Wie seit 14 Jahren fragte Capgemini auch Ende des vergangenen Jahres wieder seine Kunden und Interessenten nach den Themen, die ihnen aktuell unter den Nägeln brennen. Allerdings hatte das IT-Beratungs und -Dienstleistungsunternehmen gegenüber dem Vorjahr mehr als die Hälfte der 38 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten ausgetauscht oder zumindest stark verändert.
Aus dieser Auswahl sollten die Teilnehmer, an der diesjährigen Trendstudie, insgesamt 123 IT-Entscheider auf den oberen beiden Management-Ebenen, ihre persönlichen "Tops" und "Flops" küren. Die Frage lautete konkret: "Wie wichtig sind die folgenden Themen für Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren?" Die Wertung erfolgte anhand von Schulnoten -- von 1 (sehr wichtig) bis 6 (völlig unwichtig).
Die Top-Themen der CIOs
Bei den diesjährigen Top-Themen gab es eine Überraschung, die sich wohl mit den Veränderungen der Multiple-Choice-Liste begründen lässt: Landete das Infrastruktur-Thema Virtualisierung in den vergangenen drei Jahren immer auf einem der ersten beiden Plätze, so fiel es diesmal ganz und gar aus den Top-Five-Platzierungen heraus. Wie sich bei näherem Hinsehen erweist, hatte Capgemini das Thema in dieser Form gar nicht mehr zur Auswahl gestellt - mit der Begründung, dass es sich aufgrund des hohen Umsetzunggrads sozusagen erledigt habe. Ähnliches gilt für den Themenkomplex Sicherheit. Beide sind offenbar längst kein Zukunfts-, sondern Gegenwartsthemen.
Das heißt allerdings nicht, dass die Sicherheit den Anwendern gar nicht mehr am Herzen läge. Wenn Capgemini nicht nach Einzelthemen, sondern nach den großen Themenkomplexen der IT fragt, liegt Security immer noch weit vorn. Auf der Skala von 1 bis erhielt sie eine 1,5. Die noch einmal deutlich gestiegene Bedeutung der Sicherheitsthemen führt Capgemini vor allem auf die Enthüllungen von Edward Snowden zurück.
"Galten Security-Maßnahmen viele Jahre lang als mehr oder minder überflüssige Kostentreiber", so der IT-Dienstleister, "ist jetzt klar, dass Datenschutz und Informationssicherheit die Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft sind." In diesem Zusammenhang erwähnen die Berater vor allem die gewachsene Sensibilität der Verbraucher. Im deutschsprachigen Raum setzten die Kunden häufig Datensicherheit mit dem Schutz der Persönlichkeit gleich. Damit steige der Druck auf die Anbieter, hier aktiv zu werden: Sicherheit werde auf diese Weise sowohl im B-to-B als auch im B-to-C-Geschäft zu einem Wettbewerbsfaktor.
Einen immer breiteren Platz im Bewusstsein der IT-Entscheider nimmt aber auch der Themenkomplex Daten ein. Seine durchschnittliche Bedeutung liegt bei 2,1 - Tendenz steigend. Ähnliches gilt für "Interaktion", ein Thema, das derzeit mit 2,6 bewertet ist. Die Infrastruktur allerdings beschäftigt die befragten Geschäftsführer und CIOs tatsächlich immer weniger; ihre Bedeutung liegt aktuell bei 2,9. Insofern ergibt der Wegfall des Auswahlthemas Virtualisierung wohl Sinn.
Zunächst stellen wir in unserer Bildergalerie alle abgefragten Themen samt ihrer Nennungen bei den IT-Entscheidern vor - in aufsteigender Reihenfolge:
- Die Tops und Flops der IT-Entscheider 2015
Welche Technologien planen Geschäftsführer und CIOs im Jahr 2015 umzusetzen oder sind bereits dabei? Die aktuelle Studie des Beratungshauses Capgemini gibt die Antworten - wir stellen sie Ihnen vor. - Gamification
... nennen 13,9 Prozent der befragten IT-Entscheider unter den Technologien, die derzeit implementiert werden oder deren Umsetzung geplant ist. - Data Vault Modeling
... nennen 15,7 Prozent der Befragten. - Software-defined Storage
... spielt für 17,2 Prozent der befragten IT-Entscheider eine Rolle. - Enterprise Data Hub / Business Data Lake
... lautet die Antwort bei 19 Prozent der Studien-Teilnehmer. - Schutz gegen Ausspähung durch Wearables
... planen oder implementieren 19 Prozent der Befragten. - Hadoop
... steht bei 19,8 Prozent der Befragten auf der Agenda. - Augmented Reality
... kommt ebenfalls auf 19,8 Prozent. - Crowdsourcing
... liegt bei 20,5 Prozent. - Erhöhung der Sicherheit der Open-Source-Software
... wollen oder werden 21,5 Prozent der Teilnehmer der Capgemini-Studie umsetzen. - Software-defined Networking
... lautet die Antwort von 21,6 Prozent aller Befragten. - Internet der Dinge
... stellt für 24,3 Prozent der Befragten eine relevante Technologie dar. - Case Management (Fall-Management)
... steht bei 24,4 Prozent der Befragten vor der Implementierung. - Green IT
... steht bei 25,2 Prozent der Teilnehmer hoch im Kurs. - DevOps
... ist bei 26,1 Prozent der IT-Entscheider gefragt. - Business Rule Management
... nennen 26,8 Prozent. - Content und Text Analytics, Sentiment Analysis
... wollen 28,7 Prozent der Entscheider etablieren. - Arbeitsstandsynchronisation zwischen Endgeräten
... ist für 28,9 Prozent der Befragten ein wichtiges Thema. - Process Mining
... steht bei 29,5 Prozent der CEOs und CIOs auf der To-Do-Liste. - Industrie 4.0: Sicherung der Produktionsanlagen
... steht bei 30,3 Prozent vor der Implementierung. - ByoD-Security
... nennen 34,1 Prozent der Studien-Teilnehmer. - Virtuelle Präsenzen
... sollen in den Unternehmen von 34,4 Prozent der Befragten verankert werden. - Realtime Intelligence
... befindet sich bei 35,3 Prozent der Befragten in der Implementierungs- beziehungsweise Planungsphase. - Cloud Security
... gehört für 35,5 Prozent der Entscheider zu den umsetzungswürdigen Technologien. - Application Lifecycle Management
... steht in den Unternehmen von 35,7 Prozent aktuell oder demnächst vor der Verwirklichung. - Applikations-Portfolio-Management
... nennen 36 Prozent der Befragten. - Appliances
... stehen bei 36,2 Prozent der Teilnehmer hoch im Kurs. - Security Automation
... spielt für 37,2 Prozent der IT-Entscheider im Jahr 2015 eine Rolle. - Mobile Device Management
... wird von 37,6 Prozent der Befragten genannt und eröffnet damit die Top Ten der Antworten. - Predictive Analytics
... ist bei 38,8 Prozent der Befragten Teil ihrer Planungen. - Business Activity Monitoring
... sehen 41,5 Prozent der Teilnehmer für ihr Unternehmen als relevant. - Rich Internet Applications / HTML5
... spielt in der Strategie von 42,6 Prozent der Befragten eine Rolle. - Erweiterung des Sicherheits-Scopes auf Lieferanten, Kunden, Partner
... ist 43 Prozent der Befragten ein Anliegen. - Social Media-Integration
... ist für 43,9 Prozent in diesem Jahr fester Bestandteil der Planungen. - Apps für mobile Endgeräte (Kunden)
.. .ist mit 44 Prozent die am dritthäufigsten genannte Technologie unter den Befragten. - Data Quality Management und Master Data Management
... nennen 45,3 Prozent. - Enterprise Collaboration
... wird von 46,7 Prozent der Befragten genannt und ist damit das derzeit wichtigste Thema auf der Agenda der IT-Entscheider in den Unternehmen.
Voraussetzung für Big-Data-Analytics
An die Spitze der Zukunftshemen setzte sich heuer das Thema Data-Quality-Management/Master Data Management. Unter diesem Punkt hatten die Marktforscher zwei Themen kombiniert, die in den vergangenen Jahren noch getrennt abgefragt worden waren. Der Themenkomplex wurde mit einem Durchschnittswert von 1,8 von den meisten Teilnehmern offenbar als ziemlich wichtig eingestuft.
Zwar hatten Data-Management-Themen auch in den vergangenen Jahren schon gut abgeschnitten. Doch die Vorzeichen haben sich noch einmal geändert: Die Qualitätssicherung und das Management der Daten gewinnen vor allem wegen der heftig sprudenlnden Datenquellen aus dem "Internet der Dinge" enorm an Wichtigkeit: Die Flut von strukturierten und unstrukturierten Informationen zu kanalisieren, sie hinsichtlich ihrer Qualität zu gewichten und sie sinnvoll in Beziehung zueinander zu setzen - das sind die Voraussetzungen dafür, um beispielsweise Big-Data-Anlatytics zu betreiben oder eine 360-Grad-Sicht auf die Kunden zu ermöglichen.
Wie Capgemini anmerkt, ist die Vereinheitlichung der Datenstrukturen schwierig, wenn die Stammdaten in unterschiedlichen Applikationen und Datenbanken hinterlegt sind. Genau das ist aber in den meisten Unternehmen der Fall: Kunden-, Produkt-, Vertrags- oder Finanzdaten werden von unterschiedlichen Abteilungen angelegt, genutzt und gepflegt. Hier gibt es viel zu vereinheitlichen.