Die richtige Verkabelung im Data Center wählen
Nach Angaben des Netzwerkhersteller Brocade macht die Verkabelung etwa zehn Prozent der Gesamtkosten eines Rechenzentrums aus. Wer heute ein Data-Center plant, muss zum einen den steigenden Bedarf an Bandbreite berücksichtigen, zum anderen neue Trends wie Fibre Channel over Ethernet (FCoE) und Standards wie IEEE 802.3ba für Ethernet mit 40 und 100 GBit/s. Die Grundlage bilden die Normen TIA-942 und EN 50173-5, die eine strukturierte und anwendungsneutrale Verkabelung fordern. Für die strukturierte Verkabelung speziell in Rechenzentren hat die ISO/IEC den Standard 24764 entwickelt.
Um die Anforderungen in den kommenden vier bis fünf Jahren zu erfüllen, sollten Rechenzentren nach Angaben des Verkabelungsspezialisten R&M die höchsten Spezifikationen für die Anwendung von 10-Gigabit-Ethernet (10 GbE) zugrunde legen. Bei einer Glasfaserverkabelung sind Multimode-OM3-Fasern (Optical Multimode) mit 50/125 µm Durchmesser anzuraten, die über MTP/MPO-Steckverbinder (Multi-Path Push On) beziehungsweise LC-Steckverbindern (Local Connect) verfügen. Bei Kupferkabeln sollten geschirmte RJ45/Cat-6A-Komponenten beziehungsweise Kabel und Steckverbinder zum Zuge kommen, welche die Anforderungen von Class-EA-Channel (Kat 7/Class F und Kat 7A/Class FA) erfüllen.
Eine Herausforderung für die Planer von Rechenzentren ist die wachsende Systemdichte. Immer mehr Server und Speichersystems werden auf engstem Raum untergebracht und müssen an das Netzwerk angeschlossen werden. Daher empfiehlt R&M den Einsatz von Kupfer- und Glasfaserkabeln mit reduziertem Durchmesser. Um das Kabelmanagement zu vereinfachen, ist eine möglichst einfache und leicht zu handhabende Kabelführung am Rack erforderlich. Alle Racks sollten zudem nach demselben Schema "verdrahtet" werden. Das erleichtert es dem Service-Personal, neue Komponenten wie Blade-Server oder Speichersysteme hinzuzufügen.
Ein Trend: die modulare Verkabelung. Sie besteht aus Kupfer- oder Glasfaserkabeln, die bereits vom Hersteller vorkonfektioniert und getestet werden. Der Vorteil besteht in den niedrigeren Arbeitskosten, weil die Fachleute vor Ort die Kabel nicht mehr konfektionieren müssen, ein weiterer in der Qualitätsgarantie durch den Hersteller. Allerdings ist die Flexibilität geringer, weil Standardkomponenten Verwendung finden. Der Kabelsystem-Hersteller Leoni Kerpen favorisiert dennoch diesen Ansatz. Seine Lösung: Data-Center-Links in Zwölffaser-MPO-Technik. Sie unterstützen in einem Patch-Feld von einer Höheneinheit (1 HE) bis zu 24 Ethernet-Verbindungen mit 40 GBit/s oder 144 Systeme mit 10 GBit/s.
Studie: Hohe Erwartungen an die Konvergenz von LAN und Speichernetz
IT-Verantwortliche setzten hohe Erwartungen in das Zusammenwachsen der Netzwerkinfrastruktur im Data Center. Das ergab eine Studie des Beratungshauses Forrester Research. Demnach erhoffen sich jeweils mehr als 60 Prozent der IT-Fachleute von einer Konvergenz von LAN (Local Area Network) und SAN (Storage Area Network) Einsparungen im Bereich Hard- und Software bei Netzwerk-Switches sowie beim Management der Infrastruktur. An die 62 Prozent rechnen damit, dass eine einheitliche Netzwerk-Infrastruktur zudem den Aufwand für Kühlung und Stromversorgung reduziert.
Allerdings zeigten sich viele der IT-Manager mit dem derzeitigen Status im Bereich LAN-/SAN-Konvergenz unzufrieden. Ein Schwachpunkt ist demnach für 67 Prozent der Befragten, dass innerhalb der IT-Abteilungen die Verantwortung für Speichernetze und das LAN in unterschiedlichen Teams verankert ist. Dies führt zu einem Rivalisieren und zu Reibungsverlusten. Andere Hemmschuhe sind der immer noch hohe Preis für 10-Gigabit-Ethernet-Komponenten und Zweifel daran, dass sich mithilfe von Ethernet und Fibre Channel over Ethernet (FCoE) tatsächlich eine durchgängige SAN-Infrastruktur aufbauen lässt.
Speziell was die Kosten betrifft, kann das Zusammenlegen von LAN und Speichernetz allerdings erhebliche Vorteile bringen. So reduziert sich der Aufwand für die Verkabelung der Server. Statt zweier Netzwerkadapter für Fibre Channel und Ethernet reicht einer aus. Zudem ist davon auszugehen, dass die Anschaffungskosten für kombinierte Ethernet-/Fibre-Channel-Switches unter dem Strich niedriger sind als für separate Systeme. Hinzu kommt, dass sich eine einheitliche Infrastruktur auf Basis von Ethernet einfacher verwalten lässt als zwei separate Netze.