Da kann der Gaming-PC noch so hochgerüstet und die Grafikkarte noch so leistungsstark sein - ohne den passenden Monitor verpufft die Leistung des Systems schnell. Gamer legen daher großen Wert auf die Auswahl ihrer Displays.
Dabei ist Monitor nicht gleich Monitor: "Kaum eine Szene ist so diversifiziert wie die Gaming-Szene", weiß Mareike Prechel, Senior Product Manager Displays bei Acer. So gebe es für jedes Interesse ein Angebot. "Die Anforderungen an die Hardware sind je nach Spiel, Gamer und Szenario vollkommen unterschiedlich", erklärt sie. Auch die anderen Hersteller haben deshalb ein breites Spektrum an Geräten im Portfolio. "Wir haben beispielsweise extrem leistungsstarke Modelle für eSports mit hohen Bildwiederholungsfrequenzen und schnellen Reaktionszeiten sowie alltagstaugliche Modelle für Freizeit-Gamer, die sich einen hochwertigen Monitor mit großer Bilddiagonalen und 21:9 UltraWide-Format wünschen", erzählt Frank Sander, Head of Marketing ISP bei LG. "Ein Vollblut-Gamer, der täglich anspruchsvolle Spiel zockt, hat sicherlich andere Anforderungen an Hardware und Zubehör als ein Hobby-Gamer, der ab und an zur Entspannung spielt", bestätigt Michael Blessing, Country Category Manager Personal Systems / Computing bei HP.
Laut dem HP-Manager sind derzeit Bildschirmdiagonalen zwischen 24 und 27 Zoll am beliebtesten. "Gamer legen vor allem Wert auf einen Dreiklang aus Hertz, Zollgröße und Auflösung", erklärt Michael Vorberger, Head of Display bei Samsung. So seien bei eSports Diagonalen von 24 bis 27 Zoll sehr beliebt. Doch es gibt auch einen Trend zu größeren Bildschirmen: "Wir sehen eine Tendenz zu neuen Zollgrößen wie 49 Zoll und auch zu Curved-Monitoren", berichtet Vorberger. "Grob lässt sich sagen: je professioneller der Anspruch, desto kleiner und reaktionsschneller ist der Bildschirm", bringt es LG-Manager Sander auf den Punkt. Für den Gelegenheitsspieler zähle im Alltag eher die große Bilddiagonale, hohe Auflösung, breite Bildformate, hohe Farbbrillanz sowie Anschlussvielfalt und Alltagstauglichkeit.
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QHD und 4k-Auflösung sowie IPS-Panels erfreuen sich laut Lutz Hardke, Country Manager Germany/Austria bei Monitorhersteller MMD, der die Marken AOC und Philips vertreibt, einer großen Nachfrage. "Geschwindigkeit ist nach wie vor ein großes Thema, 114 Hz und eine Reaktionsgeschwindigkeit von 0,5 bis zu einer Millisekunde stehen hier im Fokus", meint er. "Noch in diesem Jahr werden zudem IPS-Displays mit einer Reaktionszeit von einer Millisekunde zum nächsten großen Wow-Faktor", prognostiziert Dusan Petras, EMEA Product Manager Gaming Peripherals and Consumer Monitors bei Dell. Zudem wird bei der Ausstattung auch Wert auf die Synchronität mit den eingesetzten Grafikkarten gelegt. "Mit AMDs Freesync- und Nvidias G-Sync-Technologie lassen sich beispielsweise Bildrisse eliminieren, die entstehen, wenn Grafikkarte und Monitor nicht synchron arbeiten", erklärt der Dell-Spezialist. Laut Petras legen Liebhaber von bildgewaltigen Spielen darüber hinaus oft Wert auf deine hohe Farbraumabdeckung von 99 Prozent RGB oder höher.
Displays müssen gut aussehen
Doch nicht nur die inneren Werte zählen bei der Auswahl der entsprechenden Bildschirme. "Neben Panel-Typ, den Response-Zeiten und der Bildwiederholrate spielt auch meistens ein cooles Design eine große Rolle", weiß Lutz Hardge von MMD. "Optische Spielereien wie das Design oder Hintergrundbeleuchtungen personalisieren den Monitor und sorgen für einen zusätzlichen Wow-Effect", bestätigt HP-Display-Experte Blessing. Gerade bei den PC-Herstellen leistet man sich gerne eine extra Gamer-Marke oder -Produktlinie, um sich ein für Spieler attraktives Image zu geben, bei HP ist das beispielsweise Omen, bei Acer Predator, bei Asus Republic of Gamers (ROG) oder bei Dell Alienware.
Der Online-Kanal spielt beim Vertrieb von Gaming-Hardware natürlich eine wesentliche Rolle bei der Internet-affinen Zielgruppe. Displays machen da keine Ausnahme. "Dennoch sehen wir auch im stationären Handel immer noch einen starken Absatzkanal, der keinesfalls vernachlässigt werden darf", hat Samsung-Monitorchef Vorberger erkannt. So verfolgen die Hersteller in der Regel eine Multi-Channel-Strategie: "Die Zielgruppe der Gamer gelangt sehr vielfältig sowohl an Informationen und tätigt über unterschiedliche Wege den endgültigen Kauf", sagt Michael Blessing von HP. Erfahrene Gamer wüssten oftmals bereits genau, welche Features sie benötigen und welches Produkt zu ihnen passt. "Dementsprechend ist der Online-Anteil beim Kauf höher als bei Standard-Computing-Produkten. Für alle anderen ist der Gang zum stationären Handel eine gute Wahl, da sie hier beraten werden und die Produkte auch selbst anfassen und auch testen können", erläutert Blessing.
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Nach Meinung von LG-ISP-Marketing-Chef Sander kann sich der stationäre Fachhandel aber nur behaupten, wenn der die selben Kompetenzen und ein umfangreiches Portfolio bietet. "Wer den langen Atem mitbringt bis der Gamer diese stationäre Bezugsquelle entdeckt, kann aber auch hier durchaus erfolgreich sein", verspricht er. Es bleibe aber eine "große Herausforderung" für den klassischen stationären Fachhandel. Auch deshalb sei die Unterstützung des Herstellers, beispielsweise durch ein Partnerprogramm, gefordert. "Fachhandel und Systemhäuser können sich hier spezialisieren, wenn sie Zusatzmärkte erschließen wollen. Für gute Gaming-Lösungen akzeptieren Konsumenten auch hohe Preise. Sein Hobby und seine Leidenschaft lässt man sich durchaus was kosten", weiß MMD-Manager Hardke.