"Oracle muss seine Partner einbinden"
Nun ist Oracle als Datenbankanbieter mehr als bekannt; in diesem Segment ist es seit Jahren Marktführer, und das ist wohl niemandem entgangen. "Fragen Sie an der Uni nach Oracle, und Sie bekommen als Antwort: Datenbank", bestätigt Saacke aus eigener Erfahrung.
Doch sobald man Studenten -- vor allem Informatiker, Wirtschaftsinformatiker und Betriebswirtschaftler - nach weiteren Assoziationen zu Oracle befrage, komme regelmäßig "Nichts" als Antwort. "Bei ERP- CRM- oder allgemein Business-Software falle Studenten in Deutschland "SAP und Microsoft" ein. "SAP ist deutlich präsenter", so Saacke.
Keine gute Vorraussetzung für Partner, um sich für jene Applikationen einzusetzen, die das Unternehmen Unternehmenskunden zusätzlich zu Datenbanken verkaufen will. "Bei auf langfristigen Beziehungen angelegten Business-Lösungen sind Lokalisierung und Investitionssicherheit sowie hochwertige Services die Garanten zum Erfolg. Wie soll man Kunden von neuer Software überzeugen, wenn sie kaum einer kennt?" fragt Saacke.
Seiner Meinung nach muss Oracle darauf mit "deutlichem Engagement in allen Fragen der Ausbildung" reagieren, wolle es hierzulande nicht weiterhin von SAP oder IBM und Co. abgehängt werden. Bevorzugte Ausbildungsstätten seien Universitäten und Firmen, die mit Oracle zusammenarbeiten. "Oracles Image an Universitäten muss sich ändern", laute deshalb eine zentrale Forderung der DOAG. Sie hat gerade die "DOAG Hochschul-Community" gegründet. Oracle müsse hier schnell und mit deutlichem Engagement nachziehen
Genauso seien alle Partner, die sich ernsthaft für den zweitgrößten Software-Anbieter der Welt engagieren, "in der Pflicht". Aber diese könnten sie nur dann erfüllen, wenn Oracle seinerseits die Pflicht zu erstklassiger Wissensvermittlung quantitativ ernster als bisher nehme. Das bedeute konkret, so Saacke, dass Oracle seinen Partnern fundierte Trainings zu erschwinglichen Preisen anbieten müsse, des Weiteren, Anwender, also Kunden, und Partner mehr als bisher in seine Strategie "einbindet" und ihnen klar mache, was sie in Zukunft erwarte.
Um ein Beispiel gelungener, eigentlich aber erzwungener Zusammenarbeit zu nennen:
Als Oracle sich weigerte, in seiner E-Business-Suite das Modul "Financials" (Version 12. weiter für Deutschland zu zertifizieren, obwohl dies für Unternehmen ausgesprochen wichtig war, damit sie gegenüber Wirtschaftsprüfern garantieren konnten, die "Grundsatze der ordnungsgemäßen Buchhaltung" zu befolgen, warf sich die DOAG in die Bresche. Solange, bis Oracle wieder bereit war, die relativ teuer Zertifizierung nachzuholen. "Das Fehlen der Zertifizierung war ein echter Hindergrund für Neukunden", berichtet Saacke.
Zwar zeige dieses Beispiel, dass Oracle zu lernen bereit sei und die Wünsche von Kunden ernst nehme, doch geschehe das nicht in wünschenswerter Häufigkeit. "Oracle ist technologiegetrieben", sagt Saacke wie entschuldigend. Dieser Ansatz habe das Softwarehaus zu heutiger Größe gebracht, weshalb seinen Erfahrungen zufolge die amerikanische Oracle sich eigentlich immer sicher sei, " alles richtig zu machen".
Doch zeige das Beispiel ebenso deutlich, dass es der Softwerker immer wieder versäume, kundennah zu agieren.
Zwar falle das in manchen Fällen wenig ins Gewicht. Etwa wenn nur eine Handvoll Kunden auf ein Release-Update warte, Oracle jedoch an den vielen Software-Baustellen, die es sich in Folge der abgeschlossenen Akquisitionen von Siebel, Peoplesoft-, Hyperion und Bea eingehandelt hat, Wichtigeres zu tun habe.
Doch diesmal, angesichts des mit Aplomb vollzogenen Markteintritts der Version 11g der Middleware- und Infrastruktur-Software "Fusion", der damit verbundenen Hoffnungen auf Neukundengeschäft, aber ebenso auch wegen des immer öfter festzustellenden Mangels an IT-Experten für Oracle-Applikationen, müsse das Unternehmen vor allem in Ausbildung, ferner in Bekanntheit und Marktpositionierung investieren.