Fakt 3: Kostenlose Tools sind abgespeckt und hinterlassen Lücken
In einem Punkt herrscht große Einigkeit unter den Fachleuten: Lothar Symanofsky, Vertriebsleiter von BitDefender: "Freeware hat erhebliche Auswirkungen auf die Sicherheit des Systems: Kostenlose Versionen haben nur eine eingeschränkte Funktionalität bei der Erkennung von Schädlingen." Peter Klein, Technischer Leiter bei F-Secure: "Meistens werden bei kostenlosen Versionen sinnvolle Mechanismen der Sicherheitssoftware weggelassen". Auch Stefan Wesche sagt: "Freeware-Tools, etwa zum Virenschutz, bieten in der Regel einen Grundschutz, manchmal sogar einen ganz passablen. Allerdings sind kostenlose Sicherheits-Tools in der Regel abgespeckte Versionen von kostenpflichtiger Software."
ChannelPartner nahm also einige Lösungen unter die Lupe: In der Tat findet sich auf der Homepage von Avira im Download-Bereich von "Antivir" eine Beschreibung, was das "Abgespeckte" betrifft. Demnach beinhaltet die Software kein Entfernungs-Tool für Ad- und Spyware und keine Virenüberprüfung von Internet-Downloads. Auch "die Einbindung in Bot-Netze" wird laut der Liste nicht verhindert. Zudem gibt es keinen tiefgehenden E-Mail-Schutz oder Rettungswerkzeuge im Falle einer Rechnerinfektion.
Ähnliches gilt im Falle der beliebten kostenlosen Version der Check-Point-Firewall "Zonealarm": Hier weist der Hersteller explizit darauf hin, dass sich mit der Firewall keine erweiterten Einstellungen tätigen lassen. Auch wird angedeutet, dass der Nutzer häufiger "Arbeitsunterbrechungen" in Kauf nehmen muss. Und wenn man schließlich die beliebten kostenlosen Tools für den Spyware-Schutz genauer betrachtet, sind ebenfalls schnell Lücken zu finden, etwa wenn es um die Säuberung der betriebssystemkritischen "Registry"-Datei geht.
Fakt 4: Freeware schützt nur unzureichend gegen neue Gefahren
Tjark Auerbach, Gründer und Geschäftsführer von Avira, gibt zu: "Natürlich bieten kommerzielle Lösungen einen ausgefeilteren Schutz. Sie können etwa besser Drive-by-Downloads abwehren, also von gecrackten Webseiten untergeschobene Schädlinge." Stefan Wesche von Symantec erklärt, worum es sich dabei handelt: "Bei Drive-by-Down-loads reicht allein der Besuch einer von Hackern infizierten Seite aus, um sich diese Art von Schadcode auf den Rechner zu laden. Das Fatale ist: Es sind nicht unbedingt Schmuddelseiten oder potenziell gefährliche Seiten davon betroffen, sondern ganz normale und bekannte Websites. Der Surfer bekommt zudem überhaupt nicht mit, dass sein Computer gerade mit einem Schadcode infiziert wird."
Damit liegt eine weitere Schwäche von Freeware auf der Hand: Die Hersteller von Bezahlsoftware versprechen, mit ihrer Software auch auf aktuelle Bedrohungen reagieren zu können. Wenn eine neue Malware-Gefahr entstehen sollte, werden Kunden automatisch versorgt - eine Leistung, die bei Freeware natürlich fehlt, da sie sich in der Regel dediziert um eine Art von Problemen kümmert.
Axel Diekmann, Managing Director von Kaspersky: "Hinter einer guten Security-Lösung stehen zunächst technische Funktionen, die von einem großen Team teilweise über Jahre hinweg verbessert und weiterentwickelt werden. Diese Kosten schlagen sich natürlich auch im Preis der Software nieder. Weltweit haben wir ein Netz an Malware-Fallen, die unter anderem Spam-Mails, Viren und Trojaner sowie Hacker-Angriffe sammeln. Auch dieses Netzwerk muss gepflegt und ständig weiterentwickelt werden - denn die Gegenseite schläft ja nicht und verfeinert laufend die kriminellen Methoden."