Augmented Reality klingt kompliziert: Es geht darum, das physische Objekte identifiziert und mit passenden Informationen angereichert werden. Bauern können beispielweise Gebäude, Landmaschinen oder Ländereien durch eine Virtual-Reality-Brille oder mit einer App durch die Smartphone-Kamera betrachten und sich zu dem Gesehene kontextuell passende Informationen anzeigen lassen. So könnten Bilder und Daten eines Feldes mit Soll-Informationen oder Daten des Vorjahrs abgeglichen werden - ergänzt beispielsweise mit Details darüber, welcher Acker wie viel Wasser oder Dünger verbraucht hat.
In Bezug auf Pflanzenanbau, Schädlingsbekämpfung oder Ackerplanung kann das ein wertvolles Hilfsmittel sein, um Felder effektiver zu bewirtschaften. Historisches Bildmaterial lässt sich mit aktuellen Impressionen vergleichen, um Entwicklungen aufzuzeigen. Dabei können Informationen wie Niederschlagsmuster oder Wetterdaten beigefügt werden. Mithilfe solcher Analysen wird der Landwirt seine Ertragsaussichten für die kommenden Jahre wesentlich präziser beurteilen können.
Augmented Reality steckt noch in den Kinderschuhen, aber die Technik wird für die gesamte Lebensmittelkette immer wichtiger. Mit einfachen Anwendungen können Lieferanten von Landmaschinen, Düngemitteln oder sonstigen Gütern die Bauern informieren und ihnen Chancen aufzeigen. Zieht ein Bauer etwa den Kauf eines neuen Traktors in Erwägung, kann er sich zeigen lassen, was diese Anschaffung für die Bestellung seiner Böden bedeuten kann.
Potenzielle Gefahrenherde auf und um dem Hof, Waldbrände etwa oder Bodensenkungen, können mit Augmented-Reality-Anwendungen identifiziert werden. Doch auch die Lieferketten zum Kunden hin lassen sich transparenter gestalten. Verbraucher können mit entsprechenden Anwendungen nachvollziehen, woher ihre Nahrung kommt und wie sie produziert wurde. Das ist keine Zukunftsmusik, sondern der Bedarf von heute. (siehe auch: Weichen für das Smart Farming werden gestellt)
Drohnen überwachen Ländereien
Zunächst vor allem für militärische Zwecke eingesetzt, sind unbemannte Flugkörper, sogenannte Drohnen, nun für den Agrarsektor interessant geworden. Ob die Vermessung der landwirtschaftlichen Nutzfläche ansteht oder die Ermittlung der Bepflanzungsdichte und der Feuchtigkeit oder ob das Viehs auf der Weide beobchtet werden soll - Drohnen bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Sie helfen landwirtschaftliche Prozesse zu optimieren und Handlungsbedarf frühzeitig zu erkennen.
Dem Agrarunternehmer verschafft die Drohne ein zusätzliches Paar Augen. War es für ihn bislang kaum möglich, alles zu überwachen, stehen ihm nun viel mehr Informationen über seinen Betrieb zu Verfügung. Die zusätzlichen Daten aus der Vogelperspektive sind aber auch eine Chance für Zulieferer. Stellt etwa eine Drohne fest, dass die Pflanzen die Köpfe hängen lassen und zusätzliche Nährstoffe benötigen, kann der Lieferant schnell reagieren und das passende Düngemittel liefern.
Wichtig ist dabei, dass die Informationen von allen Beteiligten in der Agrarkette gemeinsam genutzt werden können. Dazu müssen die eingesetzten Systeme in der Lage sein, die Daten zu speichern und Auswertungsmöglichkeiten anzubieten. Nur dann sind Zulieferer in der Lage, den Landwirten kundenspezifische Lösungen anzubieten, die individuell auf deren Pflanzen- und Viehbestand angepasst sind. Die enge Zusammenarbeit mit den Agrarbetrieben wird für die Lieferanten in Zukunft generell wichtiger. Ihr Ziel muss es sein, dem Landwirt bei allen Anforderungen zur Seite zu stehen.
Gläserne Pflanze und vernetzte Kuh
Das Internet der Dinge bietet revolutionäre Lösungen für den Agrarsektor. So werden Bodensensoren für die Zukunftsfähigkeit der Betriebe entscheidend sein. Sie registrieren die Trockenheit des Bodens und können diese Daten mit Informationen über den zu erwartenden Niederschlag für die nächsten 24 Stunden kombinieren. Mit diesen Informationen lässt sich eine Sprinkleranlage optimal steuern. So wachsen Pflanzen unter den bestmöglichen Bedingungen - ohne Verschwendung von Wasser.
Auch in der Nutztierhaltung eröffnet das Internet der Dinge Möglichkeiten: So ist beispielsweise ein voll vernetzter Stall denkbar, in dem Energieeffizienz, Tierschutz und Umweltschonung bestmöglich durchkalkuliert und aufeinander abgestimmt wurden. Mithilfe von Sensoren kann in Echtzeit überwacht werden, ob Trinkwasser- und Futterzufuhr optimal sind, der Energieverbrauch im Rahmen bleibt und die Luft im Stall ausreichend frisch ist. Je mehr Komponenten im landwirtschaftlichen Betrieb miteinander kommunizieren, desto größer werden die Einsparungen sein, die sich etwa durch Energieeffizienz oder optimiertem Arbeitsaufwand erzielen lassen.
In der vernetzten Agrarwirtschaft dreht sich immer mehr um das Erheben, Verarbeiten und Interpretieren von Daten. Zulieferer können ihre Produkte um passende Services erweitern, indem sie beispielsweise Daten zu Umweltbedingungen oder dem Zustand von Pflanzen und Tieren mitliefern. Setzen sie bei ihren Kunden Sensortechnik ein, sind sie zudem in der Lage, diese besser zu beraten. Damit solche Szenarien Wirklichkeit werden, sollten Futtermittelhersteller, -berater und -lieferanten, Tierärzte und auch die Energieversorger zusammenarbeiten. Sie alle müssen Zugang zu den neu gewonnenen Informationen bekommen, damit sie in der Lage sind, ihre Dienstleistungen und Produkte individuell anzupassen.