Anwender setzen neue Prioritäten

Die wichtigsten Anbieter von Business-Software in Deutschland

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Analytics: Immer wichtigere Rolle

Man bewege sich rasend schnell in eine Geschäftswelt, in der Analytics eine immer wichtigere Rolle spiele, bestätigt auch Dan Sommer, Principal Analyst von Gartner. Die IT sei gefordert, dafür die richtigen Grundlagen zu schaffen, da BI und Analytics eine maßgebliche Rolle dabei spielten, wie sich Geschäftsmodelle verändern und neu definieren ließen.

Aus Sicht der Gartner-Analysten wird der BI-Markt in Bewegung bleiben. Neben den klassischen Softwareanbietern wie Oracle, SAP und SAS Institute würden sich verstärkt auch Anbieter wie Accenture und Deloitte, die Software mit Services kombinierten, in Position bringen. Außerdem bleibe das BI-Spielfeld offen für Newcomer. Zwar sorgten die Großen im Markt wie beispielsweise IBM durch zahlreiche Akquisitionen laufend für eine gewisse Konsolidierung. Gleichzeitig führten jedoch die steigende Menge und Varianz der Daten sowie die stetig wachsenden Anforderungen der Anwender im Analytics-Umfeld dazu, dass immer wieder Nischen im Markt entständen, in denen neue Anbieter einen Platz fänden.

Das spiegelt sich auch in den Marktzahlen wider. Zwar kontrollierten die Top Five 2012 rund 70 Prozent des weltweiten Marktes für BI, Corporate-Performance-Management (CPM) und Analytics. Allerdings konnte Marktführer SAP lediglich um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen, Oracle schaffte ein Plus von 2,0 Prozent. Die kleineren Anbieter wuchsen Gartner zufolge dagegen um 13 Prozent.

Insgesamt gaben die Anwender im vergangenen Jahr 13,1 Milliarden Dollar für Analysesoftware aus, das sind 6,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit hat sich allerdings auch der hoch gehandelte BI-Markt angesichts des vielerorts kriselnden gesamtwirtschaftlichen Umfelds sowie einer gewissen Verunsicherung der Anwender, was neue Techniken anbelangt, beispielsweise im Umfeld von Big Data, etwas abgekühlt. 2011 hatte das globale BI-Geschäft noch um über 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen können.

Der Trend, dass die Anwender vor allem Software anschaffen, um in den Fachbereichen ihre Prozesse und Kundenansprache erfolgreicher abwickeln zu können, lässt sich an den weiteren Marktzahlen ablesen. Gartner zufolge wuchs der weltweite Supply-Chain-Management-Markt (SCM) 2012 gegenüber dem Vorjahr um 7,1 Prozent auf 8,3 Milliarden Dollar. Die Geschäfte mit Lösungen für das Customer- Relationship-Management (CRM) legten sogar um 12,5 Prozent auf 18 Milliarden Dollar zu.

Wachwechsel im CRM-Markt

Im CRM-Markt vollzog sich zudem ein Wachwechsel an der Spitze. Der langjährige Marktführer SAP schaffte Gartner zufolge 2012 lediglich ein mageres Plus von 0,1 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar und musste sich mit Platz zwei begnügen. Auf die Pole Position schob sich Salesforce.com, das um 26 Prozent auf gut 2,5 Milliarden Dollar zulegen konnte. Die Entwicklungen im CRM-Geschäft sind auch ein Beleg für den tief greifenden Wandel im gesamten Softwaregeschäft.

Mit Salesforce.com hat sich ein Anbieter von Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS) durchgesetzt. Insgesamt gingen im vergangenen Jahr im weltweiten CRM-Geschäft bereits 40 Prozent des Marktvolumens auf das Konto von SaaS-Lösungen. Dieser Trend wird aus Sicht der Gartner-Analysten anhalten. 2016 soll der SaaS-Anteil am CRM-Geschäft bereits über 50 Prozent liegen.

Neben der wachsenden Nachfrage nach Cloud-Lösungen lässt sich noch ein weiterer Trend exemplarisch am CRM-Markt ablesen. Gartner zufolge soll die Zahl der mobilen Apps für das Kunden-Management von 200 im vergangenen Jahr bis 2014 auf 1200 regelrecht explodieren. Diese zunehmende Appifizierung von Business-Software wird sich nach Einschätzung der Analysten auch in anderen Bereichen ausbreiten. Demnach würden in zwei Jahren fast 60 Prozent der Information Worker über mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets auf Content- Applikationen zugreifen.

Anwenderunternehmen müssten auf das sich verändernde Nutzungsverhalten reagiren und die Softwarehersteller ihren Kunden entsprechende Apps zur Verfügung stellen. Schätzungen zufolge würden 2017 bereits ein Viertel aller Unternehmen einen eigenen AppStore betreiben, um ihren Mitarbeitern entsprechende Programme für sämtliche Computing-Plattformen vom PC bis zum Smartphone zur Verfügung zu stellen.

Hohe Dynamik bei Business-Software

Angesichts dieser neuen Paradigmen dürfte die Dynamik im Geschäft mit Business-Software auch in den kommenden Jahren hoch bleiben, so die Prognose der Gartner-Analysten. Der wachsende wirtschaftliche Druck dürfte demnach die Nachfrage nach Cloud- Lösungen befeuern – gerade aus Unternehmen, die ihre IT-Kosten möglichst flexibel handhaben wollen. Insgesamt würden die IT-Verantwortlichen ihre Softwarebudgets künftig jedoch mit spitzerem Bleistift rechnen, so die Einschätzung der Analysten von IDC. Ihren Zahlen zufolge legte der weltweite Markt für Enterprise-Software 2012 gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent auf 342 Milliarden Dollar zu.

In den Jahren zuvor lagen die Wachstumsraten indes mehr als doppelt so hoch. Das Geschäft mit Business-Applikationen stand für fast die Hälfte des Gesamtmarktes und stieg um 3,3 Prozent. In Zeiten unsicherer wirtschaftlicher Verhältnisse wächst das Softwaregeschäft langsamer, konstatiert Henry Morris, Senior Vice President von IDC. 2012 könnte den Beginn einer konservativer und vorsichtiger ausgerichteten und damit langsameren Wachstumsperiode markieren. (tö)

Autor: Martin Beyer

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