Der Ausbau des Fachmarktnetzes um 14 weitere Standorte auf 295 Geschäfte, die Vergrößerung der Verkaufsfläche um 4,5 Prozent auf 467.000 Quadratmeter - vieles, was Expert bei seiner Bilanzkonferenz für das Geschäftsjahr 2022/23 (Stichtag: 31. März) präsentierte, klang nach eine Demonstration von Stärke. Allein die Umsatzentwicklung wollte diesem Trend nicht folgen: Im zurückliegenden Geschäftsjahr erzielte die Expert-Gruppe einen Innenumsatz zu Industrieabgabepreisen ohne Mehrwertsteuer in Höhe von 2,24 Milliarden Euro und lag damit um 2,5 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Mit ihrer Wachstumsstrategie stößt die Verbundgruppe dabei an einen vorläufigen Endpunkt. In den beiden vorhergehenden Jahren konnte Expert trotz Corona-Krise durch die Übernahme von Standorten der Wettbewerber und dem Ausbau des Fachmarktnetzes noch solide wachsen.
Bei der Vorstellung der Geschäftszahlen in der Expert-Zentrale in Langenhagen verwies Vorstandschef Stefan Müller als Begründung für den Umsatzrückgang auf die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. "Neben den Nachwirkungen der Corona-Pandemie galt es nun auch den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise zu begegnen, die einen starken Einfluss auf Inflation und Konsumklima hatten. Angesichts der Unwägbarkeiten sind wir mit dem Verlauf des Geschäftsjahres zufrieden", erklärte Müller.
Allerdings leiden offensichtlich nicht alle Marktteilnehmer gleichermaßen unter der schwierigen Wirtschaftslage. So berichtete Wettbewerber Euronics bei seiner Summer Convention kürzlich von einem "besonders positiven Umsatz" zum Jahresanfang. Und auch Retail-Marktführer MediaMarktSaturn konnte im laufenden Jahr bislang ein Umsatzwachstum erzielen.
Vakante Vorstandsposition wird vorerst nicht neu besetzt
Sucht man nach Merkmalen, die Expert vom Wettbewerb unterscheidet, dann liegen diese neben der Fokussierung des Flächenwachstums auch im Umgang mit dem Online-Geschäft. Während man bei Euronics den Eindruck hat, dass die Verbundgruppe sich aktiv darum bemüht, den Online-Rückenwind der Corona-Zeit weiter aufrechtzuerhalten und mit einem neuen Digitalbeirat und der gerade eingeführten Kundenbindungs-App die Mitglieder auf diesem Weg mitzunehmen, hat Expert dagegen wieder auf das altbekannte Motto zurückgeschalten, wonach Online-Aktivitäten primär der Kundenzuführung in den stationären Handel dienen.
"Der Haupterfolg ist es, wenn wir mit unserem regional ausgerichteten Multichannel-Konzept die Kunden in die Läden bekommen", erklärte Verbundgruppen-Chef Stefan Müller auf der Bilanzkonferenz. "Im zweiten Schritt können Kunden vorbestellte Waren in den Geschäften abholen und erst im dritten Schritt werden Bestellungen aus den Läden zu den Kunden nach Hause geliefert."
Zu dieser wenig ambitionierten Online-Strategie passt es auch, dass bei Expert seit der überraschenden Trennung von Frank Harder Ende März kein Nachfolger für das E-Commerce-Ressort im Vorstand bekannt wurde. Am Rande der Präsentation der Geschäftszahlen gab der Expert-Vorstand nun bekannt, dass sich das vorerst auch nicht ändern soll. Die Aufgaben von Frank Harder werden bis auf weiteres von Stefan Müller und Finanzvorstand Michael Grandin übernommen. Es sei zwar vorgesehen, den Vorstand der Verbundgruppe wieder zu verstärken. Allerdings werde es sich dabei um eine Berufung für den neu zu schaffenden Vorstandsbereich Einzelhandel handeln. "Damit wollen wir künftig eine noch größere Nähe zu unseren Gesellschaftern erreichen", erklärte Expert-Vorstandschef Stefan Müller.
Verhaltene Zuversicht für das laufende Geschäftsjahr
Finanzvorstand Grandin gab bei der Bilanzkonferenz weitere wirtschaftliche Kennzahlen bekannt. Da es sich bei Expert um eine Verbundgruppe handelt, kann kein Gewinn im klassischen Sinne kommuniziert werden. Der Gradmesser für den Unternehmenserfolg ist die Gesamtbonusausschüttung an die Expert-Gesellschafter. Die Gesamtbonusausschüttung fiel mit 237,0 Millionen Euro auf einem hohen Niveau aus, diese Angabe entspricht 13,3 Prozent des jahresbonuspflichtigen Umsatzes. Zudem konnte die Expert SE mit 29,4 Prozent zum Bilanzstichtag 31.03.2023 weiter eine sehr hohe Eigenkapitalquote ausweisen.
"Sowohl die hohe Gesamtbonusausschüttung als auch die weiterhin hohe Eigenkapitalquote unterstreichen die Leistungsfähigkeit der gesamten Expert-Gruppe", sagte Michael Grandin. "Die Zahlen verdeutlichen, dass Expert auf einem wirtschaftlich gesunden und zukunftsfähigen Fundament steht."
In seinem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2023/24 bemühte sich Expert-Chef Stefan Müller um Zuversicht: "Unter Kenntnis der starken Expert-Gemeinschaft blicken wir trotz der weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen mit Zuversicht auf das laufende Geschäftsjahr. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit unseren Gesellschaftern und ihren Teams sowie unseren Industrie- und Dienstleistungspartnern werden wir unser Geschäftsmodell zukunftsfähig aufstellen und uns durch innovative und zielgerichtete Ansätze positiv vom Markt abheben." Dabei soll nicht zuletzt die nachhaltige Bindung, Förderung und Weiterentwicklung der Expert-Mitarbeiter sowie die Positionierung von Expert als attraktiver Arbeitgeber eine wichtige Rolle spielen.
Zu den zahlreichen Mitarbeitermaßnahmen gehörte unter anderem ein Auszubildenden-Wettbewerb. Auch der standortübergreifende Contest 'experten Performance Cup' wurde erfolgreich weitergeführt. In dem Contest sollen die Expert-Fachberater durch Best Practice Beispiele voneinander lernen, sich weiterentwickeln und so die Kundenzufriedenheit noch weiter steigern. "Ziel ist es, gemeinsam noch besser zu werden und die Expert-Gruppe stetig weiterzuentwickeln", so Müller.
Expert-Vorstand stellt Forderungen an die IFA
Am Schluss der Bilanzkonferenz blickte der Expert-Vorstand noch auf die anstehende Funkmesse in Berlin. So ist Expert vom 1. bis 5. September 2023 in der expert-Halle 7.2a auf der IFA in Berlin vertreten. Die Besucher können sich auf ein interaktives Messerlebnis mit attraktiven Ausstellern, der Vorstellung zahlreicher Produktinnovationen und einem ganztägigen Hallenprogramm freuen. Der Fokus des diesjährigen Expert-Auftritts auf der IFA dreht sich rund um die Bereiche Family Entertainment, Gaming, Lifestyle sowie Nachhaltigkeit und soll so Unterhaltung und Information für die gesamte Familie bieten.
Sorgen machte sich Expert-Vorstandchef Müller um eine ausreichende Außenwahrnehmung der IFA. Die Verbundgruppe wünsche sich eine stärkere bundesweite mediale Präsenz der Messe, mehr Impulse für den Handel, um den Endkunden direkt anzusprechen und mehr Möglichkeiten, Produkte unmittelbar erlebbar zu machen.
Neben der IFA blickte der Expert-Vorstand bereits auf die Anfang 2024 anstehende nächste Kooperationsmesse KOOP gemeinsam mit Euronics. Bei der KOOP 2024 wollen die Partner auf noch mehr Effizienz setzen: Um die Veranstaltung für alle Beteiligten noch kompakter und effizienter zu gestalten, haben Expert, Euronics und die Messe Berlin ein optimiertes Veranstaltungskonzept für das Jahr 2024 entworfen.
Eine wichtige Änderung ist, dass die gemeinsame KOOP-Halle mit den Partnern beider Kooperationen gleichzeitig von den Expert-Gesellschaftern und den Euronics-Mitgliedern besucht wird. Dadurch wird die Dauer der Messe auf zwei Tage reduziert: Sonntag, 18. Februar und Montag, 19. Februar 2024. Im Rahmen der KOOP findet zudem wieder die Expert-Frühjahrstagung 2024 statt, welche für die Expert-Gesellschafter eine ideale Plattform zur Vorbereitung ihres Jahresgeschäfts bilden soll.
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