf Apple lösen will.

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