Wandel zum B2B-Onlinehändler

Conrad schließt Filialen



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Seit Jahren fokussiert sich Conrad auf das B2B-Geschäft über seine Online Sourcing Platform. Nun kündigt der Traditionshändler an, im Jahresverlauf fast alle stationären Filialen zu schließen. Lediglich B2B-Fachgeschäfte will Conrad Electronic künftig weiterhin betreiben.
Rückzug aus dem stationären Handel: Auch die digitale Vorzeigefiliale von Conrad in Berlin-Schöneberg ist bereits geschlossen
Rückzug aus dem stationären Handel: Auch die digitale Vorzeigefiliale von Conrad in Berlin-Schöneberg ist bereits geschlossen
Foto: Conrad

Nach fast 100 Jahren als Elektronikfachhändler für Endkunden sorgt Conrad nun für einen Paukenschlag: "Im bisherigen Format wird lediglich die Filiale in Wernberg-Köblitz weiter betrieben. Alle weiteren Filialstandorte sind beziehungsweise werden im Laufe des Jahres geschlossen", teilt das Traditionsunternehmen in einer Mitteilung mit. Aktuell werden neben Wernberg-Köblitz auf der Webseite von Conrad noch neun stationäre Filialen gelistet, die noch für Endkunden geöffnet sind. Vor fünf Jahren betrieb der Elektronikhändler bundesweit noch mehr als 20 Ladengeschäfte.

Die Entscheidung zum Rückzug aus dem Filialgeschäft steht in direktem Zusammenhang mit der Neuausrichtung von Conrad als Online Sourcing Platform, also als B2B-Onlinehändler. Der Trend, dass Privatkunden und Privatkundinnen ihren Bedarf weniger im stationären Handel decken und stattdessen vermehrt online einkaufen, habe sich durch Corona in den vergangenen zwei Jahren noch einmal deutlich beschleunigt, erklärt das Unternehmen nun. Dies unterstreiche, dass Conrad mit seiner vor Jahren erfolgten Strategieänderung und Entwicklung hin zu Europas führender B2B-Beschaffungsplattform für technischen Betriebsbedarf auf dem richtigen Weg sei.

Weitere B2B-Filialen denkbar

Nicht von den Filialschließungen betroffen ist der Standort im nordrhein-westfälischen Hürth, wo Conrad im Frühsommer 2020 seine erste B2B-Filiale in Betrieb genommen hat. Weitere B2B-Geschäfte seien weiterhin geplant. Nur im Endkundengeschäft soll es keine stationären Filialen mehr geben. "Natürlich fällt uns dieser Schritt sehr schwer", erklärt Ralf Bühler, CEO von Conrad Electronic SE. "Wir haben unsere Beschäftigten daher frühzeitig informiert und sind in Gesprächen, um sozialverträgliche Regelungen zu finden und unserer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Mitarbeitende aus den Filialen haben selbstverständlich die Möglichkeit, sich auf offene Stellen innerhalb der Conrad Gruppe zu bewerben."

Den Rückzug aus dem stationären Endkundengeschäft hatte Conrad im Herbst 2020 bereits in der Schweiz vorexerziert. Zur der Entscheidung für den deutschen Markt erklärt das Unternehmen, es sei nicht das erste Mal in der fast 100-jährigen Geschichte von Conrad, dass man Veränderungen im Konsumentenverhalten ernst nehme und konsequent handele. Bereits in den 70er Jahren habe Klaus Conrad fast alle damaligen Filialen geschlossen und voll und ganz auf den Versandhandel gesetzt. "Ein Teil unseres Erfolges besteht seit Generationen darin, Kunden gut zuzuhören und danach entsprechend zu handeln", beschreibt Ralf Bühler das Erfolgsrezept des Unternehmens.

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