Zur Jahresveranstaltung von Electronic Partner (EP) wären mehr als 8.000 Teilnehmer in der Messe Düsseldorf zusammengekommen - in Zeiten der Ausbreitung des Coronavirus eine kaum zu verantwortende Ansammlung von Menschen. Dazu liegt mit Heinsberg eines der deutschen Epizentren des Virus nur wenige Kilometer von Düsseldorf entfernt und es wären auch Partner u.a. aus italienischen Risikogebieten zur EP-Jahresveranstaltung angereist. "Wir hatten deshalb keine andere Möglichkeit, als die Veranstaltung abzusagen", erklärt EP-Vorstand Karl Trautmann im Gespräch mit ChannelPartner. Die Verbundgruppe werde die geplanten Inhalte der Jahresveranstaltung nun in Form von Webinaren, Sondernewslettern und Podcasts virtuell für die Mitglieder aufbereiten.
Viele mit der Jahresveranstaltung verbundenen Einkaufsangebote habe man entsprechend verlängert, zudem stünden die eigentlich für Messebesucher reservierten Dankeschön-Angebote in diesem Jahr allen Partnern der Verbundgruppe offen. "Die Bevorratung kann also gut vorgenommen werden", so Trautmann, auch mit Blick auf die Angst vor möglichen Nachschubengpässen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. EP habe sich im für eine Störung der Lieferkette besonders anfälligen IT-Bereich frühzeitig mit Lagerware eingedeckt, so dass die Verbundgruppe das Frühjahr gut durchstehen werde.
"Schocktherapie" für Medimax
Dennoch: Nicht alles, was EP den Partnern in der Messe Düsseldorf präsentieren wollte, lässt sich in gleichem Maße online darstellen. "Das betrifft vor allem das neue Franchisekonzept für Medimax", erklärt Trautmann. Die Verbundgruppe will bis zum Jahresende 2021 sämtliche 108 Standorte der Fachmarktkette an Franchisenehmer überführen und wollte deshalb an der Jahresveranstaltung Interessenten das künftige Konzept für die Elektromärkte vor Augen führen. Dass das nun nicht ging, wiegt umso schwerer, da EP vor einer herausfordernden Aufgabe steht: Bis Mitte des Jahres will die Verbundgruppe in den eigenen Reihen nach Franchisenehmern für Medimax-Standorte suchen, danach sich auch für externe Interessenten öffnen. "Ab Anfang 2022 soll es keine Medimax-Standorte mehr geben, die von uns selbst geführt werden", so Trautmann. In letzter Konsequenz würde das bedeuten, dass Filialen, für die bis dahin kein Franchisenehmer gefunden wird, aufgegeben werden.
Nötig ist dieser radikale Schritt - Trautmann spricht von einer "Schocktherapie" -, weil sich die Fachmarktkette in den letzten beiden Geschäftsjahren zu einer schweren Belastung für EP entwickelt hat. Bereits 2018 führte die Abwanderung einiger Franchisenehmer zu Expert und Euronics dazu, dass die Verbundgruppe wichtige Umsatzanteile verlor. Parallel zur Festlegung auf ein reines Franchisekonzept fand im vergangenen Jahr nochmals eine Bereinigung bei Medimax statt, die für den Umsatzrückgang von 5,1 Prozent bei EP hauptverantwortlich war. "Unsere Grundregel ist, dass keine unserer Divisionen eine andere subventionieren darf - sonst wäre das auf Dauer eine sehr ungesunde Angelegenheit", erklärt Trautmann die Entschlossenheit, mit der EP sich bis Jahresende von der Verantwortung für Medimax entledigen will.
Vorsichtiger Online-Kurs für EP-Fachhändler
Deutlich besser als im Elektromarktsegment sieht es für EP im Fachhandelsbereich aus. Laut GfK hat sich das Geschäft unter der Endkundenmarke EP: im vergangenen Jahr 8,3 Prozent besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Eine wesentliche Rolle nimmt für Trautmann dabei die vor fünf Jahren eingeleitete Qualitätsoffensive von EP ein. Im Zuge der Strategie habe man sich von wenig leistungsfähigen Mitgliedern getrennt und die Qualifizierung der verbliebenen Partner sukzessiv verbessert. "Ich bin überzeugt, dass der Fachhandel an Standorten, wo er einen guten Job macht, sehr gute Überlebenschancen hat", erklärt der EP-Vorstand. Händler müssten für ihre Kunden vor Ort zum "Local Hero" werden.
Während sich die Verbundgruppen-Wettbewerber Euronics und neuerdings auch Expert inzwischen recht deutlich zum Online-Geschäft bekennen, bleibt EP in dieser Hinsicht zurückhaltender. "Ein Händler muss heute seinen Mann stehen - offline und online", so Trautmann. "Allerdings muss man beim Online-Geschäft aufpassen, dass der Umsatz auch mit entsprechenden Erträgen einhergeht." Verbundgruppenmitglieder, die aus kleinen stationären Geschäften heraus große Online-Umsätze anstrebten, hätten immer die Erfahrung gemacht, dass es sich dabei letztlich um Margenvernichtung handle. Für EP-Händler gehe es deshalb vor allem um ein ergänzendes Online-Geschäft. Immerhin strebt aber auch EP inzwischen einen klar definierten Online-Umsatzanteil an, der bei zehn Prozent liegen soll. Wann dieser erreicht sein soll und wo die Verbundgruppe dabei heute bereits steht, lässt Trautmann allerdings offen.