13 Prozent mehr TV-Umsatz

Der Handel spürt den EM-Effekt



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Im Vorfeld der Fußball-EM zitterten die CE-Händler: Würde das Turnier auch dieses Mal zusätzliche Kaufanreize setzen? Und würde die Leistung der Deutschen Elf ausreichen, um die Konsumlaune zu steigern? Erste Zahlen deuten nun auf einen positiven EM-Effekt hin.
Der von CE-Händlern wie Expert erhoffte EM-Effekt scheint einzutreten
Der von CE-Händlern wie Expert erhoffte EM-Effekt scheint einzutreten
Foto: Expert

Nicht nur Retailer wie MediaMarktSaturn und Online-Schwergewichte von Amazon und Cyberport hoffen auf den EM-Effekt, auch die in den Verbundgruppen ElectronicPartner, Euronics und Expert organisierten Fachhändler bangen darum, dass das in Deutschland ausgetragene Turnier dazu führt, dass die Konsumenten endlich ihre Kaufzurückhaltung in Sachen Consumer Electronics aufgeben. Mit entsprechenden Kampagnen arbeiten sie auch kräftig daran.

Doch wichtige Akteure wie Euronics-Chef Benedict Kober zeigten sich skeptisch: "Wenn man sieht, wie viel in der Gastronomie los ist und wie viele weiterhin Urlaube gebucht werden, scheint es nicht so, dass die Menschen generell kein Geld auszugeben haben. Nur für Elektronikgeräte, die oftmals bereits während der Coronapandemie angeschafft wurden, wollen sie es offenbar zurzeit nicht ausgeben", erklärte der Verbundgruppen-Chef kürzlich auf der Summer Convention in Mallorca.

Seine Einschätzung scheinen soeben vorgelegte Zahlen des Bitkom zu bestätigen. Erste Zahlen der Marktforscher GfK und NIQ deuten dagegen allerdings daraufhin, dass die Skepsis von Kober und anderen Brancheninsidern überflüssig war und die Fußball-EM doch die erhoffte Wirkung entfaltet. So wurden zwischen 6. Mai und 2. Juni 2024 13 Prozent mehr TV-Geräte abgesetzt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Dabei kauften die Konsumenten vor allem große Modelle: Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale von 66 bis 75 Zoll wurden schon Ende Mai 63 Prozent häufiger verkauft, Geräte mit einer Bildschirmdiagonale über 75 Zoll sogar 75 Prozent öfter als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Den Peak erreichten die TV-Verkäufe in der ersten Juniwoche unmittelbar vor EM-Start.

EM-Effekt auch auf dem Getränkemarkt

Laut Stefan Platau, Experte für technische Konsumgüter bei GfK, legen die Zahlen einen klassischen EM-Effekt nahe: "Die beiden Wochen vor dem Turnierbeginn erleben typischerweise die größte Umsatzsteigerung bei TVs. In dieser Phase bieten Händler attraktive Angebote an. Gerade bei Modellen aus 2023 können Verbraucher mit großen Rabatten rechnen. Diese zusätzlichen Kaufanreize wie Rabatte oder Kombi-Angebote sind momentan besonders wichtig", so der GfK-Experte.

Doch nicht nur das CE-Geschäft profitiert von der Fußball-EM, auch auf dem Getränkemarkt macht sich das Turnier positiv bemerkbar. So stieg der Abverkauf von klassischen Bierkästen (20 Flaschen a 0,5 Liter) um 1,2 Prozent an - und das obwohl der Bierpreis im Jahresvergleich bis April 2024 pro Unit um 6,4 Prozent gestiegen ist.

Laut den Marktforschern könnten Promotions den Abverkauf während des Sportsommers weiter fördern: Schon im letzten Sommer sei europaweit fast ein Drittel aller Bierpackungen unter Promotionsbedingungen verkauft worden. Gerade, wenn wichtige Preismarken wie zehn Euro pro Kasten unterschritten werden, könne das ein spannender Anreiz für Käufer sein. Man sieht: Getränke- und CE-Markt ticken gar nicht so unterschiedlich.

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