Langsam kehrt das Leben in die Städte zurück. Nach dem Lockdown durch die Corona-Pandemie darf der stationäre Handel endlich wieder öffnen, allerdings unter Auflagen. Auch wenn Kunden derzeit noch zurückhaltend sind, ist die Öffnung ein wichtiger Schritt auf der Rückkehr in die Normalität.
Derzeit denken die Ladenbetreiber aber nicht so sehr daran, ihre Geschäfte möglichst schick zu gestalten, sondern sind eher damit beschäftigt, dass ihren Kunden trotz aller Corona-bedingten Beschränkungen sichere und möglichst einschränkungsfreie einkaufen können. Digital Signage am Point of Sale kann bei beidem unterstützen.
Was der Kunde am Point of Sale sieht, sind nur die brillanten großen Displays, Projektionen oder digitale Preisschilder. Der Großteil der Lösung mit Vernetzung, Mediaplayern, Kameras, Servern, Analyse-Tools und vielem mehr, bleibt - wie bei einem Eisberg - verborgen. Sich mit digital Signage am PoS zu beschäftigen ist also viel mehr, als nur großformatige Displays an die Wand zu hängen. Systemhäuser, die dieses Feld beackern wollen, müssen sich auch um das kümmern, was unter der Wasserlinie liegt.
Ist Digital Signage daher nur ein Betätigungsfeld für die AV-Spezialisten unter den Systemhäusern? Helmut Schmitz, Strategic Business Development Manager bei Fujitsu, will darauf keine pauschale Antwort geben, schließlich möchte der Einzelhändler auch kein pauschales Angebot erhalten. "Die Frage, was sich für wen eignet, entscheidet sich an Kriterien wie der Hardware, aber auch an bestehenden Beratungsoptionen. Hierzu können der Einbau in bestehende Möbel zählen oder ein neuer Entwurf, Netzwertstrukturen, Rollout-Optionen und Service", meint Schmitz. Auch die Beratung selbst, von der Generierung des entsprechenden Contents bis hin zur Bereitstellung eines Produkt- und Info-Management-Tools, könne zu einem eigenen Feld werden. "Oft tritt hier ein Generalunternehmen auf, das die konkreten Anforderungen des Einzelhändlers gemeinsam mit weiteren Partnern umsetzt", sagt der Fujitsu-Manager.
Genug Platz für Newcomer
Markus Korn, Director Display Solutions bei Samsung Electronics, hat die Erfahrung gemacht, dass die Spezialisten den Markt dominieren, da sie mit ihrem spezifischen Wissen um Lösungen andere vertriebliche Ansätze verfolgen als klassische Systemhäuser. "Diese haben sich in den letzten zehn Jahren - mit wenigen Ausnahmen - nicht um dieses Business gekümmert. Aber wir leben im 21. Jahrhundert und damit in der Zeit von Startups. Smarte und optisch ansprechende Displays finden einen immer breiteren Markt", weiß Korn. Wachsenden Einsatzmöglichkeiten und das Potenzial, mit ganzheitlichen Lösungen Umsätze zu generieren, machen das Digital-Signage-Geschäft daher auch für Newcomer attraktiv. "Wir werden sicher in Kürze einige neue und disruptive Lösungen sehen", prognostiziert er.
So ist es nicht notwendig, das Feld nur etablierten Playern zu überlassen. "Systemhäuser, die sich mit elektronischen Geräten auskennen, finden sich auch schnell mit Digital-Signage-Produkten zurecht", glaubt Kevin Haase, Marketing Manager Information Display DACH bei LG Electronics. "Besonders der SMB Bereich, die Ausstattung kleinerer Läden, bietet Systemhäusern tolle Chance für einen Einstieg in das Digital Signage Geschäft. Allerdings ist gerade für den Einstieg der richtige Partner wesentlich", ergänzt Gerit Günther, Head of Commercial Channel Sales bei Acer.
Martin Lienau, Product Manager Large Format Displays bei NEC Display Solutions Europe, ist der Meinung, dass der Markt "Platz für alle" bietet. "Etablierte Spezialisten kennen ihr Geschäft und wissen, welche Lösung sie für welche Installation einsetzen wollen und können. Sie bleiben aber auch meist bei diesem Ansatz und probieren nicht jedes Mal etwas Neues aus", erklärt er. Daher sei es interessant, wenn Newcomer dazu kommen. Sie haben meist kreative und neue Ansätze, die bei etablierten Systemhäusern nicht im Portfolio wären.
Der Bedarf für Signage am PoS steigt weiter. "Ob groß im Shop und Schaufenster oder in kleinerer Ausführung an Regal und Verkaufstresen, der Trend zu Display-gestützten PoS-Lösungen ist ungebrochen", stellt Samsung-Display-Chef Korn fest. Dabei werden die Lösungen immer häufiger zum wichtigen Bestandteil einer gesamtheitlichen Kommunikations- und Digitalisierungsstrategie. "Die Interaktion mit dem Kunden spielt dabei eine zunehmend wichtige Rolle. Neue Lösungen mit Sensorik werden den PoS interessanter, interaktiver und emotionaler gestalten", prophezeit er. Martin Lienau von NEC nennt dies "Customer Journey". Hier gehe es nicht mehr nur darum, eine reine Werbefläche zu installieren, sondern ein Gesamterlebnis zu schaffen. "Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung muss sich der stationäre Handel immer mehr gegen das größer werdende Online-Angebot behaupten. Um sich hier vom Wettbewerb abzugrenzen, müssen Kunden an möglichst vielen Berührungspunkten auf ihrer Customer Journey angesprochen werden", fordert er.