Vor zehn Jahren trennte sich Rewe von seiner Elektromarktkette ProMarkt und leitete damit das Ende der Marke ein. Im Zuge des Verkaufs der Assets von ProMarkt gingen die Markenrechte an ElectronicPartner (EP) über, wurden seitdem aber nicht mehr genutzt. Doch seit Anfang Juni gibt es wieder einen ProMarkt - in Sangerhausen, einer Kreisstadt im Südharz in Sachsen-Anhalt. Der dortige Medimax-Franchisenehmer leitet das "ProMarkt Outlet" als Elektronik-Discountformat zusätzlich zu seinem Fachmarkt. Als Standort fungiert eine Fläche, die bis zum Frühjahr 2023 einen Euronics XXL Markt beherbergte. Medimax und ProMarkt Outlet befinden sich in der 30.000-Einwohner-Stadt nur rund 500 Meter auseinander.
"Das neue Format ist sehr erfolgreich gestartet. Es findet keine Kannibalisierung mit dem bestehenden Medimax statt, sondern es handelt sich um eine echte Ergänzungsmarke - schließlich gibt es in der Elektronikbranche ja heute keine echten Discounter mehr", erklärte EP-Vorstand Friedrich Sobol auf der Pressenkonferenz der Verbundgruppe auf der IFA in Berlin. Bei dem Outlet handele es sich um einen Testballon, dem zwei bis drei weitere Standorte folgen könnten. "ProMarkt Outlet" sei nicht als "Wohlfühl- oder Kuschelmarkt", sondern klar als Cash-and-Carry-Format konzipiert. Eine auf 36 Stunden reduzierte Wochenarbeitszeit ermögliche es, den Markt mit lediglich vier Mitarbeitern zu führen. Verkauft werde ausschließlich stationär, der Online-Kanal diene nur als - hocheffektives - Marketing-Instrument. Vor diesem Hintergrund sei auch das Industrie-Feedback sehr positiv, berichtete Sobol. Je nach weiterer Resonanz werde man den Test erweitern und gegebenenfalls prüfen, ob das Discount-Format auch in einer großstädtischeren Umgebung funktioniere. Klar sei, dass es sich um keine Regiebetriebe handeln werde, sondern alle neuen Standorte gemäß der heute reinen Franchise-Ausrichtung von Medimax immer gemeinsam mit Partnern umgesetzt würden.
Voraussetzungen für neue Expansion erfüllt
Was Friedrich Sobol auf der IFA über Medimax berichtete, sollte verdeutlichen, dass sich EP mit seiner Fachmarktkette nach der Restrukturierung wieder gefangen hat und am Anfang einer neuen Expansionsphase steht. So sei neben der Filiale in Sangerhausen unlängst ein zweiter Euronics XXL Standort in Borna zu Medimax gewechselt. Die von EP bei Medimax ins Leben gerufene Qualitätsoffensive wirke sich positiv auf die Endkundennachfrage aus und auch die Integration des Küchensortiments des Kooperationspartners Musterhausküchen (MHK) zeige Wirkung. "Wir performen über dem Markt", erklärte Sobol. Zwar setzt EP auch bei Medimax weiterhin auf einen klaren Schwerpunkt im stationären Geschäft und betrachtet Online primär als Mittel zur Kundenzuführung in die Fachgeschäfte. Doch habe man hier inzwischen eine sehr hohe Effizienz erreicht, die sich im stationären Geschäft vor Ort niederschlage.
Zwar musste ElectronicPartner 2022 einen weiteren Umsatzrückgang um 3,4 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro verbuchen und liegt damit weiterhin hinter Expert (2,3 Milliarden Euro) und auch hinter Euronics (1,49 Milliarden Euro), doch verfolgte man die Aussagen von Sobol und seinen Vorstandskollegen Karl Trautmann und Matthias Assmann an der IFA-Pressekonferenz der Verbundgruppe, gewann man den Eindruck, dass die Talschwelle mittlerweile durchschritten scheint. "Wir lagen Ende August bei der Umsatzentwicklung gut im Rennen und wenn uns das Jahresendgeschäft nicht im Stich lässt, dann sollten wir aus einem von schwierigen Rahmenbedingungen geprägten Jahr mit einem vernünftigen Ergebnis herauskommen", erklärte Trautmann.
Neue Partner gesucht
Die IFA stellt für ElectronicPartner stärker als für Expert und Euronics ein Forum dar, auf der sich die Verbundgruppe traditionell mit ihren Partnern versammelt und diese auf das Jahresendgeschäft einschwört. In diesem Jahr setzt EP zusätzlich einen Schwerpunkt auf die Gewinnung neuer Partner. "Werden Sie Electronic Partner!", lautet die Kampagne, mit der die Verbundgruppe auch auf der IFA nach Unternehmerpersönlichkeiten sucht, die für ein Engagement im EP: Fachhandel oder in der Medimax-Franchiseorganisation in Frage kommen. "Unter anderem wird das Thema Unternehmensübergaben in den nächsten Jahren immer drängender", erklärte Friedrich Sobol die Motivation hinter der Kampagne. "Uns ist klar, dass es bei uns keine Regiebetriebe geben wird. Deshalb müssen wir Menschen finden, die Spaß am Einzelhandel haben und sich für die Fortführung von Standorten interessieren."
Als Alleinstellungsmerkmal sieht der EP-Vorstand dabei das hohe Service-Level, das die Verbundgruppe ihren Partnern bietet. "Wir nehmen unseren Partnern alles ab, was nicht Vertrieb ist", erklärte Sobol dazu. Auch Projekte wie die Einrichtung betreuter IT-Geschäftsprozesse als Cloud-Service zahlten in diese Richtung ein. Zudem sei es die erklärte Devise der EP-Eignerfamilie Haubrich, dass es nicht am Geld scheitern dürfe, wenn geeignete Persönlichkeiten innerhalb der Verbundgruppe Unternehmer werden wollte. Gleichzeitig machte Sobol aber klar, dass es noch mehr als um die Menge der Partner weiterhin um deren unternehmerische Qualität gehe. So gelinge der Verbundgruppe nach ihrer Qualitätsoffensive heute mit rund 300 Partnern eine höhere Wertschöpfung als vor 10 Jahren mit einer damals noch deutlich breiteren Partnerbasis.