Von ISDN zu VoIP

Die 5 größten Mythen über den Umstieg auf All-IP



Dr. Thomas Hafen ist freier Journalist in München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur in verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Data Center, Telekommunikation und Cloud Computing.

Mythos 3: VoIP ist weniger sicher als ISDN

Richtig ist: Die Kommunikation über IP lässt sich verschlüsselt und sicher übertragen. Sie ist damit nicht weniger sicher als ein Gespräch über ISDN. Von Billiganbietern abgesehen, vermitteln alle Provider den Sprachverkehr über ein eigenes Sprach-IP-Netz und nicht über das öffentliche Internet. Damit sind solche Anschlüsse mindestens genauso abhörgeschützt wie ISDN.

Zusätzlich lässt sich Signalisierung per TLS (Transport Layer Security) absichern. Die Inhalte des Gesprächs können über das Secure Realtime Protocol (SRTP) verschlüsselt werden. Je nach Anbindung erfolgt die Authentifizierung über eine feste IP-Adresse oder über ein Log-in mit Name und Passwort. Besonders die sogenannte Fix-IP-Authentifizierung schützt sehr sicher vor Missbrauch.

Ein Sicherheitsproblem können allerdings die TK-Anlagen darstellen - und das gilt nicht nur für die IP-Varianten. Auch im ISDN-Zeitalter waren die Geräte von außen erreichbar, um beispielsweise Wartung oder Konfiguration aus der Ferne durchführen zu können. Diese Zugänge waren oft mehr schlecht als recht abgesichert - und sind dies noch heute. In der All-IP-Ära kommt allerdings ein weiteres Problem hinzu.

Die Firmware der meisten IP-TK-Anlagen basiert auf Linux-ähnlichen Betriebssystemen, sie ist deshalb wie jede Software prinzipiell durch Hacker angreifbar. Im Jahr 2014 machte beispielsweise eine Sicherheitslücke in der Fritz!Box-Firmware Schlagzeilen, die es Kriminellen ermöglichte, Gespräche zu Premiumdiensten und Auslandnummern aufzubauen und so bei den Betroffenen hohe Telefonrechnungen zu erzeugen.

Sie sollten deshalb Ihre Kunden über die möglichen und notwendigen Sicherheitsvorkehrungen informieren, zu denen starke Passwörter für Fernzugänge und eine regelmäßige Firmware-Aktualisierung gehören. Für die Fernwartung sollten Sie sich an den Empfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) orientieren, die im Maßnahmenkatalog M5 in den Abschnitten M5.14 beziehungsweise M5.15 zu finden sind.

Mythos 4: 2018 ist endgültig Schluss mit ISDN

Richtig ist: Einige Betreiber haben bereits angekündigt, ISDN auch nach 2018 weiter zu unterstützen, so wollen zum Beispiel EWE Tel, Versatel und M-Net mindestens bis 2020 noch ISDN anbieten, Vodafone sogar bis 2022. Andere, beispielsweise O2, ermöglichen den dauerhaften Betrieb von ISDN-TK-Anlagen an IP-Anschlüssen (Voice Access ISDN).

Dennoch gilt natürlich auch hier das bereits oben Gesagte: ISDN ist ein Auslaufmodell, wer unbedingt will, kann sich durch einen Wechsel zu einem der erwähnten Anbieter noch ein paar Jahre Schonfrist kaufen. Mittelfristig wird aber niemand um den Umstieg auf All-IP herumkommen.

Mythos 5: Mit dem Umstieg kann ich mir noch Zeit lassen

Richtig ist: Jedes Unternehmen sollte schnellstmöglich mit der Migrationsplanung beginnen. 2018 wird es aufgrund der großen Nachfrage zu Engpässen bei Equipment, Servicetechnikern und Dienstleistern kommen. Auch bleibt dann keine Zeit mehr, Problemfälle in Ruhe zu analysieren und zu lösen.

Als Reseller sollten Sie deshalb möglichst schnell alle Kunden auf das Thema ansprechen und in die konkrete Planung einsteigen. Sobald wie möglich sollten Sie für all Ihre Kunden, die noch nicht auf All-IP umgestiegen sind, bei Ihnen im Unternehmen Ressourcen für die Migration allokieren - oder zumindest einen Plan B in der Tasche haben, wie den unter dem Mythos 4 skizzierten Wechsel zu einem Anbieter, der ISDN noch länger unterstützt. (rw)

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