Früher verschuldeten sich die Menschen in erster Linie für ihr Auto, vielleicht noch für eine neue Küche. Das Geld dafür bekamen sie von ihrer Hausbank. Heute bieten viele Einzelhändler direkt an der Ladenkasse eine Finanzierung an - inzwischen auch für niedrigere Einkaufssummen und teils zu extrem günstigen Zinssätzen. "Im Handel wäre die Hälfte der finanzierten Güter ohne eine Finanzierung überhaupt nicht gekauft worden", berichtet Stephan Moll vom Bankenfachverband unter Berufung auf eine repräsentative Studie.
Die Verbraucher greifen selbst dann zu, wenn sie den Kredit eigentlich gar nicht nötig haben: Rund ein Viertel hätte die Ware nach eigenen Angaben auch sofort bezahlen können. Andere wiederum sind auf den Vorschuss angewiesen. "Es hat nicht jeder Geld auf der hohen Kante. Und wenn einer Familie die Waschmaschine kaputt geht, kann sie nicht erst ein Jahr sparen", schildert Moll.
Dennoch warnt auch er: "Man muss sich bewusst sein, dass man dafür Geld bezahlt. Das ist eine Dienstleistung, die gibt es nicht umsonst." Eva Raabe von der Verbraucherzentrale Hessen ergänzt: "Gerade die Null-Prozent-Finanzierungen verführen zum Kauf. Wobei das nicht wirklich immer kostenfrei ist."
Häufig seien die günstigen Zinsen für das Darlehen bereits eingepreist. Außerdem könnten etwa Bearbeitungsgebühren oder eine - offiziell freiwillige - Restschuldversicherung hinzukommen, die das Ausfallrisiko bei Todesfall oder Arbeitsunfähigkeit absichert. In den Klauseln gäbe es oft Fallstricke, erklärt Raabe - wenn zum Beispiel die Ausfallversicherung bei einem auf sieben Jahre angelegten Kredit auf das erste Jahr beschränkt ist.
Doch am meisten beunruhigt die Verbraucherschützerin, dass immer mehr Kreditnehmer den Überblick über ihre Finanzen verlieren. "Wenn die Geldbörse leer ist, dann sehe ich das. Doch wenn immer häufiger Ratenzahlung vereinbart oder mit Kreditkarte gezahlt wird, wird es unübersichtlich. Und am Monatsende reicht das Geld dann nicht aus." (dpa/rw)