Das Internet bietet eine reiche Auswahl an Tools für kriminelle Zwecke: Passwortknacker und Schwachstellenscanner sind nur zwei Beispiele. Gleichzeitig findet man auch Webanwendungen, die geeignet sind, die Privatsphäre zu verletzen, beispielsweise Rückwärtssuchen nach den Besitzern von Telefonnummern oder einer Person auf einem Foto.
Diese Werkzeuge lassen sich jedoch nicht nur für kriminelle Zwecke beziehungsweise das Ausforschen der Identität fremder Personen benutzen, Sie können sie auch für den eigenen Schutz oder für Notfälle einsetzen. Passwortcracker etwa sind oft der letzte Ausweg, wenn man ein wichtiges Kennwort vergessen hat, Schwachstellenscanner lassen sich auch auf das eigene Netzwerk ansetzen, um mögliche Einfallstore für Hacker zu erkennen und anschließend zu versperren.
Achtung: Das Knacken von Passwörtern oder auch das Ausspähen von Netzwerken ist laut Gesetz nur erlaubt, wenn es sich um die eigenen Passwörter und das eigene Netzwerk handelt. Versuchen Sie, ein fremdes Kennwort zu entschlüsseln oder ein anderes Netz auszuforschen, machen Sie sich laut § 202c Strafgesetzbuch strafbar.
Windows-Passwort ersetzen
Das erste Passwort, das Sie nach dem Einschalten des Computers eingeben müssen, ist in der Regel das Windows-Kennwort. Wenn Sie dieses Passwort nicht mehr wissen, sind zwar Ihre Daten nicht verloren - Sie können den Rechner beispielsweise mit einem Bootstick oder einer Boot-CD hochfahren und wichtige Dokumente auf ein anderes Medium kopieren -, trotzdem kommen Sie um eine Neuinstallation des Betriebssystems in meist nicht herum.
Einen Ausweg bietet das kostenlose Tool Offline NT Password & Registry Editor. Es versucht gar nicht erst, das Passwort zu knacken, sondern überschreibt es einfach mit einer beliebig wählbaren Zeichenkombination.
Das Tool ist bereits recht alt, die letzte Version stammt aus dem Jahr 2014. Dennoch läuft es auch noch unter Windows 10 und 11, wenn auch nur mit einigen Einschränkungen. So muss der Computer beim Booten den Legacy-Modus unterstützen, mit einem Uefi-Boot funktioniert das Programm nicht. Außerdem darf die Festplatte oder SSD nicht mit Bitlocker oder einer anderen Software verschlüsselt sein.
Beachten Sie außerdem, dass die eingebaute Verschlüsselung von Windows, das EFS-Dateisystem, an das Passwort gekoppelt ist. Wenn Sie es mit dem Offline NT Password & Registry Editor ändern und Ihre Festplatte zuvor verschlüsselt hatten, sind die Daten verloren.
Eine englischsprachige Anleitung, wie Sie den Offline NT Password & Registry Editor benutzen, finden Sie hier.
Passwörter von Office-Dokumenten
Die Programme von Microsoft 365 wie Word, Excel, Powerpoint et cetera können Dokumente mit einem Passwort schützen und verschlüsseln. Microsoft hat diese Verschlüsselung mit jeder neuen Version etwas verstärkt.
Im Internet finden Sie daher eine ganze Reihe von Tools, welche die Kennwörter älterer Office-Versionen knacken können, bei den neueren Builds von Microsoft 365 gelingt das jedoch kaum noch.
Eine Ausnahme bildet Elcomsoft Advanced Office Password Recovery, das die Entschlüsselung der Dokumente aus sämtlichen Microsoft-Office-Versionen beherrscht. Außerdem kann die Software nach Angaben des Herstellers auch die Kennwörter von Wordperfect Office, Openoffice.org und einigen weiteren Office-Paketen ermitteln.
Damit der Vorgang nicht zu lang dauert, nimmt die Software ein oder mehrere GPUs zu Hilfe. Das Tool ist kostenpflichtig, die Home-Version kommt auf 49 Euro. Der Hersteller bietet eine Testversion zum kostenlosen Download an, die jedoch lediglich Passwörter mit einer Länge bis zu drei Zeichen anzeigt, was wohl in kaum einen Fall ausreichend sein wird.
Einen Sonderfall bilden PDF-Dokumente, die Sie über Adobe Acrobat oder Word mit einem Passwortschutz versehen haben. Für sie benötigen Sie ein eigenes Programm, nämlich Elcomsoft Advanced PDF Password Recovery für ebenfalls 49 Euro. Auch für dieses Tool ist eine eingeschränkte Testversion erhältlich.
Die Alternative zu Elcomsoft ist das kostenlose Kommandozeilenprogramm John the Ripper. Sie steuern die Software über die Kommandozeile, die Bedienung ist also etwas komplizierter. Mit Hilfe von Erweiterungen können Sie das Tool jedoch für das Entschlüsseln von Microsoft- 365-Dateien genauso einsetzen wie für Libre Office oder auch verschlüsselte ZIP-Dateien. Eine Anleitung zu John the Ripper finden Sie hier.
Probieren Sie aus, wie lange die Elcomsoft-Programme und John the Ripper brauchen, um ein von Ihnen verwendetes Passwort zu ermitteln. So bekommen Sie einen Eindruck, wie sicher Ihr Passwort tatsächlich ist. Bedenken Sie dabei, dass kriminellen Hackern eventuell aktuelle Hochleistungsrechner mit mehreren GPUs und entsprechend hoher Rechenleistung zur Verfügung stehen. Deren Leistung kann die eines PCs um den Faktor hundert oder mehr übertreffen, zumindest wenn es um solche speziellen Aufgaben geht.
Eigenes Netzwerk scannen
Sollte es einer Schadsoftware gelingen, sich auf Ihrem Computer breitzumachen, versucht sie in vielen Fällen, auch andere Rechner in Ihrem Netzwerk zu infizieren. Zur Vorbeugung können Sie die Geräte in Ihrem Netzwerk einer Schwachstellenanalyse unterziehen. Das bekannteste Tool dafür ist die Open-Source-Software Nmap.
Sie sucht nach offenen Ports, über die von außen auf das Gerät zugegriffen werden könnte, und schließt aus der Portkonfiguration und anderen Daten auf das Betriebssystem, seine Version, die laufenden Dienste und die installierte Firewall. Wenn für eine gefundene Konfiguration Schwachstellen bekannt sind, kann ein krimineller Hacker sie ausnutzen und den Computer übernehmen.
Nmap ist ein Profitool und erfordert einiges an Wissen über die Funktionsweise von Netzwerken. Unter https://nmap.org/docs.html finden Sie ausführliche Anleitungen zu dem Programm, und zwar sowohl für die Kommandozeilen- wie auch für die Version mit der Windows-Oberfläche. Für die Interpretation der von Nmap gelieferten Daten sind eventuell Recherchen erforderlich.