SSD: Reservesektoren verhindern vollständiges Löschen
Punkten kann die SSD aus forensischer Sicht – je nachdem, auf welcher Seite man sitzt und welche Absicht verfolgt wird. Ein vollständiges Löschen der Daten auf einer SSD ist deutlich schwieriger als mit einer herkömmlichen Festplatte. Grund hierfür sind die bei der SSD verwendeten Reservespeicher, die durchschnittlich 10 Prozent des Gesamtvolumens ausmachen können. Zwar verfügen auch herkömmliche Festplatten über Reservesektoren; deren Verwendungszweck unterscheidet sich aber deutlich von denen der SSD. Ist beispielsweise ein Sektor einer mechanischen Festplatte defekt, so wird der Inhalt des Sektors an einer anderen Stelle abgespeichert und in der Growing-Defects-Liste eingetragen, so dass dieser Sektor umgeleitet und nicht mehr angesprochen wird. Eben diese defekten Sektoren werden selbst von professioneller Software nicht angesprochen. Aus forensischer Sicht ist mitunter viel Aufwand nötig, um diese Sektoren auszulesen. Anders verhält es sich bei einer SSD.
Gerade aufgrund des Wear-Leveling-Algorithmus kann es vorkommen, dass nicht alle – und insbesondere nicht die aktuellsten Daten - gelöscht werden. Daran ändert auch professionelle Software nichts. Der wesentliche Unterschied zur Festplatte besteht in der Tatsache, dass bei der SSD die nicht überschriebenen oder gelöschten Bereiche nicht defekt, sondern in den meisten Fällen noch voll funktionsfähig sind. Umgangssprachlich gesprochen: man kommt an die Daten heran. Im Bereich der forensischen Beweissicherung ist dies interessant, um wertvolle Daten zu rekonstruieren. Möchte man Daten hingegen unwiederbringlich löschen, dann ist im Hinblick auf die Reservespeicher bei SSDs mit anderen Methoden vorzugehen. Eine Möglichkeit ist das mehrfache Überschreiben der SSD. Aufgrund des Wear-Leverling-Algorithmus steigt bei mehrfachem Überschreiben die Wahrscheinlichkeit, dass die Reservesektoren ebenfalls überschrieben werden. Allerdings verringert sich durch die mehrfachen Schreibzyklen auch die Lebensdauer der SSD.