Verbundgruppe hält Zwischenbilanz

Expert schlägt sich tapfer in der Krise



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Auch Expert leidet unter der Corona-Krise und dem mittlerweile zweiten Lockdown. Doch wie an der virtuellen Frühjahrstagung bekannt wurde, konnte die Verbundgruppe anders als der Wettbewerb die Zahl der Standorte stabil halten und auch Umsatzeinbußen gut abfangen.
Die Expert-Führung rund um Vorstandschef Stefan Müller (rechts) bei der virtuellen Presserunde
Die Expert-Führung rund um Vorstandschef Stefan Müller (rechts) bei der virtuellen Presserunde
Foto: Expert

"Der zweite Lockdown geht allen an die Nerven - das betrifft unsere Partner, die Industrie und auch die Mitarbeiter in unserer Zentrale", bekannte Expert-Chef Stefan Müller während des Pressegesprächs zur Frühjahrstagung 2021 der Verbundgruppe. Eigentlich hätte die Tagung erstmals im Rahmen der gemeinsamen mit Euronics veranstalteten Messe KOOP in Berlin stattfinden sollen. Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie gibt es nun nicht nur kein gemeinsames physisches Event, sondern wurde auch die virtuelle KOOP in mehrere Einzelveranstaltungen aufgeteilt. Nach der Expert-Frühjahrstagung veranstaltet nun in der kommenden Woche Euronics seine Frühjahrsmesse bevor vom 19. bis 23. April 2021 schließlich die virtuelle Frühjahrsmesse von Expert stattfindet.

Doch nicht nur der Veranstaltungskalender von Expert ist von der Corona-Pandemie betroffen. Viel gravierender sind die anhaltenden Ladenschließungen für die Geschäfte der in der Verbundgruppe organisierten Gesellschafter. Nachdem sich die Umsätze nach dem Ende des ersten Lockdown deutlich über dem Vorjahresniveau bewegten, verzeichnet Expert seit Beginn des zweiten Lockdown nun Einbußen von 40 Prozent gegenüber dem Jahresanfang 2020.

Dennoch fällt die Zwischenbilanz der Verbundgruppe, die ihr Geschäftsjahr traditionell Ende März beschließt, überraschend positiv aus. So konnte Expert zwischen April 2020 und Januar 2021 den Innenumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 8,7 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro steigern. Die Zahl der von den Mitgliedern der Verbundgruppe betriebenen Flächenmärkte ging im Zuge der Corona-Krise zunächst um fünf zurück, liegt mit 276 jetzt aber wieder nur um einen Standort unter dem Vorjahreswert. Damit gelang es Expert, die Zahl der "Technical Superstores" konstant zu halten, während MediaMarktSaturn, Euronics und Medimax deutlich Federn lassen mussten.

Das Geschäft in den Exoert-Märkten wurde durch die Corona-Krise geprägt
Das Geschäft in den Exoert-Märkten wurde durch die Corona-Krise geprägt
Foto: Deutsche Telekom

E-Commerce hat an Bedeutung gewonnen

"Unser Umsatz hat sich trotz des viermonatigen Lockdowns im Einzelhandel und der damit verbundenen Schließung unserer 409 Standorte besser entwickelt als befürchtet", freute sich Expert-Chef Müller. Maßgeblich beigetragen hätten zu dieser Entwicklung die kreativen Lösungen der Händlerinnen und Händler - diese reichten von kontaktlosen Verkäufen über Telefon, E-Mail und Whatsapp bis hin zu kundenfreundlichen Click&Collect-Lösungen. "Auch dank unseres umfangreichen Online-Shops sind wir für unsere Kundinnen und Kunden jederzeit erreichbar geblieben. Gemeinsam mit unseren Partnern blicken wir zuversichtlich in eine erfolgreiche Zukunft", so Müller.

Wie Müllers für Vertrieb, Marketing und E-Commerce zuständiger Vorstandskollege Frank Harder ausführte, wird die Zukunft der Verbundgruppe jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach weiter durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen geprägt sein. So seien durch Corona neue Konsumtrends im CE-Bereich entstanden. Dazu zählten der dauerhaft höhere Home-Office-Anteil im Berufsleben genauso wie "Phygital Reality", der Trend zu digitalen Verbindungen bei physischem Abstand (physical + digital = phygital), zum Beispiel beim gemeinsamen Home Training in der virtuellen Gemeinschaft. Die zweite große durch Corona ausgelöste Veränderung ist laut Harder die Umsatzverschiebung in Richtung Online.

"E-Commerce ist heute ein maßgeblicher Treiber des Marktwachstums", so der Expert-Vorstand. 9,5 Millionen sogenannte Silver Surfer hätten im Zuge der Pandemie erstmals online gekauft, von denen Marktforschungen zufolge 75 Prozent auch in Zukunft den Online-Handel nutzen würden. Im Zuge der Corona-Pandemie sei die zielgerichtete Bedarfsdeckung vor den Erlebniskauf gerückt. Das bedeute, dass die Kaufvorbereitung verstärkt online stattfinde und dabei der Online-Auftritt des stationären Kauforts eine verstärkte Bedeutung gewinne. Zudem sei die "Click & Collect"-Option zu einem häufigen Kriterium für die Kaufentscheidung geworden.

Der Onlineshop von Expert hat durch die Corona-Krise an Bedeutung gewonnen
Der Onlineshop von Expert hat durch die Corona-Krise an Bedeutung gewonnen

König Fußball soll es richten

Um die Kunden nach dem Ende des Lockdown wieder in die Geschäfte zu locken, hofft Expert auf die Macht des Fußballs. Nach der Marketingkampagne "Weiter für Sie da", die zu Jahresbeginn 2021 bei Expert im Fokus stand, plant die Verbundgruppe mit ihrer "WOW-Kampagne" - den "Wieder-Offen-Wochen" - ihre Kundinnen und Kunden wieder in den Standorten begrüßen. Zur Jahresmitte soll dann eine Kampagne zu einem lange erwarteten Event folgen: der Fußball-Europameisterschaft 2021. "Im Rahmen der EM-Marketing-Kampagne wird Expert sowohl stationär als auch online Präsenz zeigen, die Gesellschafterinnen und Gesellschafter lokal mit attraktiven PoS-Maßnahmen unterstützen und für die Kundinnen und Kunden mit attraktiven Angeboten und Aktionen aufwarten. Wir möchten das EM-Feeling an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben und so positive Kaufimpulse setzen", so Harder.

Um die Verkaufsqualität der Händler hoch zu halten, soll das Mystery-Shopping-Programm, das Expert im vergangenen Jahr gestartet hat, auch 2021 fortgeführt werden. "Die Ergebnisse aus unserem Mystery Shopping kommen unserem umfangreichen Qualifizierungsprogramm zugute", sagt Gerd-Christian Hesse, Vorstand für Finanzen, Personal und Versicherung der Expert SE. "Wir haben bei Expert früh erkannt, dass gut ausgebildete und motivierte Beschäftigte die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bilden - sowohl an unseren Standorten als auch in unserer Zentrale. Daher betrachten wir Investitionen in Aus- und Weiterbildung als Investitionen in unsere Zukunft und entwickeln unsere Qualifizierungsmaßnahmen ständig weiter."

Der Rohbau des neuen Expert Fulfillment Centers steht bereits
Der Rohbau des neuen Expert Fulfillment Centers steht bereits
Foto: Expert

Logistik: Investition in die Zukunft

Die virtuelle Frühjahrstagung nutzte Expert, um ein Update zum Bau seines neuen Expert Fulfillment Centers (eFC) zu geben: Direkt neben der Unternehmenszentrale entsteht ein hochmodernes, knapp 13.000 m² umfassendes Logistikzentrum. Ziel des Neubaus des eFC ist eine noch schnellere Warenversorgung der stationären Fachgeschäfte und -märkte sowie gleichzeitig eine beschleunigte Abwicklung des stark wachsenden Onlinegeschäfts.Verschiedene Automatisierungslösungen und ein modernes Hochregallager werden im neuen eFC künftig eine hohe Abwicklungsgeschwindigkeit gewährleisten.

"Durch die moderne Logistikinfrastruktur unseres Expert Fulfillment Centers werden wir künftig in der Lage sein, Bestellungen noch am selben Tag zu kommissionieren und zu versenden - das kommt unseren Händlerinnen und Händlern, Industriepartnern und natürlich unseren Kundinnen und Kunden gleichermaßen zugute. Zudem legen wir u.a. durch den Einsatz einer Photovoltaikanlage, E-Ladestationen für Pkw und papierlose Mehrwegtransportbehälter einen starken Fokus auf eine nachhaltige Logistik", sagt Stefan Müller. Der Bau der Logistikhalle des eFC wurde zu Jahresbeginn abgeschlossen, bis Sommer 2021 wird nun die Logistikanlage installiert. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2021 geplant.

Die virtuelle Frühjahrstagung 2021 wertet Expert als guten Erfolg. So hätten rund 700 Expertinnen und Experten an der Veranstaltung teilgenommen - das entspricht einer Teilnahmequote von 85 Prozent der Gesellschafterbetriebe.

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