Auch eBay macht Probleme
Ähnlicher Fall - andere Plattform: Seit Mai 2006 verkaufte macXperts Apple-Produkte über eBay, mit wachsendem Erfolg. Bis Mitte vorigen Jahres generierte Geschäftsführer Markus Schall mehr als 100.000 Euro Umsatz pro Monat über die Auktionsplattform. Schall überwies dafür 2008 über 36.000 Euro Gebühren an eBay.
Eine Erfolgsgeschichte, könnte man meinen. Durch Lieferengpässe verschlechterten sich aber die Bewertungen des Mac-Händlers. Ende Januar wurde dann sein gesamtes eBay-Konto eingeschränkt, mit Auswirkungen auf die Sichtbarkeit der Angebote. Das führte bei Schall zu einem Umsatzeinbruch im Februar um 50 Prozent. Ende April wurde dann das gesamte Konto für 30 Tage gesperrt, alle laufenden Angebote wurden entfernt - und das "bei einer Kundenzufriedenheit von 98,9 Prozent", wie Schall versichert. Die Sperrung sei aufgrund dreier neutraler und einer negativen Bewertung erfolgt. Der Umsatz brach weiter ein, und Schall musste seine sieben Angestellten entlassen. Mittlerweile hat der Händler Insolvenz angemeldet.
Schall kritisiert neben der restriktiven Vorgehensweise auch die mangelhaften Möglichkeiten der Kommunikation mit den Verantwortlichen. "Man kommt an die Leute nicht heran", klagt er. Nach seinen Erfahrungen würde er eBay heute "nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen". Allerdings räumt er ein, dass er manches unterschätzt hat. "Die Lieferfähigkeit muss immer gewährleistet sein, sonst ist das Risiko viel zu hoch", lautet seine Erkenntnis.
Keine Wettbewerbsvorteile für Regelbrecher
Florian Freyer, Geschäftsführer des Fachhandelsunternehmens Freyer & Ploch aus Markt Schwaben, hat langjährige Erfahrung im Umgang mit E-Commerce-Portalen. So verkauft Freyer & Ploch beispielsweise sehr erfolgreich über Amazon. "Das ist eine gute Sache", befindet der Händler. Freyer findet es berechtigt, dass die Portalbetreiber gegen Verstöße vorgehen, die den Mitbewerbern unzulässige Wettbewerbsvorteile verschaffen. Er habe damit keine Probleme. "Es erfordert aber auch das entsprechende Know-how, denn die Portale bieten ein relativ starres System, bei dem man die Spielregeln genau beachten muss", weiß Freyer. Sonst könne es schnell passieren, dass das Konto dichtgemacht wird.
Meinung des Redakteurs
Ohne Netz und doppelten Boden", das verspricht einen spektakulären Artistenauftritt. Trotzdem - das Risiko ist kalkuliert und Unfälle sind selten. Die Artisten wissen, was sie tun. Würden sie so agieren, wie mancher IT-Händler mit E-Commerce-Plattformen wie Amazon oder eBay handelt, fielen sie im günstigen Fall ordentlich auf die Schnauze oder brächen sich im ungünstigen Fall das Genick.
Immer wieder erreichen uns in der Redaktion Klagen von Händlern, die ihr Geschäftsmodell zu sehr auf diese Plattformen ausgerichtet haben und jetzt vor dem Aus stehen. Das Geschäftsmodell ist absolut auf Kante genäht: Die Ware auf Pump gekauft, man unterhält selten ein eigenes Lager und verlässt sich zu sehr auf die Lieferfähigkeit von Herstellern und Distributoren. Verfehlt man dann - verschuldet oder unverschuldet - das Trapezseil, ist der Absturz unausweichlich.
E-Commerce-Plattformen erreichen einen großen Kundenkreis, den ein kleiner Fachhändler kaum selbst aufbauen kann. Sie generieren immensen Umsatz, sodass selbst bei geringer Marge noch ordentlich was abfällt. Außerdem werden potenzielle Kunden auch auf den eigenen Shop gelockt. Diese Vorteile und erste Erfolge machen aber manch einen blind. Die Portale haben ihre eigenen Gesetze, und wer damit in Konflikt gerät, und sei es nur durch eine Handvoll schlechte Kundenbewertungen, ist schnell abgeschrieben. Für Amazon, eBay und Co. kein Problem - es stehen genug neue Händler in den Startblöcken. Gut, wenn man dann ein Netz oder einen doppelten Boden eingebaut hat.
Armin Weiler (awe)
Lesen sie dazu auch ein Interview mit Yatego-Geschäftsführer Stephan Peltzer.