Der Fachhandel sei weiter im Rückgang, konstantierte EP-Chef Friedrich Sobol Ende Februar beim Branchentreff 2018 der Verbundgruppe. Der Euronics Kongress in Leipzig unterstrich diese Einschätzung nun: Zählte die Ditzinger Verbundgruppe 2015 noch 1.498 Mitglieder an 1.718 Standorten und im Jahr darauf 1.415 Mitglieder , die "mehr als 1.500" Geschäfte führten, so ging diese Zahl im zurückliegenden Jahr auf 1.361 Euronics-Mitglieder und 1.498 Standorte zurück. Vor diesem Hintergrund ist es eine respektable Leistung, dass die Verbundgruppe in dem Geschäftsjahr auf einen Zentralumsatz von 1,47 Milliarden Euro kam und damit 0,4 Prozent über dem Vorjahr lag. Der Außenumsatz belief sich auf 3,4 Milliarden Euro. Rechnet man die Umsatzentwicklung auf die Zahl der verbliebenen Mitglieder um, so gelang jedem Euronics-Händler ein durchschnittliches Umsatzwachstum von immerhin vier Prozent.
Wie Euronics-Vorstandssprecher Benedict Kober erklärte, lag dieses Wachstum nicht zuletzt an der erfolgreichen Implementierung des Cross-Channel-Retail-Konzepts der Verbundgruppe und der daraus resultierenden guten Zuführungsquote in die Läden. So habe sich im vergangenen Jahr gezeigt, dass auf einen Euro Online-Umsatz bei Euronics zwei Euro Zuführungsumsatz in den stationären Geschäften komme. Insgesamt seien bereits 270 Euronics Standorte mit dem Online-Marktplatz verbunden, was eine 35-prozentige Steigerung im Vergleich zum Vorjahr bedeute. Dabei betrage der Anteil des Online-Umsatzes am Gesamtumsatz mancher Händler bis zu 20 Prozent. Betrachtet man den Gesamtumsatz auf euronics.de, habe Euronics ein Plus von 153 Prozent verbuchen können und an einigen Tagen sogar einen Online-Umsatz von 2,5 Millionen Euro erreicht.
"Mit der engen Verzahnung von Online- und stationärem Handel sowie der kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer CCR-Strategie haben wir frühzeitig den richtigen Schwerpunkt gesetzt und unsere Verbundgruppe und ihre Mitglieder erfolgreich am Markt positioniert. Somit konnten wir an allen Touchpoints entlang der Customer Journey punkten", resümierte Kober.
Online-Inhalte sollen Kaufanreize setzen
Das kanalübergreifende Konzept der Verbundgruppe soll nun weiter ausgebaut werden. Dazu zählt die Einrichtung von Themenwelten auf dem Online-Marktplatz unter euronics.de. Mit hochwertigem Content zu Themen wie "Das Wohnzimmer für die Familie", TV, Gaming und HiFi soll der Claim von Euronics gestärkt werden, den Kunden das "Beste Zuhause" zu liefern und mit Inspiration Kaufanreize geliefert werden. "Mit unserer neuen Markenausrichtung haben wir einen Weg gefunden, uns abseits des Preiskampfes zu bewegen. Stattdessen fokussieren wir uns auf beste Beratung und Vor-Ort-Service. Wir schaffen so eine klare Abgrenzung zu unseren Mitbewerbern und den reinen Pure-Playern", so Kober. "Dabei gilt es, Fachmärkte und Fachgeschäfte über Themenwelten noch stärker in Erlebnisorte zu verwandeln. Nur so können wir den Veränderungen im Konsumentenverhalten durch die Digitalisierung Rechnung tragen und die Marke nachhaltig im Bewusstsein der Kunden verankern."
Auch das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres (Oktober bis Dezember 2017) zeige, dass die Verbundgruppe mit ihrer Cross-Channel-Retail-Strategie frühzeitig den richtigen Schwerpunkt gesetzt habe: Der Umsatz konnte gegenüber dem Vorjahresquartal um vier Prozent gesteigert werden. Der Wachstumstrend im Bereich hochwertiger Unterhaltungselektronik schlage sich bei Euronics mit einer Steigerung von 2,8 Prozent nieder. Das Segment Telekommunikation wachse sogar um 31,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so Kober.
Standorte sollen weiter modernisiert werden
Beim Rückblick auf das zurückliegende Jahr hob der Euronics-Chef vor allem den Bereich Unterhaltungselektronik hervor. Hier habe die CE-Branche einen Aufschwung erlebt, der sogar die Prognosen übertroffen habe. Positiv auf diese Entwicklung hätten sich die Umstellung von Analog zu Digital und die gleichzeitige Einführung von DVB-T2 zur Jahreshälfte ausgewirkt. Auch die Verbundgruppe konnte ihre TV-Umsätze gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern, wobei vermehrt intelligente Smart TVs mit größeren Bilddiagonalen nachgefragt wurden. Ebenso gewannen Themen wie UHD und OLED weiter an Bedeutung. Zusätzliches Wachstum wurde bei Euronics im Bereich Connected Audio erzielt. Hier verzeichnete das Unternehmen eine Steigerung von 24 Prozent im Gegensatz zum branchenweiten Rückgang von -1,1 Prozent. In der Haustechnik gab es neben einer stabilen Entwicklung bei Großgeräten eine hohe Nachfrage bei Elektrokleingeräten. Besonders positiv entwickelten sich hier das Segment Bodenpflege (+14,1 Prozent) sowie der Verkauf von Kaffeevollautomaten (+8 Prozent).
Um diesen positiven Trend fortzuführen, setzt Euronics auf die Optimierung bestehender Standorte und die Implementierung neuer innovativer Ladenkonzepte. Als Beispiel für smartes Wohnen wurde das Konzept der voll vernetzten MehrWertKüche umgesetzt. 30 Fachmärkte verfügen bereits über eine aktive Showküche. Auch das Euronics Hausgeräte-Konzept wurde aufgefrischt. Der Bereich Comfortainment wurde durch Ausweitung bestehender Partnerschaften und durch neue Kooperationen aufgewertet. Darüber hinaus hat die Verbundgruppe ihre Premium-Marke media@home noch stärker im Kundenbewusstsein verankert.
Positive Prognose für das WM-Jahr 2018
Durch die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft soll das TV-Geschäft auch im Jahr 2018 einer der wichtigsten Wachstumstreiber für Euronics bleiben. Die ohnehin hohe Nachfrage nach UHD-TV-Geräten und großen Bildschirmdiagonalen ab 50 Zoll werde weiter steigen, denn die Bereitschaft der Kunden, in eine Top-Ausstattung wie 4K-Funktionalität und beste Konnektivität zu investieren, nehme weiterhin zu, erklärte Kober. Auch im Bereich Smart Speaker und Wearables sei eine gute Absatzentwicklung zu erwarten, nicht zuletzt durch eine wachsende Produktauswahl. Darüber hinaus dürfte im kommenden Jahr durch die Abschaltung der analogen Telefonanschlüsse zum Jahresende eine Belebung des Festnetz-Geschäfts stattfinden. In der Weißen Ware erwarte Euronics steigende Verkäufe vor allem bei Kleingeräten, aber auch im Bereich der vernetzten Haushaltsgroßgeräte.
"Wir stehen der Zukunft optimistisch gegenüber und haben mit unserer neuen Markenausrichtung und der weiterentwickelten Absatzstrategie die richtigen Weichen gestellt. So sind wir für eine smarte und digitale Zukunft gut aufgestellt, können auf alle Erfordernisse optimal reagieren sowie an den wichtigsten Trends partizipieren", erklärte der Euronics-Chef. (mh)
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