Citrix-Manager Peter Goldbrunner

"Das Internet wird zur Kontext-Maschine"

26.06.2012

CP: Bezogen auf Mittelstands- und Enterprisekunden in Deutschland: Inwiefern kommen dort Hypervisoren-Plattformen unterschiedlicher Anbieter zum Einsatz und falls ja, aus welchen Gründen?

Goldbrunner: Absolut richtig, das entspricht dem tatsächlichen Bild. Die Gründe dafür sind auf der einen Seite, dass Kunden "technischen Silos" und somit eine Festlegung auf eine Plattform, sprich Hypervisor, und die damit verbundene Beschränkung vermeiden wollen.
Auf der anderen Seite unterscheiden Kunden sehr genau nach dem Kosten-Nutzen Verhältnis. Im Microsoft-Serverbetriebssystem ist Hyper-V beispielsweise als Hypervisor enthalten und erfüllt in seiner heutigen Version alle Basis Ansprüche, die an die Server-Virtualisierung gestellt werden. Bei sehr konkreten Anforderungen im Bereich der Desktop-Virtualisierung wird ein dafür optimierter Hypervisor wie der Citrix XenServer genutzt. Ein weiterer Aspekt sind Cloud-Projekte, bei denen unterschiedliche Services genutzt werden beziehungsweise zugrunde liegen und dementsprechend auch unterschiedliche Produkte. Hier ist Offenheit und Kompatibilität ein Muss - der Produktanbieter ist dabei zunächst zweitrangig.

CP: Welche Kriterien sind für Endkunden bei der Wahl der Virtualisierungs-Plattform Ihrer Erfahrung nach entscheidend?

Goldbrunner: Mehr noch als die Funktionalität der Produkte steht meiner Meinung nach die Kompatibilität und das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Lösungen und Herstellern im Vordergrund. Es existieren zudem verschiedene Hersteller-Allianzen rund um dieses Thema - wie etwa die V-Allianz von Microsoft und Citrix sowie Flexpod mit Cisco, NetApp und Citrix.
Im Rahmen dieser Allianzen werden Kunden-Referenzarchitekturen und aufeinander abgestimmte Produkte mit entsprechenden Schnittstellen angeboten. Kein Unternehmen fängt auf "der grünen Wiese" an, es gibt immer eine bestehende Infrastruktur und diese muss kompatibel und bestmöglich integrierbar sein. Darüber hinaus ist der Hypervisor als Technologie kein Spezialthema mehr. Die Frage" Virtualisiere ich Server oder nicht?" stellt sich in diesem Maß nicht mehr, vielmehr sollte man sich fragen welche Plattformen zu welcher Zeit zum Einsatz kommen.

CP: Welche Rolle spielt dabei die Überlegung, ob und inwiefern der Plattformanbieter Cloud-basierte Dienste und Anwendungen integrieren kann?

Goldbrunner: Was nutzt es, das funktionalste System im Haus zu haben, das nicht mit den angesprochenen Cloud-basierten Diensten kompatibel oder nur schwer zu integrieren ist? In dem Moment, in dem ich wegen einer Plattform-Entscheidung auf gewisse Anbieter von Cloud-basierten Diensten nicht zugreifen kann, ist es eine Fehlentscheidung. CIOs, IT-Leiter und IT-Entscheider müssen sich genau überlegen, ob und inwieweit sie hier eingeschränkt sein möchten. Das ist schon heute von großer Bedeutung, wird in Zukunft aber zunehmen wichtiger.

CP: Welche Rolle spielt die Frage nach der Quell-Offenheit des Hypervisors für Endkunden?

Goldbrunner: Getrieben von verschiedenen namhaften Unternehmen, die sich hier engagieren - darunter auch Citrix mit Xen - steigt die Bedeutung. Auf der anderen Seite sind schon viele Vorhersagen, bezogen auf quelloffene Technologien, nicht eingetreten. Wir sehen aber ganz konkret mit den Anbietern von Cloud-basierten Diensten ein Umfeld, das typischerweise mit quelloffenen Versionen startet und an quelloffenen Technologien sehr interessiert ist. In vielen Fällen kommt mit steigendem Geschäft und steigender Anzahl von Nutzern, eine gleichermaßen erhöhte Anforderung nach Support, Weiterentwicklungen und Pflege der Produkte. Im klassischen Enterprise-Umfeld sind es bei den quelloffenen Versionen die drei Marktführer, die den Hauptteil des Marktes abdecken.

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