CP: Wo liegen die Knackpunkte auf Seiten der Endkunden wie auf Seiten der Vertriebspartner?
Goldbrunner: Wie bei allen IT-Projekten gilt es auch bei Virtualisierungsvorhaben, nichts zu überstürzen. Die organisatorischen Voraussetzungen spielen stets eine ebenso große Rolle wie die technischen Aspekte. Ein erfolgreiches Projekt sollte im Idealfall vom gesamten Unternehmen strategisch getragen werden.
Wichtig ist auch die Initiative stets zu Ende zu denken: So lässt sich das gesamte Potenzial der Virtualisierung in Verbindung mit BYO etwa nur bei strikter Trennung zwischen privater und geschäftlicher Arbeitsumgebung wirklich ausschöpfen. Mit einem Client-seitigen Hypervisor wie dem Citrix XenClient ist das allerdings problemlos möglich. Er erlaubt den virtuellen Einsatz verschiedener Betriebssysteme und völlig unabhängiger Desktops auf einem PC.
Auch klare Betriebsvereinbarungen sind, trotz der neu gewonnen Freiheit durch flexible Arbeitsplätze und private Endgeräte, weiter enorm wichtig. Jeder Mitarbeiter sollte genau wissen, was er darf und wo die Grenzen der Consumerization verlaufen. Sonst droht trotz Virtualisierung ein unkontrollierter Wildwuchs, der die IT-Abteilung möglicherweise überfordert. Die konsequente Schulung und Aufklärung der Endanwender in Sachen Sicherheit ist mindestens genauso wichtig wie die Schulung der IT-Mitarbeiter.
CP: Was empfehlen Sie den Vertriebspartnern?
Goldbrunner: Die rasante Entwicklung im Bereich Virtualisierung und Cloud Computing sorgt bei den Partnern für einen hohen Bedarf an Aus- und Fortbildung und immer neuen Zertifizierungen. Das Thema Schulungen steht daher auch für Citrix weiter stark im Fokus und wird kontinuierlich ausgebaut. Unseren Partnern empfehle ich, von diesem umfassenden Angebot unbedingt gebrauch zu machen. Auch die V-Alliance von Citrix und Microsoft bietet Händlern, neben Preisvorteilen, vor allem erweiterte Vertriebs- und Marketingunterstützung sowie zusätzlichen Projektsupport und ergänzende Ausbildungsmöglichkeiten.
- Was alle Rollen eint
Die Hauptaufgabe der Partner wird im Cloud-Geschäft sein, Kunden strategisch zu beraten, die künftigen Prozesse zu definieren und bei der Auswahl passender Cloud-Dienste zu unterstützen. Wo beispielsweise könnten sich für den Anwender Standardapplikationen lohnen? Wo zusätzliche Ressourcen aus der Cloud bezogen werden? Was sollte der Kunde auf keinen Fall auslagern? - Cloud Consultant
System- und Beratungshäuser müssen dazu Cloud-spezifisches Technologie-Know-how aufbauen, Demo-Kapazitäten bereitstellen und gegebenenfalls eigene Betriebsumgebungen aufbauen. - Cloud-ISV (Independent Software Vendor)
Bietet seine Applikationen als Web-basierte Services an (SaaS). Vermarkten lassen sich die Anwendungen auch über B2B-Marktplätze (Appstores), die zunehmend von Herstellern, beispielsweise von IBM, Fujitsu, HP, SAP, aber auch seit kurzem von der Telekom angeboten werden. - Cloud-Dienstleister
Anbieter von Dienstleistungen rund um die Cloud, mit Schwerpunkt auf Orchestrierung und Integrierung von Cloud-Leistungen für und beim Kunden. Hier geht es darum, den Mix aus traditionellen On-Premise-Applikationen (betrifft vor allem ERP-Software) mit Cloud-basierten Services und Applikationen zu verknüpfen und dafür ein einheitliches Management zu schaffen. - Cloud Provider
Anbieter oder Hoster von Platform as a Services (PaaS). PaaS umfasst zusätzlich zur Infrastruktur auch Entwicklungsumgebungen, Vereinbarungen über die Laufzeiten, Monitoring, Skalierung, Service Level Agreements (SLA), Abrechnungssysteme, etc. - Cloud Builder
Partner, die Kunden dabei unterstützen, Rechenzentren und Applikationen so umzurüsten, dass sie Cloud-fähig werden
CP: Was sind die wesentlichen Trends und Probleme in den Bereichen Server-, Storage-, Desktop- & User-Virtualisierung?
Goldbrunner: Die verschiedenen Virtualisierungsdisziplinen werden mehr und mehr miteinander verschmelzen. Schon heute ist es immer schwieriger, eine klare Trennlinie zu ziehen. Citrix hat sich daher dazu entschieden, eine durchgängige Lösungsstrategie anzubieten, die vom Rechenzentrum bis zum Frontend reicht. Wir decken damit also die Bereiche Server-, Anwendungs- und Desktop-Virtualisierung gleichermaßen ab. Die Zahl der Unternehmen, die das Thema Virtualisierung ganzheitlich angehen wollen und durchgängiger Infrastrukturen aufbauen, wächst kontinuierlich.
Schließlich ist all diesen Arten der Virtualisierung die Konsolidierung und Zentralisierung von IT gemein. Natürlich wird uns darüber hinaus auch der Boom bei Smartphones und Tablets noch einige Zeit beschäftigen. Damit geht auch der Bedarf an mobilen zentralen Anwendungen sowie Cloud und Virtualisierung einher. Stromsparende Server und weitere Effizienzsteigerungen in der IT sind weitere Themen, an denen die Branche in den kommenden Jahren nicht vorbei kommen wird. Diese Trends betreffen das Storage-Umfeld genauso wie Automations- und Management-Tools oder Netzwerkprodukten. Auch hier wird die Nachfrage in Zukunft sicher weiter steigen.