Mehrjahresstrategie der Verbundgruppe

Euronics macht sich die Welt, wie es gefällt



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Mit einer jetzt vorgestellten Mehrjahresstrategie will sich Euronics fit machen für die Zukunft des Handels. Zufrieden bescheinigt sich die Verbundgruppe dabei: Der eingeschlagene Weg stimmt.
Die neue Corporate Identity ist Teil des Zukunftsprogramms "Euronics 2025"
Die neue Corporate Identity ist Teil des Zukunftsprogramms "Euronics 2025"
Foto: Euronics

Zukunft ist die Zeit, von der man spricht, wenn man in der Gegenwart mit einem Problem nicht fertig wird, gab der Bankmanager Walter Hesselbach einst zum Besten. Anders hält man es bei Euronics: Dort spricht man über die Zukunft, um sich für sein Handeln in der Gegenwart zu loben. Diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls, wenn man die aktuelle Meldung der Verbundgruppe zu ihrer Mehrjahresstrategie "Euronics 2025" liest. Egal ob Digitalisierung, Omnichannel-Handel oder Servicekonzepte - die Verbundgruppe ist überzeugt, die richtigen Antworten bereitzuhaben für die Herausforderungen, denen sich der Handel in den nächsten Jahren stellen muss.

Dabei stand am Anfang eine durchaus offene Fragestellung: "Egal ob mittelständischer Einzelhändler oder große Onlineplattform, jeder fragt sich, wie Menschen in den kommenden fünf Jahren und darüber hinaus einkaufen werden. Und noch viel wichtiger: Was bedeutet das für unsere Händler heute? Die Lösung darauf haben wir für uns definiert", fasst Benedict Kober, Sprecher des Vorstands der Euronics Deutschland eG, die Motivation hinter "Euronics 2025" zusammen. Für den Blick in die Zukunft stellte die Euronics Zentrale ein dezidiertes Projektteam gemeinsam mit der Managementberatung Horváth & Partners auf. Die gemeinsame Zielsetzung: Neue Möglichkeiten der Wertschöpfung, die den wirtschaftlichen Erfolg von Euronics und das profitable Wachstum für Mitglieder und Zentrale sicherstellen sollen.

Das findet Euronics gut

Während erfahrene Handelsmanager wie Ex-Media-Saturn-Deutschlandchef Wolfgang Kirsch den Verbundgruppen eine höchst ungewisse Zukunft vorhersagen, kommt Euronics mit seiner Mehrjahresstrategie zum gegenteiligen Schluss: "Durch die langfristigen Veränderungen definiert Euronics seine Position im Retail-Ökosystem zwischen Lieferanten, Plattformen, Endkunden und Mitgliedern aktiv neu. Die Rolle der Verbundgruppe wird dadurch wichtiger", erklärt Euronics-CDO Jochen Mauch.

Daneben sei Euronics schon heute mit seiner Kundenorientierung und digitalen Kompetenz gut aufgestellt: "Kundenorientierung ist seit jeher zentraler Bestandteil unserer DNA und es ist eindeutig, dass die Bedürfnisse der Verbraucher für die Branche auch in Zukunft Treiber Nummer eins sein werden." Zudem bestätigten aktuelle Studienergebnisse, dass es nicht zu einer Kannibalisierung, sondern zu einer Verschmelzung von Online- und analogem Handel kommen werde. "Dafür haben wir mit unserem Cross-Channel-Retail-Konzept bereits vor Jahren die Basis gelegt", erklärt Jochen Mauch.

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Was sich ändern soll

Lediglich zwischen den Zeilen lässt sich gelegentlich heraushören, welche Weichen Euronics für die Zukunft anders stellen will. So will die Verbundgruppe durch die verstärkte Nutzung eigener Daten und digitaler Systeme künftig externe Abhängigkeiten reduzieren. Dem soll unter anderem die Ausweitung des Cross-Channel-Retail-Konzepts um ein CRM-System dienen. Außerdem sollen langfristige Prozessoptimierungen den Arbeitsalltag der Händler und Zentralmitarbeiter erleichtern. Um den tiefgreifenden Wandel im Unternehmen erfolgreich zu begleiten und sich kontinuierlich an die sich verändernde Marktlage anzupassen, will Euronics auch Technologiepartner und externe Berater einbinden.

All das klingt recht vage. An anderer Stelle vermeldet Euronics dann einfach nur noch Allgemeinplätze. So sei ein Zukunftsziel die "Implementierung des neuen Corporate Designs". Zudem wolle sich Euronics "langfristig diversifizierter am Markt positionieren" durch die Vermarktung von Zusatzleistungen, die Erweiterung der Kundenbasis auf den B2B-Bereich sowie einem stärkeren Fokus auf Services und Dienstleistungen - Maßnahmen, die inzwischen jeder Retailer verkündet. Der Verbundgruppe ist zu wünschen, dass die Strategie für "Euronics 2025" noch konkretere Maßnahmen beinhaltet, als nun mitgeteilt wurden - denn sonst dürfte es um die Zukunftsfähigkeit von Euronics alles andere als gut bestellt sein.

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