Vor fast zehn Jahren kamen Standardshopsysteme wie Oxid oder Shopware auf den Markt. Der Onlineshop war ein eigenständiges System, das an andere Einheiten wie PIM-Systeme (Product Information Management) oder ERP (Enterprise Resource Planning) angebunden werden konnte - eine gute Möglichkeit, einen soliden Shop aufzubauen und dabei relativ flexibel zu bleiben.
Heute reichen Standardsysteme und deren Funktionsspektrum nicht mehr aus. Händler möchten gerne selbst entscheiden, welche Funktionen sie hinzufügen oder auch weglassen wollen - sei es ein weiterer Shop, ein bestehendes System oder ein Preismonitoring-Tool, um die Konkurrenz im Auge zu behalten. Schnelle und agile Entwicklungszyklen bestimmen die Zukunft des E-Commerce: Erreicht werden diese mit modularen E-Commerce-Frameworks.
Welche Bedeutung E-Commerce-Frameworks für den Handel besitzen und inwieweit sie in der Praxis bereits eingesetzt werden hat das Beratungs- und Forschungsinstitut ibi research in einer Umfrage unter mehr als 150 Online-Shop-Betreibern untersucht. Aus dieser Händlerstudie lassen sich folgende fünf Thesen ableiten:
1. E-Commerce-Frameworks fördern das Wachstum
Ein Framework ist ein technischer Rahmen. Insbesondere wird dieser Begriff bei der komponentenbasierten Entwicklung von Software verwendet. Gegeben ist ein gewisser modularer Baukasten, der je nach Bedarf um weitere Komponenten erweitert werden kann.
Übertragen auf den Online-Handel bedeutet das, dass der Händler nicht an eine starre Komplettlösung gebunden ist. Im Gegenteil, er kann individuell Module andocken. E-Commerce-Frameworks, auch E-Commerce-Plattformen oder -Systeme genannt, wachsen mit dem Unternehmen mit. So kann nach und nach ein ganzheitliches E-Commerce-Ökosystem aufgebaut werden, das genau den Anforderungen des Händlers entspricht. Dass dies immer mehr gefragt ist, zeigt die aktuelle Studie von ibi research. Ein Drittel der befragten Händler, die E-Commerce-Frameworks kennen, verwenden diese auch.
2. Individualisierung gewinnt immer mehr an Bedeutung
In der Welt der Marktplatz-Riesen wird Individualisierung immer wichtiger. Im Shop ist es das A und O, dem Kundenverhalten entgegenzukommen. Das Abbilden von Services im Shop ist nicht mehr wegzudenken. Die Vernetzung der Daten ist dabei unerlässlich, denn nur so können dem Nutzer exklusive Services angeboten werden.
Im Automotive-Bereich sind das beispielsweise erweiterte Such- und Filtermöglichkeiten oder Fahrzeug-Teile-Zuordnungen im Shop. Wer ganz vorne dabei sein möchte, braucht außerdem Features wie dynamisches Re-Pricing oder interaktiven Bestandsabgleich: Laut Studie spielen für die meisten Befragten solche Module eine entscheidende Rolle. Neun von zehn Befragten sehen die intelligente Suchfunktion als wichtige Komponente.
3. Kundenzufriedenheit erfordert hohe Flexibilität
Im Vergleich zu klassischen Shopsystemen sind E-Commerce-Frameworks hochgradig flexibel hinsichtlich der Integration verschiedener Systeme. Die Studie zeigt, dass 36 Prozent der Befragten die Einbindung eines anpassbaren Produktkonfigurators als sehr wichtig empfinden. Zum Beispiel im Kfz-Teilehandel kann ein Komplettradkonfiguratoren flexibel adaptiert werden und den entscheidenden Vorteil bringen.
- Tipp 1 - Checkout überprüfen
Die meisten Käufe werden auf der Bezahlseite abgebrochen. Hier sollten Shop-Betreiber ansetzen. - Tipp 2 - Lieferangaben: So kurz wie möglich
Je weniger Daten potentielle Käufer eingeben müssen, umso geringer die Chance, dass sie abspringen. - Tipp 3 - Zahlungsoptionen prüfen
Findet ein Kunde das gewünschte Bezahlverfahren nicht, droht ein Kaufabbruch. Eine breite Auswahl an Bezahlverfahren kann dies verhindern. - Tipp 4 - Lieferzeit und Lieferkosten: bitte zum Nulltarif!
Sind die Versandkosten zu hoch, springen Kunden ab. Viele Kunden erwarten inzwischen sogar Versand zum Nulltarif. - Tipp 5 - Shops auf mobile Endgeräte optimieren
Immer mehr Kunden nutzen ihre mobilen Endgeräte zum Einkauf. Shop-Betreiber sollten ihre Webseiten darauf einstellen.
Durch die hochentwickelte Plattformarchitektur werden bewährte Funktionsmodule so eingebettet, dass ein ideales Gesamtbild entsteht. Für den Kunden ergibt das eine flüssige Customer-Journey im gewohnten Design des Anbieters. Dass es sich im Shop um einzelne Funktionsmodule im Hintergrund handelt, ist für den Kunden nicht erkennbar.
4. Schnittstellen in alle Richtungen spielen eine große Rolle
Die Nutzbarkeit von Schnittstellen wird laut Studie als besonders relevant eingestuft. Sowohl auf der einen Seite die Anbindung von ERP-Systemen als auch auf der anderen Seite die Integration von Marktplätzen zur Distribution.
Händler sind zum Umdenken aufgefordert. Gefragt ist der Middleware-Ansatz anstelle einzelner Shop-Plugins: Der Trend führt zu einer zentralen Integrationsplattform, die Schnittstellen in alle Richtungen bietet und gleichzeitig den Verkauf steuert. Denn immerhin finden über 80 Prozent der Studienteilnehmer die Anbindung an ein ERP-/Warenwirtschaftssystem wichtig. Acht von zehn wünschen sich die Schnittstelle zu einem Content-Management-System (CMS).
Lesetipp: Content Management Systeme im Vergleich
5. Schnelle Reaktionen auf Händlerwünsche sind wichtig
Der Erfolgsfaktor im E-Commerce heißt Geschwindigkeit. Deshalb wollen Händler in direkter Kommunikation zu ihrem Software-Anbieter stehen. Es kommt darauf an, Time-to-Market und Entwicklungszyklen so kurz wie möglich zu halten.
Auch hier ist eine Veränderung erkennbar: Der Kundenkontakt zum Framework-Hersteller ist für viele beim Kauf ein entscheidendes Kriterium. Aus der Studie geht hervor, dass für über die Hälfte die direkte Kontaktmöglichkeit zum Hersteller sowie dessen Kundenbetreuung ein wichtiger Grund für die Nutzung eines E-Commerce-Frameworks sind. Die entscheidende Geschwindigkeit ist nur gegeben, wenn Beratung, Umsetzung und Service aus einer Hand und direkt vom Softwarehersteller kommen.
Vom Standardshop zum E-Commerce-Framework
Waren es damals Standardshopsysteme, die den Online-Handel revolutionierten, sind es heute E-Commerce-Frameworks. Ein Umdenken ist bereits zu beobachten: 38 Prozent der Befragten planen, in Zukunft ein E-Commerce-Framework einzusetzen, Tendenz steigend.
Händler müssen sich ausreichend rüsten, wenn sie im Konkurrenzkampf mithalten wollen und Wachstum und Flexibilität anstreben. Dafür ist eine Lösung mit den oben genannten Merkmalen notwendig: Eine E-Commerce-Plattform, die modular und flexibel aufbaubar ist, individuelle Services ermöglicht, sich nahtlos in bestehende Systeme integriert und die, inklusive Service und Beratung, direkt vom Softwarehersteller aus einer Hand kommt. Ein E-Commerce-Framework, das schnelle und agile Entwicklungszyklen ermöglicht.
Quellenangaben:
Studie ibi research "E-Commerce-Frameworks - Status quo und Erwartungen aus Händlersicht", März 2017: https://E-Commerce-leitfaden.de/studien/item/e-commerce-frameworks (haf)