Eigentlich hätten Euronics- und Expert-Händler in diesen Tagen in Berlin zusammenkommen sollen, um an den Frühjahrstagungen ihrer Verbundgruppen teilzunehmen sowie an der erstmals gemeinsam veranstalteten Kooperationsmesse KOOP. Doch die Corona-Pandemie hält die Welt weiter in ihrem Griff und so wurde das geplante Verbundgruppen-Event in der Messe Berlin zunächst für dieses Jahr zu einer virtuellen Veranstaltung umgewandelt und dann entschloss sich auch noch Expert dazu, seinen Teil der digitalen Messe separat abzuhalten. Bei der Pressekonferenz zum Auftakt der virtuellen KOOP 2021 unterstrichen Expert-Chef Stefan Müller und Euronics-Vorstandssprecher Benedict Kober dennoch ihr Commitment zu dem gemeinsamen Format: "Die KOOP ist nicht nur eine Idee, sondern ein Bekenntnis zur Branche - von uns Verbundgruppen, aber auch von der Industrie", so Kober. Expert-Vorstand Müller ergänzte: "Mit Euronics und der Messe Berlin haben wir starke Partner an der Seite, um ein einzigartiges Messeformat zu schaffen, das sich langfristig in der Branche etabliert. Ich freue mich schon jetzt darauf, die KOOP ab 2022 wie ursprünglich geplant als Präsenzmesse in Berlin abzuhalten."
Beide Verbundgruppen-Chefs betonten, wie wichtig die Messe zum jetzigen Zeitpunkt für ihre Mitglieder sei. "Wir brauchen die KOOP, um unsere Mitglieder auf den Restart nach dem Ende der Ladenschließungen vorzubereiten", erklärte Kober. Auch Stefan Müller verwies auf den Wunsch der Verbundgruppen auf ein baldiges Ende des Lockdown, den Expert und Euronics als Mitunterzeichner eines Offenen Briefs der deutschen Technik-Retailer auch aktiv herbeizuführen suchen: "Wir glauben, dass wir unsere Geschäfte jetzt wieder sicher öffnen können. Und dafür brauchen wir die KOOP, damit unsere Mitglieder dort die besten Produkte für ihre Kunden aussuchen können. Am besten wäre es gewesen, unsere schöne Messe hätte wie geplant physisch stattfinden können. Doch nun hoffen wir, dass wir uns spätestens zur IFA wieder persönlich sehen können."
Digitalisierungs-Schub für das Messewesen
Die Perspektive auf die IFA freute Jens Heithecker, Executive Vice President vom KOOP-Mitveranstalter Messe Berlin Group. "Was die KOOP betrifft halten wir an der Idee fest, diese Messe ab 2022 wie ursprünglich konzipiert im realen Raum stattfinden zu lassen." Zum aktuellen Zeitpunkt sei es wichtig gewesen, die Aussteller für das digitale Ersatzformat zu begeistern. "Unser Ziel war es, dass die Aussteller das digitale Format nicht als Möglichkeit sehen, um Kosten zu sparen, sondern sie dazu zu bewegen, aufzurüsten und auf der virtuellen Messe etwas Tolles zu zeigen. Für 2022 laden wir die Hersteller ein, das aufregendste KOOP-Konzept zu bauen, das man sich vorstellen kann."
In der Presserunde zum Messeauftakt klang aber auch an, dass die Corona-Zeit und der von ihr ausgehende Digitalisierungs-Schub möglicherweise bleibende Spuren hinterlassen wird. "Ich halte er für gut vorstellbar, dass digitale Formate auch in Zukunft physische Formate sinnvoll ergänzen werden", erklärte Euronics-Chef Kober. So könne man die Erfahrungen der virtuellen Verbundgruppen-Events nutzen, um künftig neue unterjährige Formate einzuführen. "Angesichts der schnellen Entwicklung in der Branche wäre es gut, wenn sich die Mitglieder öfter informieren könnten. Ich denke, dass uns aus der Corona-Zeit einiges erhalten bleiben wird." Auch Expert-Vorstand Müller bemühte sich, den Erfahrungen seit Beginn der Corona-Pandemie etwas Positives abzugewinnen. "Wir haben gezeigt, dass wir, wenn wir müssen, auch digitalisieren können. Das betrifft unsere Messen, aber auch den Verkauf über den Online-Kanal. Heute präsentieren wir uns stärker digital als vor Corona zu erwarten war."
Aller Gemeinsamkeit zum Trotz: Euronics und Expert bleiben Wettbewerber
Bei aller Einheit präsentierten sich Müller und Kober dennoch als Wettbewerber, was sich vor allem an der unterschiedlichen Einschätzung der beiden Verbundgruppen über den richtigen Zeitpunkt für die Abhaltung der virtuellen Frühjahrsmesse zeigte. "Wir haben eine andere zeitliche Taktung als Euronics", erklärte Müller. "Wir haben ein versetztes Geschäftsjahr, das am 31. März endet, und um einen planbaren Rahmen zu haben, haben wir uns dafür entschieden, damit zu rechnen dass der Lockdown Ende März endet. Der optimale Zeitpunkt für unsere Frühjahrsmesse ist deshalb der April." Das bedeute nicht, dass Expert sich bis dahin auf die faule Haut lege. Bereits jetzt bereite man die Händler auf die anstehende Wiedereröffnung vor, aber gerade angesichts der in vielen Sortimenten grassierenden Warenknappheit mache ein späterer Messezeitpunkt großen Sinn. Euronics-Chef Kober sieht das anders: "Unsere Prämissen sind da anders. Wir sehen dass aktuell in einigen Warengruppen starke Knappheit und eine hohe Nachfrage von Seiten der Händler herrschen. Da ist die Messe zum jetzigen Zeitpunkt eine große Hilfe, um die Händler beim Einkauf zu unterstützen." Zudem stehe bereits im Juni die traditionelle Summer Convention von Euronics an und sei der Abstand der Veranstaltungen so genau richtig.
Einig sind sich Euronics und Expert, dass das gemeinsame Messeformat bei den Industrie- und Dienstleistungspartnern gut ankommt: So haben sich insgesamt 220 Aussteller für die KOOP 2021 angemeldet. Zudem werden für die Expert-Gesellschafter sowie die Euronics-Mitglieder über 650 Workshops zu insgesamt 99 vielfältigen Themen angeboten. Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage, warum sich nicht auch die dritte große Unterhaltungselektronik-Verbundgruppe Electronic Partner an dem gemeinsamen Unterfangen beteiligt. "Wir sind offen für weitere Kooperationspartner - wenn sich diese gut integrieren lassen", erklärte dazu Jens Heithecker von der Messe Berlin. Doch zunächst wolle erst einmal mit Expert und Euronics zeigen, dass das Format gut funktioniere. "Und dann schauen wir, was sich in den nächsten noch alles ergibt", fügte Expert-Chef Stefan Müller dem noch hinzu.