Auch wenn der Investoren-Aktivist Carl Icahn seit Monaten energisch um die Abspaltung PayPals von eBay warb - und dabei auch vor persönlichen Vorwürfen gegen die Führung des E-Commerce-Konzerns nicht zurückschreckte -, kam es doch überraschend, als eBay vergangene Woche für die Jahreshälfte 2015 die Abspaltung von PayPal ankündigte. "Eine gründliche strategische Prüfung mit unserem Verwaltungsrat zeigt, dass eine gemeinsame Weiterführung von eBay und PayPal über 2015 hinaus strategisch und mit Blick auf das Wettbewerbsumfeld mit weniger Vorteilen für jeden der Geschäftsbereiche verbunden ist", ließ eBay-Chef John Donahoe verlauten. Wenige Monate zuvor hatte Donahoe allerdings eine Aufspaltung des Konzerns noch kategorisch ausgeschlossen.
Sogleich begann in Fachmedien und Blogs die Diskussion über die Hintergründe des Unternehmens-Splits: war es der Druck von Investor Icahn? Oder der Schock, der durch die Ankündigung von Apples iPhone-Bezahlsystem Apple Pay ausgelöst wurde - nach einer Partnerschaft mit Samsung blieb PayPal bei der Apple-Bezahllösung außen vor. Der unabhängige eBay-Blog Ecommerce Bytes stellte dem mit der Unternehmensteilung abtretenden CEO John Donahoe jedenfalls ein vernichtendes Zeugnis aus: er sei der falsche Mann für den Job an der Spitze von eBay gewesen. Unter Donahoe sei es nicht nur zu Sicherheits- und IT-Problemen gekommen, auch habe er mit der "Amazonisierung" von eBay die falsche Strategie verfolgt.
Mit der Ankündigung der Aufspaltung begann auch das Mutmaßen über die Zukunft der beiden Unternehmen. Pessimisten sahen im Zeichen von Apple Pay den Stern von PayPal im Sinken. Und das auf sich selbst gestellte eBay wurde sogar nicht selten als Übernahmekandidat bezeichnet. Als mögliche Käufer genannt werden Google - aber auch der chinesische Internet-Marktplatz Alibaba, der im Rahmen eines Rekord-Börsengangs unlängst an der Wallstreet 25 Milliarden Dollar einsammeln konnte.
eBay-Händler bleiben gelassen
Angesichts der Aufregung um die angekündigte Unternehmensaufteilung fragte ChannelPartner einige der führenden eBay-Händler im Elektronikbereich um ihre Einschätzung der Situation. Andreas Müller, Geschäftsführer des langjährigen eBay-Powersellers Deltatecc, bekannte, zu dem Thema noch keine ganz klare Meinung zu haben, erklärte jedoch: "Die Abspaltung kann viele Chancen für beide Unternehmen bieten, wenn diese denn genutzt werden. Wenn sich hier jeder auf seine klaren Kernkompetenzen konzentriert ist es eine bessere Lösung als der derzeitige Zustand."
Ähnlich die Einschätzung von Aetka-Chef Uwe Bauer, der seit dem Frühjahr eBay als Plattform für das Online-Geschäft der in der Verbundgruppe versammelten TK-Händler nutzt. "Die Auswirkungen des Splits können wir weniger beurteilen. Auch nicht, ob es eine Schwächung von eBay bedeuten könnte", räumt Bauer ein, blickt jedoch positiv in die Zukunft: "Denn wenn es durch diese Art der Spezialisierung eine Fokussierung auf die ureigensten eBay-Themen gibt, dann könnte das auch hilfreich sein."
Das Augenmerk stärker auf PayPal richtet Thomas Jacob, Chef des Elektronikversenders Jacob Elektronik und ebenfalls eBay-Verkäufer mit vielen Jahren Erfahrung: "Natürlich hat PayPal ursprünglich massiv davon profitiert, die Bezahlart von eBay zu sein. In der Zwischenzeit hat sich PayPal aber zu einer Art Standard des Bezahlens im Internet entwickelt, so dass es nur logisch ist, die Finanzdienstleistung von der Handelsplattform zu entkoppeln. Für uns wird es im Tagesgeschäft keine Veränderungen geben." (mh)